Stolberg Hbf – St. Jöris – Alsdorf zu Bundesbahnzeiten…

Zum Fahrplanwechsel am 15. Juni 2014 wird die Euregiobahn (RB 20) über Alsdorf-Poststraße hinaus bis Eschweiler-St. Jöris verlängert. Falls der Zugbetrieb an diesem Sonntag aufgenommen werden sollte, dann wird der erste fahrplanmäßige Zug aus Alsdorf kommend um 7:36 Uhr am neuen Bahnhof in St. Jöris eintreffen und um 7:51 Uhr von dort wieder abfahren.
In St. Jöris wurde in den letzten Monaten ein zweigleisiger Ausweichbahnhof mit einem Mittelbahnsteig errichtet, der wahrscheinlich erst im Zusammenhang mit der Fertigstellung der letzten Lücke auf dem Weg nach Stolberg, d.h. der Verlängerung über Merzbrück bis zum Stolberger Hauptbahnhof, seine volle Funktion entfalten wird. Zwischen 4:51 Uhr und 23:51 Uhr werden künftig an Werktagen im Stundentakt Euregiobahn-Triebwagen über Alsdorf und Herzogenrath sowie Aachen und Stolberg bis nach Langerwehe fahren. Die sanierte Strecke und das neue Verkehrsangebot im Stundentakt sind sicherlich ein Mobilitätsgewinn und eine Bereicherung im Leben der Menschen entlang der Euregiobahn.
Dennoch lohnt es sich, bei dieser Gelegenheit einmal zurück zu blicken und den Bahnbetrieb der Deutschen Bundesbahn in den 1980er Jahren anzuschauen….

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Beginnen wir die Reise am Gleis 99 des Stolberger Hauptbahnhofs, das zu den Zeiten der Deutschen Bundesbahn das übliche Bahnsteiggleis  für Züge nach Herzogenrath war. Am 03. Juli 1981 empfing dort der Akku-Triebwagen 515 602 die Fahrgäste in Richtung St. Jöris, Hoengen-Begau, Mariadorf, Mariagrube, Alsdorf, Merkstein und Herzogenrath. Für die Deutsche Bundesbahn war Elektro-Mobilität etwas völlig alltägliches… „Stolberg Hbf – St. Jöris – Alsdorf zu Bundesbahnzeiten…“ weiterlesen

Jugenderinnerungen – Stolbergs Eisenbahn vor 40 Jahren

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Dampflokatmosphäre im Bw Stolberg! – Bei einem Besuch des Bw Stolberg am 08. April 1974 gelang mir mit gerade einmal 13 1/2 Jahren dieser Schnappschuss. 1974 waren solche Szenen leicht einzufangen. Es waren einfach Fotomotive vom alltäglichen Bahnbetrieb. Man musste sie nur mit der Kamera einfangen…

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Wenn gerade nichts anderes zur Hand war, wurden Rangierarbeiten im Bw Stolberg anno 1974 einfach mit einer der reichlich vorhandenen Loks der BR 50 erledigt. Hier zieht 051 530 (rechts) die kalte 052 549 aus dem Lokschuppen.

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Nah bei der Lokleitung stehend, wurde dieses Foto aufgenommen. Rechts steht 051 530. Weil es so vieles zu sehen gab, wurde die Nummer der Lok auf der Drehscheibe nicht aufgeschrieben.

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Den bei einem Bombenangriff zerstörten  und nicht wiederaufgebauten Teil des Ringlokschuppens mit 6 offenen Lokständen nannten die Stolberger Eisenbahner betriebsintern „Freiheit“.

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1974 wurden im Bw Stolberg neben den Rangierloks der Baureihen 260 und 261 regelmäßig auch Loks der BR 215 abgestellt. Der Kontrast zwischen moderner Diesellok und nostalgischer Dampflok war aber kein sehr beliebtes Fotomotiv. Am liebsten wurde „Dampflok pur“ fotografiert.

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Szene vom Betriebsalltag – der Blick geht von der Freiheit in Richtung Lokleitung. Im Hintergrund ist außerdem ein Abdrücksignal des Ablaufberges im Rangierbezirk IV zu sehen.

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Immer wieder schön – Drehscheibe, Ringlokschuppen, die strahlenförmig angeordneten Lokstände und reichlich Betrieb im Bw…

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Die Eisenbahner im Bahnbetriebswerk waren von angenehmer Wesensart. Sie ließen auch den jungen Eisenbahnfreund gewähren, beantworteten geduldig viele Fragen, gewährten gerne interessante Einblicke in die Bahntechnik und freuten sich, wenn man Interesse an ihrer Tätigkeit hatte…

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Nicht selten bot sich auch Gelegenheit, auf einer rangierenden V60 mitzufahren. Besonders am Bahnübergang Steinbachstraße ergab sich leicht eine Gelegenheit, sein Ansinnen an den Lokführer heranzutragen. Bei einer solchen Tour entstand im Rangierbezirk V auch dieses Erinnerungsfoto vom jugendlichen Treiben. Die Deutsche Bundesbahn der 70er Jahre war ausgesprochen jugendfreundlich!

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Von der Rangierlok aus konnte man natürlich auch Fotomotive aufnehmen, die sonst nicht erreichbar waren. Nahe des Stellwerks „Sif“ wurde so die Stolberger 051 302 eingefangen.

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Dampfloks konnte man 1974 auch auf allen Strecken rund um Stolberg fotografieren. Bei einer Fahrradtour in den Würselener Stadtwald entstand am 04. Mai 1974 das Foto der aus Richtung Alsdorf kommenden Stolberger 051 530, die am Bahnübergang Trockenbuschweg dem jugendlichen Fotografen begegnete.

Mit der Ringbahn läuft es nicht rund…

Mit der Überschrift „Euregiobahn soll größere Kreise ziehen“ und einem Foto, das einen äußerlich ziemlich heruntergekommenen Euregiobahntriebwagen am Haltepunkt Alsdorf-Poststraße zeigt, beginnt bei „an-online“ bzw. „az-web“ ein am 15. April 2013 online gestellter Bericht über die aktuelle Situation zum „Ringschluss“ zwischen Alsdorf und Stolberg. Wie dort zu lesen ist, soll der Haltepunkt Alsdorf-Poststraße bis Dezember 2014 Endstation für die Züge der Euregiobahn sein. Der Ringschluss Richtung Stolberg soll erst danach erfolgen.

Nach Aussage von Thomas Fürpeil, Geschäftsführer der Euregio Verkehrsschienennetz GmbH (EVS), muss erst ein vom Zweckverband „Nahverkehr Rheinland“ (NVR) in Auftrag gegebenes Gutachten (sog. „Standardisierte Bewertung“) zur Gesamt-Elektrifizierung der Euregiobahn abgewartet werden.

Anstatt das Machbare möglich zu machen und die vorhandenen Gleise für einen Einsatz der bewährten Euregiobahn-Dieseltriebwagen zu ertüchtigen, soll nun der „große Wurf“ kommen: mit der Forderung nach einer Elektrifizierung des Streckennetzes der EVS und der damit verbundenen Beschaffung neuer Fahrzeuge, mit der Aufblähung des Investitionsvolumen und einem Mehrbedarf an Fördermitteln. Ob die hochgesteckten Ziele angesichts der bekanntermaßen leeren Kassen bei Bund und Land, anderer Kostenfresser wie „Stuttgart 21“ und gesetzlich verankerter Begrenzung der Verschuldung der öffentlichen Hand erreichbar sind, mag jeder selbst beurteilen.

Meine Meinung:
Da sich die „Wissenschafts-Region“ Aachen in jüngster Zeit verstärkt bemüht, sich im Bereich Elektromobilität zu profilieren und zu positionieren, wäre es durchaus überlegenswert, ob man anstelle der Streckenelektrifizierung nicht besser die in Deutschland nahezu ein Jahrhundert lang erprobte Idee des „Speichertriebwagens“ aufgreift. Gerade in der Euregio, wo verschiedene Stromsysteme der nationalen Bahnnetze aneinandergrenzen, könnte ein Speichertriebwagen, der für seine Fahrmotoren einerseits die elektrische Fahrleitung (zumindest eines Landes) und andererseits Strom aus Akkumulatoren nutzen kann, eine zukunftsfähige Alternative sein. Gleichzeitig könnte ein von den nationalen Stromsystemen unabhängiger Triebwagen gerade im Hinblick auf den „Euregiobahn-Gedanken“ vielleicht auch neue Impulse für einen verbesserten euregionalen Schienenverkehr bieten und sich auf Relationen wie Aachen – Lüttich,  Lüttich – Visé – Maaststricht oder Aachen – (Avantis) – Kerkrade – Heerlen etablieren. Da solch ein Triebwagen seine Akkumulatoren bei Fahrten unter der Oberleitung und bei Ausrüstung mit elektrischer Nutzbremse auf verschiedenen Streckenabschnitten selbst aufladen könnte, wäre es im Gegensatz zu den Speichertriebwagen der Deutschen Bundesbahn aus den 1950er und 1960er Jahren heutzutage möglich, durch geringere Speicherkapazitäten und die Nutzung neuer Akkumulatortechnologien wesentlich leichtere Fahrzeuge zu konstruieren. Entsprechende Entwicklungsansätze sind in den 1980er Jahren gestoppt worden und warten nur auf eine zeitgemäße Weiterentwicklung. Außerdem wären heutzutage auch Ladestationen denkbar, die mit Solarzellen oder Windrädern Ladestrom erzeugen und Akkumulatoren aus erneuerbaren Energien aufladen. Durch die Entwicklung eines leicht zu handhabenden Akkuwechselsystems sollte es zudem möglich sein, gegenüber den einstigen Speichertriebwagen die Stillstandszeiten während der Ladepausen zu verringern und die Umlaufpläne zu optimieren.

Da diese Technik universal einsetzbar wäre, könnte die Euregiobahn mit diesem Modell als Innovationsführer nicht nur Fördermitteltöpfe für die Verkehrsinfrastruktur, sondern vielleicht auch aus den Bereichen Forschung und Technologie oder EU-Mittel für grenzüberschreitende Verkehrsprojekte anzapfen.

Und in der Zwischenzeit könnte man die Ringbahnlücke mit den bewährten Talent-Triebwagen befahren….

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Noch vor 30 Jahren setzte die Deutsche Bundesbahn auf den Nebenstrecken in der Region Aachen, die heute zum EVS-Netz gehören, Speichertriebwagen ein.
Auf dem Foto vom 21. August 1980 begegnete ein mit Speichertriebwagen gebildeter Zug von Aachen über Jülich nach Mönchengladbach dem auf der Strecke Stolberg – Alsdorf – Herzogenrath pendelnden Speichertriebwagen.

Schwarze Tage für das schwarze Gold

Am 18. Dezember 1992 wurde in der Region die letzte Grube des Eschweiler Bergwerksvereins stillgelegt. Auf der Grube „Emil Mayrisch“ in Siersdorf endete die Kohleförderung. Mit der Schließung dieser Grube entfiel gleichzeitig der Güterverkehr auf den Nebenstrecken rund um Alsdorf bzw. nördlich von Stolberg. Das schleichende Ende des Steinkohlebergbaus an Inde und Wurm bedeutete auch für den Stolberger Hauptbahnhof einen Wandel des Verkehrsaufkommens, der bis Mitte der 80er Jahre zur Verlagerung der gesamten noch verbliebenen Kohletransporte auf die Relation Siersdorf – Mariagrube – Alsdorf – Herzogenrath – Aachen-West führte und im Stolberger Hauptbahnhof u.a. den Rangierbezirk V entbehrlich machte.

Aus Anlass des 20. Jahrestages der Schließung der Grube „Emil Mayrisch“ kann man bei Drehscheibe-online in dem Beitrag „Schwarze Tage für das schwarze Gold“ eine virtuelle Erinnerungsreise durch das Aachener Bergbaurevier unternehmen.

Das Thema hat aber auch eine aktuelle Komponente. In diesen Tagen geht der Steinkohlebergbau am linken Niederrhein zu Ende. Auf der Zeche Friedrich-Heinrich (zuletzt „Bergwerk West“ genannt)  in Kamp-Lintfort wird am 20. Dezember 2012 die letzte Kohle gehoben. Noch ist der Zechenbahnbetrieb mit der Verbindungsstrecke vom Bergwerk West zum Bf. Rheinkamp (Netz der DB-AG) in Betrieb. Am 20. Dezember 2012 endet dort nach 155 Jahren der Steinkohlebergbau am Niederrhein. Nach dem 20. Dezember 2012 wirddie Verbindungsstrecke nur noch für eine kurze Übergangszeit bis zur Leerung der Kohlenlager des Bergwerks West von Kohlezügen befahren werden.

Daneben gibt es im Ruhrgebiet weitere gravierende Veränderungen bei der Infrastruktur zum Transport der Steinkohle. Kürzlich wurde bereits die Strecke Horst Nord – Rheinbaben stillgelegt. Die Zechenbahnstrecke vom Hafen Bottrop nach Gladbeck wird zum Monatsende stillgelegt. Auch der Hafen für das Bergwerk Auguste-Viktoria in Marl besteht nicht mehr in der bisherigen Form – hier werden die Kräne durch Radlader ersetzt und wohl auch keine Züge mehr entladen. Ferner werden das Kohlenlager Kohlkamp, die Bergeumladanlage Hoheward und die sog. „Kohleninsel“ im Hafen Duisburg-Ruhrort aufgegeben. Ein weiteres Opfer könnte auch die Lokomotivwerkstatt in Gladbeck werden, die durch den Rückgang des Bedarfs an Werksloks massiv ums Überleben kämpfen muss.

Nach all diesen Entwicklungen wird es auch im Ruhrgebiet, wo es zum Beginn des Jahres 2013 dann nur noch 3 (!) Bergwerke geben wird, kaum noch möglich sein, die klassischen Zechenbahnen zu erleben.

Die Ringbahnlücke zwischen Stolberg und Begau im Februar 2012

Am 11. Dezember 2011 nahm die „EVS“ den regelmäßigen Zugverkehr der Euregiobahn zwischen Alsdorf-Annapark und Alsdorf-Poststraße auf. Nach mehrmonatigen Instandsetzungsmaßnahmen, die einem Streckenneubau gleichkamen, wurde damit wieder ein längerer Streckenabschnitt der einstigen Bundesbahnstrecke Stolberg – Alsdorf – Herzogenrath reaktiviert. Nur der Streckenabschnitt zwischen Stolberg und der Brücke über die Autobahn A 44 bei Begau fehlt noch bis zur vollständigen Wiederbelebung der mittlerweile als „Ringbahn“ bezeichneten, traditionsreichen und einstmals wichtigsten Nebenstrecke im Aachener Nordkreis.

Wer in diesen Tagen von Stolberg-Atsch die Steinbachstraße entlangfährt, wird schon beim Bahnübergang der Steinbachstraße nahe der Stahlhandelsfirma Kerschgens sehen, dass die ersten Vorbereitungen für die Sanierung der Gleise zwischen Stolberg Hbf und dem neuen Haltepunkt Alsdorf-Poststraße bereits angelaufen sind: Ein Zweiwegebagger mit Anhänger und ein Container für Grünabfälle künden von den Aktivitäten einer Gartenbaufirma, die  begonnen hat, die Strecke wieder freizuschneiden. Wie an den Bahnübergängen zwischen Stolberg Hbf und Abzweigung Quinx zu erkennen ist, haben zwar noch keine Zugfahrten stattgefunden. Dennoch ist allerorten zu erkennen, dass die Reaktivierung der Strecke schon erste Fortschritte gemacht hat. Grund genug, mit einer kleinen Bilderreihe vom 05. und 11. Februar 2012 einmal den Zustand der Strecke in winterlichem Ambiente nachzuspüren…


Die Ringbahnstrecke bei der Ausfädelung aus dem Stolberger Hauptbahnhof bzw. beim ersten Bahnübergang der Steinbachstraße.  Noch ist vor dem Bahnübergang die Sh2-Tafel zur Streckensperrung aufgestellt.


Unmittelbar am ersten Bahnübergang der Steinbachstraße stellt  die beauftragte  Gartenbaufirma in den Arbeitspausen einen Zweiwegebagger mit Anhänger und einen Container für Grünabfälle ab. „Die Ringbahnlücke zwischen Stolberg und Begau im Februar 2012“ weiterlesen