Das Stellwerk „Sa“

Das Stellwerk „Sa“ befand sich am östlichen Ende des ehemaligen Kopfbahnhofs Stolberg-Atsch der Aachener Industriebahn (AIB). Noch unter der Betriebsführung der AIB wurde von dort aus in östliche Richtung ein Gleisanschluss zur „Chemischen Fabrik Rhenania“ spätere „Kali-Chemie“ errichtet, über den große Frachtmengen bewegt worden sind. Nach der Verstaatlichung der AIB wurde der Kopfbahnhof Atsch in den neuen Stolberger Zentralbahnhof integriert, indem nahe des Stellwerks „Sa“ eine Streckenverlängerung für den Reisezugverkehr aus Alsdorf/Herzogenrath bzw. Würselen/Kohlscheid zum neuen Empfangsgebäude angelegt wurde, die in die Gleise 99 – 101 mündete. Zusätzlich errichtete die KPEV vom Gleisanschluss „Rhenania“ ausgehend die Verbindungsbahn zum Rangierbezirk IV. Zudem zweigte beim Stellwerk „Sa“ ein Übergabegleis (106) von der Verbindungsbahn zum Rangierbezirk V ab. Von dieser Betriebssituation ausgehend, ist es denkbar, dass in diesem Bereich bereits bei der Schaffung des Zentralbahnhofs , d.h. nach 1888 ein Stellwerk errichtet worden ist.

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Links von der Dampflok ist das als Stellwerk „Sa“ bezeichnete Gebäudeensemble auf diesem Ende September 1975 entstandenen Foto sichtbar.

Der Ursprung der Stellwerksbezeichnung „Sa“ ist nicht eindeutig bestimmt. Möglicherweise ist das „a“ ein Relikt des Bahnhofsnamens „Atsch“. Denkbar ist auch ein Zusammenhang mit der Bezeichnung des Stellwerks „Sb“ („a“ und „b“?), deren Herkunft ebenfalls unklar ist.

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Ausfahrt des Akkutriebwagens 515 583 von Stolberg Hbf nach Herzogenrath am Nachmittag des 13. Juli 1983. Auf dem oberen Bild erklimmt der Triebwagen aus dem Gleis 99 kommend den Höhenunterschied auf der Gleisverbindung vom ehemaligen Bahnhof Atsch zum 1888 errichteten neuen Bahnhofsgebäude. Auf dem zweiten Foto passiert der Triebwagen das Stellwerk „Sa“ und das Signal C 105.

Das in den 1970er Jahren hier vorhandene Stellwerk vermittelte allerdings einen sehr behelfsmäßigen, provisorischen Eindruck und passte nicht recht zum Erscheinungsbild der übrigen Stolberger Stellwerke. Möglicherweise handelt es sich bei diesem Konglomerat von drei schuppenartigen, eingeschossigen Bauten um ein Produkt der frühen Nachkriegszeit, das als Ersatz für einen kriegszerstörten Vorgängerbau errichtet worden ist.

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Da der Rangierbetrieb in Stolberg Hbf am Wochenende stark eingeschränkt war, verzichtete man schon ab dem 08. Februar 1959 darauf, an Sonn- und Feiertagen Züge über die Verbindungsbahn zu leiten. Dies ermöglichte es, die Fahrstraße für die Reisezüge von und nach Gleis 99 bis zum Fahrwegprüfbezirk des Stellwerks „Sif“ durchzuschalten und das Stellwerk „Sa“ an Wochenenden zeitweise nicht zu besetzen.

Bei Eisenbahnfreunden dürfte die fotogene Signalreihe westlich des Stellwerks „Sa“ mit den Signalen C 103 bis C 106 eher Aufmerksamkeit erregt haben als das unscheinbare Stellwerk.
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Als der Fotograf Brinkmann im Jahre 1972 für die Stadt Stolberg den Hauptbahnhof fotografierte, hatte auch er diese Signalreihe als Motiv gewählt. Rechts von dem Schienenbusverband lugt noch das Stellwerk „Sa“ hervor.

Im Januar 1979 wurde die signaltechnische Sicherung der Verbindungsbahn geändert und die dortigen Ein- und Ausfahrsignale durch Gleissperrsignale (Formsignale) ersetzt. Die Situation nach dieser Änderung zeigt auch der abgebildete Gleisplan mit dem Stand 1986. Der Fahrwegprüfbezirk des Stellwerks „Sa“ ist grün markiert.
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Nachdem Stolberg Hbf zum 01. Juni 1980 seine Funktion als Rangierbahnhof verloren hatte, wurde auch die Verbindungsbahn entbehrlich. Ein genaues Stillegungsdatum ist mir nicht bekannt.
Zum 29. Dezember 1984 endete zudem der Reisezugverkehr zwischen Stolberg und Herzogenrath, in dessen Folge auch die Gleise 99 und 101 (Gleis 100 wurde bereits zwischen 1978 und 1979 entfernt) kurze Zeit später aufgegeben worden sind.
Ob das Stellwerk „Sa“ im Jahre 1986 überhaupt noch in Betrieb war, ist mir nicht bekannt. Falls es noch funktionsfähig gewesen sein sollte, so erfolgte seine Stillegung mit Sicherheit in der Zeitspanne zwischen dem 19. Juli 1986 (Inbetriebnahme des Spurplanstellwerks „Sf“) und dem 21. August 1986 (Außerbetriebsetzung des Stellwerks „Sif“).

Nach Angaben von Karl und Josef Meurer in ihrem Buch „Dampf im Vichtbachtal“ soll das Stellwerk „Sa“ am 06. Januar 1987 abgebrochen worden sein.

(letzte Bearbeitung/Stand: 08. Januar 2010)