Postbeförderung mit der Straßenbahn

Als die Rheinische Eisenbahn am 1. September 1841  ihre Eisenbahnstrecke von Köln nach Aachen eröffnete, erhielt die Stadt Stolberg dort zwar schon einen eigenen Bahnhof. Allerdings lag die Bahnstation rd. 3 – 4 km von der Stadtmitte entfernt und die Wegeverbindungen zum neuen Bahnhof waren noch unzureichend. Die preußische Post nutzte indes schon recht bald die neue Eisenbahn zur Beförderung ihrer Post. Schon aus dem Jahre 1851 gibt es Briefe, die nach Stolberg adressiert sind und einen Stempel der Bahnpost von „Cöln“ nach Verviers tragen. Es ist zu vermuten, dass schon zu dieser Zeit regelmäßig Post vom Stolberger Bahnhof an der Rheinischen Eisenbahn bis zum Postamt in der Stadtmitte transportiert worden ist. Selbst als eine durchgehende Straße von Stolberg zu dem seinerzeit noch auf Eschweiler Gebiet liegenden Bahnhof erbaut worden war, fehlte es lange Zeit an einem regelmäßig verkehrenden öffentlichen Beförderungsmittel zwischen der Stadtmitte und dem Bahnhof. Droschken konnten sich nur wenige wohlhabende Bürger leisten, der überwiegende Teil der Bevölkerung musste zu Fuß zum Bahnhof gehen. Es war die Post, die am 1. Oktober 1871 mit einem Pferdeomnibus das erste regelmäßig verkehrende Verkehrsmittel anbot. Die Hauptaufgabe dieses von zwei Pferden gezogenen Postwagens war aber die Beförderung der Post, nur nebenher bot die Post Mitfahrmöglichkeiten für jeweils acht Reisende. Außerdem verkehrte der Pferdeomnibus nur einmal täglich. Er verließ die Stadtmitte um 3:55 Uhr und bot Anschlüsse an den um 4:35 Uhr abfahrenden Zug nach Aachen sowie den um 4:50 Uhr abfahrenden Zug nach Köln.

Am 20. Oktober 1881 nahm die Aachener und Burtscheider Pferde-Eisenbahn zwischen dem Rheinischen Bahnhof und dem Postamt am Kaiserplatz eine normalspurige Pferdebahnlinie in Betrieb, die schon am 3. November 1881 bis Stolberg-Hammer verlängert wurde. Die Post nutzte die neue Pferdebahn von Anfang an zur Postbeförderung zwischen dem Postamt am Kaiserplatz und dem im Seitenflügel des Rheinischen Bahnhofs  zwischenzeitlich eröffneten Postamt. So wurden auf den offenen Plattformen der Pferdebahnwaggons regelmäßig Postsäcke und Pakete befördert.


Zwischen 1899 und 1909 entstand diese Aufnahme des vierachsigen Triebwagens 113 mit dem angehängten, zur Postbeförderung eingesetzten Beiwagen 33 am Bahnhofsgebäude des Rheinischen Bahnhofs in Stolberg. Der am rechten Bildrand sichtbare Gebäudeteil beherbergte das Postamt.

Am 11. September 1897  wurde in Stolberg eine elektrische Kleinbahn in Betrieb genommen, für die einerseits von Aachen über Eilendorf nach Stolberg-Atsch und weiter nach Eschweiler-Pumpe eine rd. 7 km lange meterspurige Strecke neu gebaut und andererseits die normalspurige Pferdebahnstrecke in eine meterspurige Kleinbahnstrecke mit Oberleitung umgebaut worden waren. Zwischen dem Rheinischen Bahnhof und dem Postamt am Kaiserplatz wurden 8 bis 9 Fahrten zur Postbeförderung durchgeführt.  Wegen des hohen Postaufkommens wurde im Jahre 1910 das Postamt im Bahnhofsgebäude erweitert und ein kleiner Anbau angefügt.


Für die Postbeförderung waren zwei ehemalige Pferdebahnwagen zu speziellen Postwagen umgebaut worden, die dann als Beiwagen den Straßenbahntriebwagen angehängt wurden.

Beim Hauptpostamt am Kaiserplatz wurde die Post anfangs am durchgehenden Straßenbahngleis auf der Rathausstraße vom Triebwagen auf Postkarren umgeladen. Da das umfangreiche Ladegeschäft aber zu häufigen Behinderungen des Straßenbahnverkehrs führte, legte die Post im Jahre 1899 ein rd. 120 m langes Anschlussgleis von der Rathausstraße zum Postamt am Kaiserplatz an. Auf dem Anschlussgleis wurden die relativ leichten Postbeiwagen von Postbediensteten mit Muskelkraft  geschoben.

 


Auf diesem zu Ende der 1920er/Anfang der 1930er Jahre aufgenommenen Foto ist das Anschlussgleis der Post bereits nicht mehr vorhanden.

Die Stolberger „Poststraßenbahn“ zwischen dem Postamt am Kaiserplatz und dem Stolberger Hauptbahnhof verkehrte bis 1928. Danach übernahm ein Lastauto die Postbeförderung zwischen den einzelnen Postämtern.


In den 1930er Jahren benutzte die Post u.a. diesen Daimler-Benz-Lastwagen zur Postbeförderung. Durch das geöffnete Tor im Postgebäude wird die Post gerade verladen.

Auch auf den anderen Straßenbahnstrecken war Post befördert worden. Zumeist handelte es sich dabei um Briefpost in Postsäcken, die in den Triebwagen beim Fahrer mitgenommen wurde. Diese Art der Postmitnahme soll auf den Straßenbahnstrecken rund um Stolberg zumindest bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges  stattgefunden haben.

Ein Gedanke zu „Postbeförderung mit der Straßenbahn“

  1. Bin durch Zufall in diesem Bereich gelandet..
    Postbeförderung mit Straßenbahn.
    Als junger Azubi bei der Post mussten wir-die Post vom damaligen Postamt Hoengen am Dreieck
    nach der Beförderung an der Haltestelle da wo heute “ de Bache“ Luisenstr. abholen.
    Das wurde nach der Zusammenlegung der kommunalen Neugliederung beendet.
    Das hieß dann 511 Alsdorf 2, damit war die Eigenständigkeit von Hoengen 1972 beendet.
    Und der Transport von Post mit der Straßenbahn war im Aachener Nordkreis beendet.

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