Das Stellwerk „Sf“

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Das Stellwerk „Sf“  ist heute die Leit- und Steuerstelle des Stolberger Hauptbahnhofs. Es steht östlich des Empfangsgebäudes in der Spitze zwischen den Gleisen 43 und 26 bzw. 27. Vom Mittelbahnsteig an den Gleisen 1 und 2 aus hatte man am 28. Juli 2009 diesen Blick auf das Stellwerk:

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(links 185 080 und rechts 146 030)

Der Bahnreisende hat aus Richtung Köln kommend diese Perspektive:120090220_StolbergHbf_Blickaus628519x1_9382
(Foto vom 20. Februar 2009 aus 628 519 heraus aufgenommen)

Es wurde am 19. Juli 1986 in Betrieb genommen und arbeitet mit der Siemens-Technik DrSpS 600.
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Detailaufnahme  des Stelltisches

Der Stellwerksbezirk erstreckte sich anfangs im Westen bis zum Bahnhof Aachen-Rothe Erde bzw. den Bezirk des dortigen Stellwerks „Rof“. Nach dessen Rückbau liegt die Schnittstelle etwa beim Streckenkilometer 65,690 bzw. 65,548.
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Nach Osten hin erstreckt sich sein Stellwerksbezirk bis zum Eschweiler Hauptbahnhof bzw. den Bezirk des dortigen Stellwerks „Ehf“ (das sich am Bahnübergang „Jägersfahrt“ befindet).

Bei der Inbetriebnahme des Stellwerks „Sf“ wurde ein Teil des ehemaligen Bezirks III als Rangierbereich ausgeklammert, der auch weiterhin von dem fortbestehenden und bis heute dort erhalten gebliebenen Stellwerk „Sr“ bedient wird. Aus diesem Grunde befinden sich in diesem Rangierbereich bis heute auch noch mechanische Gleissperrsignale.
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Die Vorlaufzeit zur Errichtung des Stellwerks „Sf“ reicht bis in das Jahr 1982 zurück. Am heutigen Standort des Stellwerks „Sf“ befand sich vorher das Bahnhofsbüro, für welches zunächst eine Ersatzunterbringung im Bahnhofsgebäude des Hauptbahnhofs geschaffen werden musste.
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(Foto vom 09. September 1979. Die Zugfunkantenne steht auch heute noch unverändert an der abgebildeten Stelle.)

Nachdem die dort neu eingerichteten Büroräume im Jahre 1983 bezogen werden konnten, wurde das Gebäude des Bahnhofsbüros abgebrochen und der Bauplatz freigelegt. In der Folgezeit wurde das Stellwerksgebäude errichtet und im Rohbau 1984 fertiggestellt.  Den Stand der Bauarbeiten am 12. Juli 1983 dokumentieren diese beiden Fotos (mit den Loks 290 306 und 290 330):
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Anschließend wurde die Stellwerkstechnik eingefügt. Parallel dazu wurden im Stolberger Hauptbahnhof verschiedene Anpassungen des Gleisnetzes vorgenommen und die neuen Weichenantriebe, Lichtsignale und ergänzende Leit- und Steuertechnik aufgebaut und mit rd. 1.350 km Signalkabel eingerichtet. Der Stolberger Hauptbahnhof umfasste zu dieser Zeit 13 Hauptgleise und 64 Nebengleise mit insgesamt immerhin noch rd. 32 km Länge.
Vom Stellwerk „Sf“ aus wurden bei der Inbetriebnahme 28 Hauptsignale mit 23 Vorsignalen (einschließlich Vorsignalwiederholer), 33 Lichtsperrsignale und 51 Weichen und Gleissperren gesteuert. Die Deutsche Bundesbahn hatte die Baukosten mit insgesamt rd. 13 Mio. DM beziffert.

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Stellwerk „Sf“ am 25. November 2009)

Der ehemalige Bezirk IV des Stolberger Hauptbahnhofs wurde seinerzeit insbesondere nach Süden hin erheblich zurückgebaut und teilweise auf Handweichen umgestellt. Nach Norden hin blieb an der Ostseite des ehemaligen Bezirks III das Stellwerk „Sr“ erhalten, das während der Rangierzeiten mit einem Weichenwärter zu besetzen ist.
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Auch der ehemalige Rangierbezirk V wurde drastisch zurückgebaut, so dass von ihm im Wesentlichen die östliche Ausfahrt erhalten blieb und noch in den Spurplan des Stellwerks „Sf“ einbezogen worden ist.
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Das Stellwerk „Sif“ verlor schon um 1985 seinen Status als Fahrdienstleiterstellwerk. Um 1986 wurde der Westteil des Bezirks V zum Zwecke der Betriebserweiterung an die Stahlhandelsfirma Kerschgens verkauft und abgebrochen. Das Streckengleis nach Alsdorf und Würselen wurde nach Norden hin um das neugeschaffene Betriebsgelände herum verschwenkt.Bei der Inbetriebnahme des Stellwerks „Sf“ musste dieser Teil des Bahnhofs nicht mehr einbezogen werden.
Die Verbindungsbahn wurde vollständig abgebaut und war damit für das Stellwerk „Sf“ ebenfalls nicht mehr zu berücksichtigen.
Durch das neue Stellwerk „Sf“ wurden das Fahrdienstleiterstellwerk „Sof“ sowie die Weichenwärterstellwerke „Sb“, „St“, „Sm“ und „Sl“ sowie die Blockstelle Nirm ersetzt. Insgesamt entfielen damit 17 Dienstposten für Stellwerkspersonal. Auf der Strecke Köln-Aachen wurden nach Westen hin drei neue Blockabschnitte mit der Technik „Zentralblock 600“ eingerichtet, nach Osten hin wurde der schon vorhandene Blockabschnitt mit der Technik „Selbstblock 59“ beibehalten.

Auf diesem Gleisplanausschnitt ist das Stellwerk „Sf“ innerhalb des Gleisgefüges zum Stand 2009 zu sehen. Vom Stellwerk Sf werden 78 Zugstraßen, 21 Zughilfsstraßenund 138 Rangierstraßen gestellt.
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Das Stellwerk „Sf“ war ab 1986 zunächst mit 2 Fahrdienstleitern besetzt. Um 2000 wurde der zweite Fahrdienstleiter ersatzlos abgezogen.
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Ausblick des Fahrdienstleiters in Richtung Osten bei Tag…

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… und bei Nacht.

Die beachtlichen Dimensionen des Stellwerksgebäudes werden auf diesem vom Fotografen Jürgen Lange aufgenommenen Luftbild deutlich, das am 24. Juni 2010 in der regionalen Tageszeitung „Stolberger Nachrichten“ erschien:

Erhebliche strukturelle Veränderungen ergaben sich in den Jahren 2000 und 2001. Am 12. Oktober 2000 erwarb die Firma „EUREGIO Verkehrsschienennetz GmbH“ (EVS) die Nebenstrecken der Deutschen Bahn AG im Raum Aachen und damit auch große Teile der Infrastruktur des Stolberger Hauptbahnhofs. Seitdem gehören dort zum Bereich von DB-Netz nur noch die Durchgangsgleise 1 und 2 sowie die Gleise 3 und 4. Dennoch wurde beibehalten, den gesamten Stolberger Hauptbahnhof weiterhin mit DB-Personal vom Stellwerk „Sf“ aus zu steuern. Auch das Stellwerk „Sr“ wurde bis Juni 2009 noch mit einem Weichenwärter der DB besetzt. Jetzt ist dort EVS-Personal tätig.
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Blick aus dem Stellwerk „Sf“ in Richtung Süden mit der Vennbahn-Ausfahrt und dem 2009 neu errichteten Bahnsteig an Gleis 27.

Mit der Aufnahme der Reisezugverkehrs der „Euregiobahn“ nach Stolberg-Altstadt (ab 10. Juni 2001) und nach Weisweiler (ab 11. September 2004) wurden die Gleisanlagen im ehemaligen Bezirk II verändert und die Signalausrüstung ergänzt, um das Kopfmachen bzw. „Flügeln“ der Euregiobahn-Triebwagen zu ermöglichen.
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Der fortschreitende Ausbau des Euregiobahnnetzes und die Aufnahme des Reisezugverkehrs auf der Neubaustrecke zwischen Weisweiler und Langerwehe (ab 14. Juni 2009) erforderten es, zur Aufrechterhaltung des 30-Minuten-Taktes u.a. in Eschweiler-Tal und Weisweiler neue Kreuzungsbahnhöfe anzulegen. Für die EVS war damit der Aufbau einer eigenen Leit-und Steuerstelle unumgänglich. Diese ist 2009 vorübergehend im Stellwerk „Saf“ des Bahnhofs Stolberg-Altstadt untergebracht worden. Seit Sommer 2009 will die Firma „EVS“ das Bahnhofsgebäudes des Stolberger Hauptbahnhofs erwerben, um dort u.a. ein Zentralstellwerk der „EVS“ einzurichten, welches dann ggf. auch die EVS-eigene Infrastruktur des Stolberger Hauptbahnhofs mit umfassen würde. Bei der Verwirklichung dieser Pläne steht zu erwarten, dass die DB-AG die ihr verbleibenden Teile des Stolberger Hauptbahnhofs bei ihrer zentralen Leitstelle in Duisburg aufschalten wird und das Stellwerk „Sf“ damit in seiner heutigen Form keine Zukunft mehr haben könnte. Nach längeren Verzögerungen und umfangreichen Anpassungen der Fahrleitungsanlagen in der ersten Jahreshälfte 2010 hat die EVS das Bahnhofsgebäude im Juni 2010 erworben und Ende August 2010 mit den notwendigen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen begonnen. Mit deren Fertigstellung wird im Laufe des Jahres 2011 gerechnet.
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Bei aller modernen Technik hat sich am Stellwerk „Sf“ eine Einrichtung erhalten, die bereits die Vorgängerbauten aus der Zeit der preußischen Staatsbahn aufwiesen: die aus dem Fenster herabgelassene Leine mit Haken, mit der Zugpapiere vom Zugpersonal zum Fahrdienstleiter oder Weichenwärter befördert werden; so fotografiert am 17. Juni 2009.
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(letzte Bearbeitung/Stand: 19. September 2010)