Urlaubsgrüße aus Sachsen

Der Freistaat Sachsen gehört zu den wenigen deutschen Ländern, in denen die Eisenbahn als Kulturgut wahrgenommen und die Pflege des historischen Eisenbahnerbes von staatlicher Seite mit Geld und „good-will“ gefördert wird. Mit dem Projekt „Dampfbahnroute“ unterstützt der Freistaat Sachsen die vielfältigen eisenbahnbezogenen  Aktivitäten. Für Eisenbahnfreunde hat Sachsen deshalb auch im Jahr 2022 viel zu bieten – Grund genug, dort kürzlich einen Urlaub zu verbringen und den Dampf-Hunger zu stillen….

Im Zittauer Gebirge lockt die Schmalspurbahn von Zittau nach Oybin und Jonsdorf die Eisenbahnfreunde. Am 04. September 2022 traf der Chronist beim Bf. Bertsdorf auf die von Zittau her ankommende 99 1760, die an diesem Tag als ersten Zug des Tages den sog. „Reichsbahnzug“ bespannte.

Die Attraktion des Bf. Bertsdorf sind die täglich mehrmals zu erlebenden Doppelausfahrten. Am Morgen des 04. September 2022 waren dabei 99 1760 mit einem Zug nach Jonsdorf (links) und 99 1749 mit einem Zug nach Oybin (rechts) die Akteure dieses Schauspiels.

Die kurvenreiche Strecke nach Jonsdorf steigt schon bei der Ausfädelung aus dem Bf. Bertsdorf stark an. 99 1760 legte deshalb am Morgen des 04. September 2022 eine sehens- und hörenswerte Ausfahrt hin.

Die Einfahrgleise in den Bf. Bertsdorf sind mit Formsignalen gesichert. Hier donnert 99 1749 am 04. September 2022 mit einem Zug nach Oybin an einem der Einfahrsignale vorbei.

Auf dem Bf. Oybin gibt es ein sehenswertes Wasserhaus, das zu einem Ferienhaus umgebaut wurde. Nach der Ankunft der Züge kann man dort regelmäßig die Schmalspurloks beim Rangieren erleben. Hier war es 99 1749, die dem Fotografen am 04. September 2022 begegnete.

Auf dem Bf. Oybin gibt es die Möglichkeit, die Schmalspurdampfloks vor einer der markanten Felsformationen des Zittauer Gebirges aufzunehmen. Hier war es wiederum 99 1749, die am 04. September 2022 zu einem Foto beitrug.

Auf dem Bf. Bertsdorf kann man nicht nur das regelmäßige Wassernehmen der Loks verfolgen. Mit etwas Glück kann man dort auch Wartungsarbeiten wie das Löscheziehen beobachten. Am Abend des 04. September 2022 war das Lokpersonal der 99 1760 mit solchen Arbeiten beschäftigt.

Im vogtländischen Schönheide wird ein kurzes Teilstück der „WCd-Linie“ erhalten. Diese in mehreren Abschnitten errichtete Schmalspurbahn von Wilkau-Haslau nach Carlsfeld war die älteste, längste und steilste sächsische Schmalspurstrecke. Das heute vom Bf. Schönheide-Mitte bis Stützengrün (bzw. Neulehn) befahrene  Reststück vermittelt den besonderen Charakter dieser Linie immer noch sehr gut. Zugleich verkehrt hier mit 99 516 die älteste betriebsfähige IV K-Lok, die mit ihrem Baujahr 1892  zugleich die älteste aktive sächsische Schmalspurlok ist. Anläßlich des „Bürstenfestes“ war sie auch am Wochenende 10./11. September 2022 im Einsatz. Am Morgen des 11. September 2022 begegnete die 99 516 dem Chronisten mit einem Personenzug aus Stützengrün bei der Einfahrt in den Bf. Schönheide (oben und unten).

Bei der Ortslage Neuheide bietet ein kleiner Birkenwald entlang der Strecke ansprechende Fotomotive. Zusätzlich bereichert einer der im Vogtland und im  Erzgebirge „verehrten“ Vogelbeerbäume das Bild. Als 99 516 dort am 11. September 2022 in Szene gesetzt wurde, hatte der Heizer gerade noch ein paar Kohlen aufgelegt, um die hier beginnende starke Steigung hinauf zum Bf. Schönheide-Mitte zu bewältigen.

Typisch für die „WCd-Linie“ waren u.a. die weiten Panoramablicke in die Landschaft. Ein solches Motiv findet sich bspw. nahe der Bürstenfabrik in Stützengrün. Wieder war es 99 516, die dort am 11. September 2022 mit einem Zug nach Schönheide aufgenommen wurde.

Wie es einmal war – Vergleiche mit erlebtem Bahnbetrieb – Teil 2

Blickt man heute auf die Eisenbahnwelt der 1970er und 1980er Jahre, dann wird sehr deutlich, wie groß die Veränderungen zum heutigen Schienenverkehr sind. Manches, was seinerzeit noch selbstverständlich war und wenige Jahre später leichtfertig dem neoliberalen Zeitgeist der Bahnreform geopfert wurde, wird heute wieder als klimafreundliche Alternative herbeigewünscht. Wer die Eisenbahn von heute betrachtet, dem mögen die nachfolgenden Eindrücke vermitteln, was zur Zeit der Deutschen Bundesbahn einmal möglich war und wie viel von der Infrastruktur und den betrieblichen Möglichkeiten weggenommen wurde….

Im zweiten Teil dieser Serie geht es wieder um den Güterverkehr der Region Aachen.

Der Eschweiler Hauptbahnhof zeigt sich heute als moderner Verknüpfungspunkt von Individualverkehr und öffentlichen Schienenpersonennahverkehr. Drei Bahnsteiggleise bieten Möglichkeiten, die Züge von zwei Regionalbahnlinien und einzelne S-Bahn-Fahrten zu erreichen. Alle freien Flächen rings um das privatisierte ehemalige Empfangsgebäude werden als Parkflächen für Autos genutzt. Abstellanlagen für Fahrräder und Bushaltestellen ergänzen den Bahnhof. Der Eschweiler Hauptbahnhof ist damit heute typisch für viele Bahnhöfe der Region Aachen.

Einfahrt eines Eilzuges auf Gleis 1 des Eschweiler Hauptbahnhofs, aufgenommen am späten Nachmittag des 28. September 1983. Für die oft aus mehreren „Silberlingen“ gebildeten Züge war die Bespannung mit Loks der Baureihe 110 alltäglich. Im Empfangsgebäude gab es eine Fahrkartenausgabe und einen Schalter für Expressgut und Reisegepäck. Einer der dort beschäftigten Eisenbahner ist mit dem Elektrokarren auf dem Bahnsteig bis zu der Stelle gefahren, an der erfahrungsgemäß der im Zug mitgeführte Gepäckwagen zum Halten kommt. Innerhalb der kurzen Haltezeit wird gleich in Windeseile Expressgut und Reisegepäck sowohl vom Zug übernommen als auch dem Zug mitgegeben.  Links vom Bahnsteig erstreckt sich die Güterabfertigung Eschweiler Hbf, bei der an diesem Tag fünf Stückgutwaggons an der Laderampe be- und entladen wurden und später zum Versand gebracht werden.

Die Güterabfertigung Eschweiler Hbf befand sich neben dem Empfangsgebäude. Sie hatte ein kleines Bürogebäude und eine Güterhalle (oben und unten). Unmittelbar angebaut gab es eine Kopf- und Seitenrampe. Im Umfeld der Güterabfertigung gab es zusätzlich zwei Freiladegleise für den Wagenladungsverkehr.  Heute wird das gesamte Areal als Parkfläche genutzt.

Am Nachmittag des 28. September 1983 wurde 290 196 von Stolberg Hbf aus nach Eschweiler Hbf geschickt, um den dortigen örtlichen Güterverkehr abzuwickeln. Auf der Südseite des Eschweiler Hauptbahnhofs sorgte der Privatgleisanschluss der Firma Neuman für Wagenaufkommen. An diesem Tag galt es, dort drei Waggons mit Maschinenteilen abzuholen (oben und unten).

Während der Rangierarbeiten für den örtlichen Güterverkehr musste auf den Personenverkehr Rücksicht genommen werden. Zur Bedienung des Gleisanschlusses der Firma Neuman gab es mehrere Abstellgleise, die Flexibilität beim Rangieren ermöglichten. Für die Bedienung der Güterabfertigung und der Freiladegleise mussten allerdings die Gleise 1 und 2 zeitweise belegt werden (oben und unten).

Am 28. September 1983 holte 290 196 die fünf Stückgutwaggons von der Güterabfertigung Eschweiler Hbf ab (oben). Der an der Kopf- und Seitenrampe stehende Güterwaggons blieb dort zurück. An diesem Tag bestand  der Übergabezug von Eschweiler Hbf nach Stolberg Hbf aus acht Waggons (unten).

Auf der Eschweiler Talbahn gab es in den 80er Jahren ebenfalls Übergabefahrten für den örtlichen Güterverkehr der dortigen Bahnhöfe. Am 25. März 1985 konnte 290 166 bei der Bedienung des Eschweiler Talbahnhofs beobachtet werden (oben und unten). An diesem Tag wurde dort u.a. ein Waggon abgeholt, den die Bundeswehr mit einem Kettenfahrzeug beladen hatte (unten).

Nach der Bedienung des Eschweiler Talbahnhofs setzte die 290 166 ihre Übergabefahrt in Richtung Eschweiler-Aue und Stolberg Hbf fort. Das von der Talstraße aus aufgenommene Foto zeigt die Fuhre zwischen den Bahnübergängen Franzstraße und Langwahn.

Auch der Bf. Weisweiler hatte ein erhebliches Güterverkehrsaufkommen. Auf der Westseite zweigte eine Anschlussbahn ab, mit der 1986 noch das Elektrowerk Weisweiler versorgt wurde. Das Elektrowerk erhielt seinerzeit u.a. Ganzzüge mit Erz. Am 14. Februar 1986 wurde dort 290 330 beim Rangieren von Erzwaggons beobachtet.

Am 10. Mai 1982 gab es auf dem Stolberger Hauptbahnhof die E-Lok 140 201 mit einem bunt gemischten Güterzug zu sehen. Man beachte das aufgeräumte Erscheinungsbild der Gleisanlagen, das durch die an Quertragwerken aufgehängten und mehrere Gleise gleichzeitig überspannenden Fahrleitungen bewirkt wird. Heute wird der freie Blick durch eine Vielzahl von Fahrleitungsmasten verstellt, die „wild“ entlang der einzelnen Gleise errichtet wurden.

In Oberbruch bei Heinsberg konnte man in den 80er Jahren auf den von den ENKA-Glanzstoffwerken errichteten Werkbahnanlagen eine Dampfspeicherlok erleben. Bei dieser Lokbauart wurde zum Antrieb Dampf verwendet, der im Produktionsprozess des Werks ohnehin angefallen war und in der Lok weiterverwendet wurde. Zum Betrieb dieser robusten und langlebigen Rangierloks wurde weder Kohle noch Diesel verbraucht. Die am 05. Mai 1983 aufgenommenen Fotos zeigen die Werklok 1 beim Rangieren auf den Werksbahngleisen in Oberbruch (oben und unten).

Auch wenn die Dampfspeicherlok ihren Dampf nicht selbst erzeugte, sondern von außen  zugeführt bekam, so konnte sie dennoch zischende Dampfwolken produzieren….

 

(wird fortgesetzt)

 

Wie es einmal war – Vergleiche mit erlebtem Bahnbetrieb – Teil 1

„Früher war alles besser…“ – ein geflügeltes Wort, das gerade von älteren Menschen immer wieder einmal zu hören ist. Ob es stimmt, bleibt der individuellen Wahrnehmung eines jeden Menschen überlassen. Wandelt man das Zitat aber ab in „früher war alles anders“, dann trifft es zumindest auf die Wahrnehmung der Eisenbahn in der Region Aachen durchaus zu. Die Eisenbahn der 1970er und 1980er Jahre hatte zwar bereits große Veränderungen hinter sich. Die Einführung des elektrischen Fahrbetriebs auf den Hauptstrecken, das Ende des Dampflokeinsatzes, der stetige Kampf gegen die Konkurrenz des Straßenverkehrs und der daraus entstandene Rationalisierungsdruck führten schon damals zu „Angebotseinschränkungen“, der Aufgabe von Rangierbahnhöfen und Betriebswerken und Streckenstilllegungen. Dennoch war das Eisenbahnwesen weiterhin geprägt von örtlichem Personal, das den Bahnbetrieb routiniert abwickelte und ansprechbar war. Die Eisenbahn war dem Gemeinwohl verpflichtet. Selbst auf Nebenstrecken gab es vielerorts ein angemessenes Angebot für den Personen- und Güterverkehr. Fast alle Bahnhöfe der Region boten den Kunden mit Ladestraßen und Verladerampen umfangreiche Möglichkeiten für den Wagenladungsverkehr. In der Region gab es eine Vielzahl von großen Industriebetrieben, die für ein großes Wagenaufkommen sorgten und häufig auch eigene Werksbahnen betrieben, um den Empfang und Versand der Wagenladungen zu bewältigen. Auf vielen Bahnhöfen gab es das Angebot des Expressgutverkehrs und die Möglichkeit, Reisegepäck aufzugeben oder abzuholen. Zusätzlich sorgten mehrere Güterabfertigungen für den Stückgutverkehr.

Blickt man heute auf die Eisenbahnwelt der 1970er und 1980er Jahre, dann wird sehr deutlich, wie groß die Veränderungen zum heutigen Schienenverkehr sind. Und manches, was seinerzeit noch selbstverständlich war und wenige Jahre später leichtfertig dem neoliberalen Zeitgeist der Bahnreform geopfert wurde, wird heute wieder als klimafreundliche Alternative herbeigewünscht. Wer die Eisenbahn von heute betrachtet, dem mögen die nachfolgenden Eindrücke vermitteln, was zur Zeit der Deutschen Bundesbahn einmal möglich war und wie viel von der Infrastruktur und den betrieblichen Möglichkeiten weggenommen wurde….

Im ersten Teil dieser Serie fällt der Blick auf den Güterverkehr der Region Aachen.

Bahnwerbung aus dem Jahre 1977 (!) – auch wenn dieses Motto seit rund 50 Jahren zu den gängigen Phrasen der Politiker und Verkehrsminister gehört, so wurde entgegen der Sonntagsreden und Lippenbekenntnisse genauso lang genau das Gegenteil gemacht. Vom „betriebswirtschaftlich optimalen Netz“ (BON) bis zum „marktorientierten Angebot Cargo“ (MORA C) wurde den Bahnkunden der Zugang zum Güterverkehr stetig erschwert. Der Rückzug aus der Fläche, die Schließung von Güterabfertigungen und ortsnahen Güterbahnhöfen, der Rückbau von Verlademöglichkeiten und Privatgleisanschlüssen ließen den Anteil der Bahn am gesamten Güterverkehrsmarkt erheblich absinken. Wo kann man in einer Großstadt wie Aachen heute noch Wagenladungsverkehr abwickeln?

Als dieses Foto der 215 122 im August 1993 entstand, konnte man auf dem Bf. Aachen-West noch viele Attribute des einstigen Güterverkehrs sehen. Neben der Güterabfertigung und den Ladestraßen betrieb die Deutsche Bundesbahn dort auch einmal einen Containerbahnhof.

Die Region Aachen war noch bis in die 1960er Jahre stark industriell geprägt. Danach setzte eine krisenhafte Entwicklung ein, die zum Rückgang der Textilindustrie, des Bergbaus und anderer Grundstoffindustrien führte. Gute Bahnkunden wie Brikettfabriken, Bergwerke und Kokereien, Kalkwerke, Steinbrüche, Eisen- und Zinkhütten, Stahlwerke und Walzwerke sowie Maschinenfabriken und metallverarbeitende Betriebe brachen als Bahnkunden weg. Wer heute durch die Region Aachen fährt, benötigt schon gutes Erinnerungsvermögen oder viel Phantasie, um sich die verschwundene Arbeitswelt auszumalen (oben und unten).

Viele Industriebetriebe waren über eigene Gleisanschlüsse mit dem Schienennetz verbunden und betrieben teils umfangreiche Werkbahnen, auf denen sie eigene Werksloks einsetzten. Typische Beispiele waren etwa die EBV-Hüttenbetriebe in Eschweiler Aue (oben, Foto vom 30. April 1980 mit der Werklok 3) oder die Vereinigten Glaswerke (St. Gobain) in Stolberg (unten, Foto vom 16. August 1979 mit der Werklok 1).

Zu den größten Bahnkunden der Region mit den umfangreichsten Gleisanlagen gehörten die Bergwerke im Wurmrevier. Alsdorf war mit dem Verbundbergwerk Anna und der Kokerei jahrzehntelang der „Spitzenreiter“ unter den Bahnkunden mit eigenem Werkbahn- (bzw. Grubenbahn-)betrieb. Dort konnte man am 06. Mai 1980 auf dem Gemeinschaftsbahnhofs Alsdorf beispielsweise die Grubenbahnloks  Anna 2 (links) und Anna 4 (rechts) beobachten.

Zum alltäglichen Betriebsablauf gehörten in Alsdorf mehrmals täglich auch eindrucksvolle Rangierfahrten der Grubenbahnloks über den Personenbahnhof hinaus bis nahe an das Einfahrsignal. Am 22. März 1978 entstand bei einem solchen Einsatz das Foto der EBV-Grubenbahnlok 3 mit einer scheinbar endlosen Wagenschlange (oben und unten).

Der Bahnhof Alsdorf verzeichnete noch Mitte der 1970er Jahre  einen Versand von täglich rd. 440 Waggons. Gleichzeitig mussten auch die Leerwagen über die eingleisige Strecke von Stolberg nach Herzogenrath bereitgestellt werden. Und bis 1975 waren zusätzlich auch die Gruben „Adolf“ in Merkstein und „Carl-Alexander“ in Baesweiler über diese eingleisige Strecke an das Bundesbahnnetz angeschlossen. Auf dem Bf. Alsdorf war rund um die Uhr Bahnbetrieb. Am 05. Oktober 1979 entstand dort das Foto der 290 195, die einen der vielen Kohlenzüge zusammenstellte (oben). Nahe beim Stolberger Hauptbahnhof wurde am 07. Mai 1982 beim Bahnübergang Trockenbuschweg die 215 113 mit einem Leerwagenzug nach Alsdorf fotografiert.

Hoch im Norden des Aachener Bergbaureviers sorgte die Grube „Sophia Jacoba“ zusammen mit ihrer Brikettfabrik für regen Güterverkehr. Am 20. August 1987 entstand bei Hückelhoven das Foto von 140 123, die auf der eingleisigen Strecke einen Kohlenzug nach Baal schleppte.

In Ratheim gab es einen weitläufigen Übergabebahnhof für die Grube „Sophia Jacoba“. Im Gegensatz zu den Gruben rund um Alsdorf war die eingleisige Anschlussstrecke von Baal bis Ratheim elektrifiziert. Hier waren meist E-Loks der BR 140 im Kohlenverkehr anzutreffen. Am 20. August 1987 erwischte der Fotograf auf dem Bf. Ratheim die Loks 140 494 und 140 123 (oben und unten).

Am 22. August 1987 ergab sich auf der ansteigenden Strecke bei Siersdorf die Gelegenheit, 215 111 mit einem Kohlenzug von der EBV-Grube „Emil Mayrisch“ in Richtung Mariagrube, Alsdorf und Herzogenrath zu erleben.

Der Bf. Aachen-Rothe Erde war bis weit in die 1990er Jahre ein wichtiger Güterbahnhof. Hier zweigten die Strecke über Haaren zum Bf. Aachen-Nord, das Anschlussgleis zum Güterbahnhof Moltkestraße und der letzte Streckenrest der Vennbahn ab. Über diese Schienenwege wurden sowohl das Philippswerk, die rund um den Nordbahnhof ansässigen Industriebetriebe und ein großer Aachener Baustoffhändler als auch weitere Kunden wie ein großer Kartoffelhandel, ein Lebensmittelversorgungslager der belgischen Streitkräfte oder eine entfernt liegende Bundeswehrkaserne bedient. Selbstverständlich gab es am Bf. Aachen-Rothe Erde auch eine Güterabfertigung und Freiladegleise. Das Foto vom 26. Oktober 1988 zeigt die 215 129, die mit einem Übergabezug vom Bf. Aachen-Nord eingetroffen war und am rechten Bildrand eine der beiden Rangierloks des Bf. Aachen-Rothe Erde.

Am Stolberger Hauptbahnhof begann eine Umleitungsstrecke für Züge mit Lademaßüberschreitung, die nicht durch den Aachener Buschtunnel oder den Gemmenicher Tunnel fahren konnten. „Lademaßüberschreiter“ (LÜ-Züge) mussten den Weg von Stolberg Hbf über Walheim und Raeren nach Welkenraedt und Montzen nehmen. Auf dieser Relation konnten Eisenbahnfreunde mit ein wenig Glück außergewöhnliche Züge sichten. Am 17. September 1982 war 215 016 mit einem Militärtransport für die belgischen Streitkräfte im Einsatz (oben), am 16. Mai 1985 gab es auf dem Bf. Raeren einen Schwertransport zu sehen, der auf seine Weiterbeförderung wartete (unten).

Auf der Eschweiler Talbahn sorgten der Bf. Frenz, der Bf. Weisweiler, der Talbahnhof und der Bf. Eschweiler-Aue für reges Güterverkehrsaufkommen, das werktäglich mit mehreren Übergabefahrten abgewickelt werden musste. Am 29. Dezember 1979 legte 290 377 mit einem Spezialzug, mit dem Uranhexafluorid nach Weisweiler transportiert wurde, einen Kreuzungshalt auf dem Bf. Eschweiler-Aue ein (oben). Mit einer täglich verkehrenden Übergabefahrt von Weisweiler über Eschweiler-Aue nach Stolberg Hbf wurde 290 306 am Nachmittag des 24. April 1985 bei anstrengender Fahrt auf der Steigung am westlichen Einfahrsignal des Bf. Eschweiler-Aue im Bild festgehalten (unten).

(wird fortgesetzt)

 

 

 

Buchtipp: Eisenbahnen im Eifel-Vorland

Vor wenigen Tagen hat der Bonner Autor Michael Heinzel ein neues Buch herausgebracht, das auch für die Eisenbahnfreunde in der Region Aachen interessant sein dürfte: Eisenbahnen im Eifel-Vorland .

Es ist ein Buch, das eine Angebotslücke schließt und auch unter den regionalen Bahnfreunden gewiss viele Interessenten finden wird. Zur Ankündigung des neuen Buches heißt es im Informationstext:

„Eisenbahnfreunde verfügen mittlerweile über eine große Auswahl an Literatur: Doch haben die Altmeister der Eisenbahnfotografie die Bahnen des Eifel-Vorlandes übersehen. Bis heute liegen zur Bördebahn und zur Voreifelbahn keine Monographien vor. Diese Lücke schließt nun unser Autor Michael Heinzel mit seinem ausführlichen, reich bebilderten Band über die Eisenbahnen zwischen Bonn ‒ Euskirchen – Düren bzw. Bad Münstereifel. Besonders interessant für Fachleute wie Laien sind die oft einzigartigen Fotografien, die historische Raritäten und Kuriositäten zeigen, dazu kommen zahlreiche Fahrpläne, Laufpläne und zeitgenössische Berichte, die das Betriebsgeschehen über die Jahrzehnte plastisch werden lassen.“

(„Eisenbahnen im Eifel-Vorland“; Autor: Michael Heinzel; Format: 29 x 20 cm; 176 Seiten, 329 teils farbige Abbildungen; gebundene Ausgabe; ISBN: 978-3-948568-10-8, Preis: 42,80 Euro)

Wer schon die von Michael Heinzel erschienen Bücher zur Geschichte der Vennbahn („Hommage a la Vennbahn“) und zur Eisenbahngeschichte und zur Entwicklung der ostbelgischen Grenzregion (bspw. „Wo ist denn Bollenien“ / „Eisenbahn in Ostbelgien“ / „Grenzland Eifel“) gelesen hat, wird auch dieses Werk zur regionalen Eisenbahngeschichte gerne in seinem Bestand haben und wissen, dass das Buch sein Geld wert ist…

Stolberg braucht Hilfe!

In der Nacht vom 14. zum 15. Juli 2021 wurde das Vichttal von einem Hochwasser mit bisher ungekannter Wucht und Dimension überflutet. Im Stadtgebiet hat es im Verlauf der gesamten Talachse verheerende Schäden gegeben. Nach dem Rückgang des Hochwassers ist die Wiederherstellung der Infrastruktur (Strom, Wasser, Mobilfunk, Medizin) eine der dringendsten Aufgaben. Derzeit besteht auf der gesamten Talachse sowie in Vicht und Zweifall keine Infrastruktur. Neben den Schäden, die von der öffentlichen Hand zu beseitigen sind, gibt es aber vor allem viele Schäden bei den Menschen, die in der Talachse leben. In tagelangen spontanen Katastrophehilfsaktionen hat die Bevölkerung mit Unterstützung durch Feuerwehr, THW, Bundeswehr, allen bekannten Hilfsorganisationen und vielen regionalen Unternehmen schon die größten Schuttmassen in den Griff bekommen können. Nachdem in einer ersten Hilfswelle viele Sachspenden zur unmittelbaren Bewältigung der ersten Not zur Verfügung gestellt wurden, geht es nun darum, den Betroffenen wirtschaftlich wieder auf die Beine zu helfen. Nun ist vor allem eine finanzielle Unterstützung nötig. Die Stadt Stolberg hat dazu ein zentrales Spendenkonto eingerichtet, um ihren Bürgern in der Katastrophenlage unabhängig von öffentlichen Geldern baldmöglich und unbürokratisch zu helfen. Geldspenden in jeder Höhe sind herzlich willkommen.

Spendenkonto:
Inhaber: Kupferstadt Stolberg 
Sparkasse Aachen 
IBAN: DE 83 3905 0000 1073 7966 56 
Kennwort: „Stolberg hilft“

Wer mit Arbeitskraft oder Dienstleistungen helfen möchte, sollte sich im Interesse eine effektiven und koordinierten Hilfe bitte unbedingt vorher bei der von der Stadt Stolberg eingerichteten Spendenhotline: 02402 127 511 83 melden.

Auch das Hilfswerk der regionalen Tageszeitungen bzw. das Medienhaus Aachen haben ein Spendenkonto für die Hochwasserbetroffenen der Region eingerichtet: IBAN DE17 3905 0000 0000 7766 66, Sparkasse Aachen, Stichwort „Hochwasser“. Die Spenden kommen vollständig den Betroffenen zugute.

Welche Zerstörungskraft das Hochwasser hatte, zeigt beispielhaft dieses Foto aus der Stolberger Innenstadt, das die Rathausstraße nahe des Kupferhofs Rosenthal zeigt.

Auch im Bereich des Kaiserplatzes hat das Hochwasser große Zerstörungen gebracht. Im Rathaus ist u.a. das Stadtarchiv der Stadt Stolberg ein Opfer des Hochwassers geworden. Das Stadtarchiv sucht nun jede Hilfe zur Sicherung der historischen Dokumente der Stadtgeschichte und der Aktenbestände der Stadt Stolberg, die beispielsweise für das Standesamtswesen und Baugenehmigungen von großer Bedeutung sind.

Auf der Rückseite des Rathauses kann man im Bereich des Hp. Stolberg-Rathaus und der Europastraße anhand des Unrates, den das Hochwasser an die Böschung der dahinterliegenden von-Werner-Straße gespült hat, deutlich erkennen, wie hoch das Vichttal hier überflutet wurde.

Zwei Motive aus Oberstolberg, die einerseits erkennen lassen, welche verheerenden Schäden das Hochwasser gebracht hat und andererseits zeigen, welche ungeheure Hilfsaktion in Stolberg angelaufen ist (oben nahe der Kortumstraße, unten im Bereich der Ecke Burgstraße/Steinweg). Wer hier wohnt oder ein Geschäft betreibt, benötigt nun vor allem auch finanzielle Hilfe, um wieder in das gewohnte Leben zurück zu finden!

Stolberg braucht jetzt Hilfe!