Wo ist denn Bollenien? – Ein Buchtipp

Buchcover

Am 25. Januar 2014 stellte der Bonner Autor Michael Heinzel in der von Marita Rauchberger geführten „Galerie Eifel Kunst“ in Gemünd anlässlich des dort veranstalteten „1. Samstag gegen das Vergessen“ mit einer Autorenlesung sein neues Buch „Wo ist denn Bollenien?“ vor. Marita Rauchberger schilderte in ihren einleitenden Worten, dass die ungewöhnlichen, aus den beiden Weltkriegen resultierenden häufigen Grenzverschiebungen die Menschen immer wieder in die Situation gebracht haben, sich für eine Nationalität, für ein Land zu entscheiden. In dem Buch kommen Zeitzeugen zu Wort und stellen deutlich dar, welche Belastungen im Nachkriegsbelgien und Deutschland damit auf den Menschen lasteten.

2014_01_25_Autorenlesung_Michael_Heinzel_Wo_ist_denn_Bollenien

Bevor Michael Heinzel aus seinem Buch „Wo ist denn Bollenien?“ die Geschichte „Devisenschmuggler in staatlicher Mission“ las, erläuterte er, dass er sich schon seit vielen Jahren mit der Geschichte der Vennbahn befasse und bei seinen Recherchen für das Buch „Hommage á la Vennbahn“ (von dem kürzlich eine zweite Auflage erschienen ist) viele Menschen kennen gelernt habe, die ihm von ihren persönlichen Erlebnissen und ihrem Leben in der deutsch-belgischen Grenzregion erzählt haben. Dabei erfuhr er auch von vielen Begebenheiten aus diesem von Grenzen willkürlich zerschnittenen Teil der Eifel, die sich auf ihre einzigartige Weise nur oder gerade wegen der besonderen Grenzsituation in ihrer Zeit so abspielen konnten. Diese Geschichten, die unterhalb der Ebene der großen Weltgeschichte das Leben der Eifeler im wechselvollen Spannungsfeld der Grenzregion wiederspiegeln, waren Michael Heinzel zu wertvoll, um sie in Vergessenheit geraten zu lassen.

Der Autor bietet dem Leser eine interessante Mischung aus teils sorgfältig recherchierten Tatsachenberichten und teils aus verschiedenen Zeitzeugenberichten zusammengesetzten Erzählungen. Da der Autor sich über seine Beschäftigung mit der Eisenbahngeschichte dem Thema genähert hat, sind die meisten Erzählungen eng mit der Eisenbahn verwoben. Viele der Geschichten sind gerade einmal ein bis zwei Generationen alt, und dennoch sind sie für die Menschen in der heutigen Zeit häufig schon nicht mehr vorstellbar. Michael Heinzel hat diese Geschichten gesammelt und aufgeschrieben. Mit seinem neuen Buch „Wo ist denn Bollenien?“ hat er einen wichtigen Beitrag geleistet, diese Geschichten mit Geschichte vor dem Vergessen zu bewahren. Für die einen mögen es nur „alte Geschichten“ sein, aber gerade anhand jener vergangenen Grenzgeschichte(n) kann man heute ermessen, wie weit sich die Verhältnisse fortentwickelt haben. Vieles, das uns heute selbstverständlich geworden ist, ist eben nicht selbstverständlich…

Das 160 Seiten umfassende Buch führt den Leser mit einer bis vor die napoleonische Zeit zurückreichenden Beschreibung in die wechselvollen Geschichte der Grenzregion ein. Anhand von neun Beispielen schildert der Autor die Lebensumstände der Menschen in der Grenzregion und im Umfeld der Vennbahn. Mehrere Handlungen spielen sich in der Nachkriegszeit im Grenzort Losheim ab. Zwischen 1949 und 1958 war Losheim Teil eines unter belgischer Verwaltung stehenden Gebietes, mit dessen Verwaltung die belgische Regierung den General Paul Bolle beauftragt hatte. Und weil es für dessen Verwaltungsgebiet keine griffige Bezeichnung gab, nannten die „Eingeborenen von Trizonesien“ das abgespaltene Gebiet kurzerhand „Bollenien“. Im dritten Teil des Buches beleuchtet der Autor außerdem die Situation des Eisenbahnverkehrs in der deutsch-belgischen Grenzregion zum Ende des Zweiten Weltkrieges und führt den Leser zusätzlich noch zu den Spuren der heute weitgehend stillgelegten Eisenbahnstrecken in der Westeifel und in Ostbelgien.

Meine Meinung: Eine Bereicherung für Jeden, der sich für die Eisenbahngeschichte des deutsch-belgischen Grenzraumes und das Leben der Menschen entlang der Eisenbahnstrecken interessiert und eine empfehlenswerte Ergänzung zu dem Buch „Hommage á la Vennbahn“.
Der einzige Minuspunkt des Buches ist vielleicht seine geringe Auflage… ;-)

Das Buch ist im Eigenverlag erschienen und kann für 14 € versandkostenfrei beim Autor bestellt werden ( michaelheinzel@gmx.net ).
Das Buch kann aber auch im Buchhandel bezogen werden (ISBN 978-3-00-044687-0).

Ein Gedanke zu „Wo ist denn Bollenien? – Ein Buchtipp“

  1. Habe das Buch sehr genossen. Besonders interessiert hat mich der Teil über die
    Ardennenoffensive, an der mein Vater mit der Division Brandenburg, in amerikan. Uniform, hinter den Linien teilgenommen hat. Mein Vater ist schon lange tot. Er hat
    nie etwas über die Kriegszeit erzählt und ich forsche seit einiger Zeit über seine Vita.
    Mit vielen Grüßen – M. Rodenkirchen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert