Der öffentliche Nahverkehr ist heute etwas so alltägliches, dass man ihm nur dann Beachtung schenkt, wenn es dort Probleme gibt. Viele Fahrgäste haben auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen außerdem selten die Muße, den Nahverkehr zu dokumentieren bzw. zu fotografieren. Bildmaterial, besonders aus den Kindertagen des Stolberger Busverkehrs, war für mich bisher kaum zugänglich. Ich danke deshalb an dieser Stelle ganz besonders herzlich Herrn Bernd Mertens, dass er sein reichhaltiges Archiv geöffnet und mich bei der Gestaltung dieses Berichtes sehr großzügig unterstützt hat.
Ein weiterer Dank geht an Reiner Bimmermann, in dessen umfangreicher Sammlung zur Aachener Straßenbahn sich auch einige Fotos zum Busverkehr in Stolberg finden ließen, die er freundlicherweise für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt hat.
Einsame Bushaltestelle am östlichen Stadtrand von Stolberg. Im Hintergrund ist ein nach Stolberg fahrender Linienbus der ASEAG zu erkennen, der soeben diese Bushaltestelle angefahren hatte. Hier an der Eschweiler Straße konnte man bis 1969 wählen, ob man die Straßenbahn oder den Linienbus benutzen wollte.
Der Stolberger Historiker Dr. August Brecher gibt in seinem Buch „Geschichte der Stadt Stolberg in Daten“ (Seite 151) für die Eröffnung von Omnibuslinien der ASEAG nach Aachen und Eschweiler und neue Omnibuslinien innerhalb des Stadtgebietes das Jahr 1950 an.
Die erste Fahrt eines Linienbusses der ASEAG auf den Donnerberg ist seinerzeit auf einem Foto für die Nachwelt festgehalten worden. Die Kirche St. Josef war noch eine Ruine, als der kleine Büssing-Bus von der Höhenstraße in die Obere Donnerbergstraße einbog und vor der Friedrichs Ecke die freudig wartenden Fahrgäste aufnahm.
In den 1950er Jahren gab es zwischen dem Stolberger Hauptbahnhof und dem Stolberger Markt noch einen dichten Straßenbahnverkehr, der von den neuen Buslinien ergänzt wurde. Dieses im Jahre 1957 auf der Rathausstraße in Höhe des Bastinsweihers aufgenommene Foto gibt eine typische Straßenszene mit dem Nebeneinander beider Verkehrsmittel wider.
Mit den neuen Buslinien konnte die ASEAG vor allem ihr Verkehrsangebot in jene Stadtteile ausbauen, die bis dahin von der Straßenbahn nicht erreicht wurden. Auch wenn die Straßen – wie hier die Mauerstraße – noch längst nicht gut ausgebaut waren, so brachten die Buslinien den dort lebenden Menschen und den neu entstehenden Siedlungen eine deutliche Verbesserung der Lebensverhältnisse.
Das Bild vom 14. Oktober 1960 zeigt einen am Stolberger Hauptbahnhof wartenden ASEAG-Bus auf der Linie 8. Nur ein Jahrzehnt nach der Aufnahme des Linienbusverkehrs in Stolberg hatte die ASEAG schon die Linie 8 vom Straßenbahnbetrieb auf Busbedienung umgestellt. Da auch die Deutsche Bundesbahn ihren Schienenpersonenverkehr auf der Stolberger Talbahn zum Ende des Jahres 1961 einstellte, war die Verbindung vom Hauptbahnhof „in die Stadt“ eine Domäne der ASEAG-Busse geworden.
Für den zunehmenden Busverkehr wurden neue großzügige Haltestellen mit bedarfsgerechten Haltebuchten am Straßenrand angelegt. Hier wurde am 26. September 1961 beispielsweise der Bau der neuen Bushaltestelle Rosenthal im Bild festgehalten.
Am Atsch-Dreieck gab es bis 1969 noch die Möglichkeit, vom Bus in die Straßenbahnlinie 22 umzusteigen. Hier hatte man nach dem Abriss des Stationsgebäudes der Straßenbahn nur noch den Buskunden einen bescheidenen Wetterschutz spendiert.
Im Berufsverkehr konnte es schon 1961 auf den Straßen – so wie hier im Bereich der Einmündung der Finkensiefstraße in die Zweifaller Straße – eng werden.
Winterliche Straßenverhältnissen machten den Linienbussen mehr zu schaffen als den Straßenbahnen. Das Foto zeigt einen Büssing-Bus auf der Linie 53, der im Jahre 1961 bei Glatteis von der Straße abgekommen ist.
Wie dieses vermutlich am 27. April 1960 entstandene Foto zeigt, waren die Linienbusse in jenen Jahren von bemerkenswerter Festigkeit. Während das Haus der Gaststätte Klaes in Stolberg-Buschmühle bei diesem Unfall schwer beschädigt wurde, scheint der ASEAG-Bus Nr. 56 offenbar kaum sichtbare Schäden davongetragen zu haben.
Am 27. September 1962 wurde auf der Eisenbahnstraße in Höhe der Brücke über den Münsterbach einer der seltenen Henschel-Busse der ASEAG fotografiert.
Im Juli 1963 wurde ein aus Richtung Münsterbusch kommender Büssing-Bus beim Einbiegen vom Schellerweg in die Rathausstraße abgelichtet.
Zwischen der Rathausstraße und der Brücke über die Talbahnstrecke wurde im August 1963 auf dem Schellerweg der bei der ASEAG unter der Nummer 153 eingereihte Büssing-Bus fotografiert. Man kann die Abgase des angestrengt bergan fahrenden Busses förmlich riechen…
Ankunft eines in die Stolberger Innenstadt und weiter nach Zweifall fahrenden Büssing-Busses auf der Linie 8 an der Haltestelle Atsch-Dreieck, die auch für den Busverkehr in Richtung Verlautenheide, Eilendorf und Stolberg Hbf ein wichtiger Knotenpunkt geblieben war.
Im August 1963 entstand vom Bahnsteig der Straßenbahnlinie 22 aus das Foto des Busses Nr. 139, der hier im Einsatz auf der Linie 53 die Haltestelle Atsch-Dreieck anfährt.
Wie dieses im Oktober 1964 aus anderer Perspektive aufgenommene Foto zeigt, bestanden an der Haltestelle Atsch-Dreieck Umsteigemöglichkeiten zwischen den Straßenbahnen der Linie 22 (Aachen-) Eilendorf-Markt – Eschweiler und den Linienbussen. Während die Haltebuchten der Bushaltestellen am Atsch-Dreieck großzügig in das Straßengefüge eingebunden sind, mutet die Gleisführung der Straßenbahn schon etwas abenteuerlich an. Hier ist es der Triebwagen 6404, der sich auf seiner Fahrt nach Eschweiler vorsichtig in die seinerzeit unübersichtliche und stark befahrene Kreuzung hineintastet.
Wesentlich übersichtlicher stellte sich die Situation am Knotenpunkt Stolberg-Markt dar, wo bis zum Januar 1967 ein Übergang von der Straßenbahnlinie 25 auf den Stolberger Linienbusverkehr bestand. Das Bild zeigt das Zusammentreffen der auf der Linie 8 eingesetzten Busse Nr. 165 (links) und 158 (rechts) mit dem Talbot-Großraumtriebwagen 1007.
Auch am Büsbacher Markt konnte man noch bis 1967 von der Straßenbahnlinie 25 auf die Linienbusse des Stolberger Netzes umsteigen. Auf dem Foto begegnete der Bus Nr. 38 einem der Talbot-Großraumtriebwagen.
Wie bei den Straßenbahnen so wurden auch viele der in Stolberg verkehrenden Linienbusse der ASEAG vom Depot Eschweiler aus eingesetzt. Wie diese Szenen aus dem Jahre 1964 zeigen, wurde die Außenreinigung (oben) dort noch in Handarbeit ausgeführt. Das Bild von der Innenreinigung (unten) bietet gleichzeitig Einblick in die Ausstattung des Innenraums und die Qualität der Sitze.
Büssing-Bus der ASEAG im November 1964 auf der seinerzeit autofreundlich ausgebauten Salmstraße in Stolberg.
Wesentlich schwieriger hatten es die Linienbusse auf der Burgstraße in Oberstolberg, wo im Mai 1965 der ASEAG-Bus Nr. 59 auf der Linie 32 nach Werth und Eschweiler fotografiert wurde.
Eine Herausforderung für die Linienbusse waren anfangs außerdem die starken Steigungen im Stolberger Stadtgebiet. Hier kämpft sich im April 1966 der ASEAG-Bus Nr. 33 auf der Birkengangstraße zum Donnerberg hinauf.
Mit der erfolgreichen Erweiterung des Busangebotes in die „Außenbezirke“ von Stolberg wurde auch die Infrastruktur an den Linienwegen ausgebaut. Beim Ausbau der Birkengangstraße wurden beispielsweise entlang der Buslinie 42 an geeigneten Stellen neue Haltebuchten angelegt. Auf diesem Foto vom August 1966 ist die stadteinwärts gelegene Haltestelle im Bereich des Sportplatzes bzw. der Einmündung Wiesenstraße im Bau.
Drei verschiedene Typen von Linienbussen des ASEAG konnte der Fotograf im April 1965 während des Berufsverkehrs an der Haltestelle Nachtigällchen antreffen. Im Hintergrund ist das ASEAG-Betriebsgebäude an der ehemaligen Straßenbahnhaltestelle Vicht-Dreieck zu erkennen.
Ein symbolhaftes Bild entstand Anfang März 1966 auf der Eisenbahnstraße nahe bei dem dortigen Bahnübergang. Während die Bauarbeiter gerade die Straßenbahngleise ausbauten, passierte im Hintergrund ein Bus auf der Linie 8 zum Stolberger Hauptbahnhof die Baustelle…
Auf diesem Bild von der Haltestelle Frankental hat der Fotograf im Jahre 1965 einen Linienbus erwischt, der ausweislich seiner Lackierung offenbar nicht von der ASEAG eingesetzt wurde. Möglicherweise handelt es sich um einen Postbus (Kraftpost).
Der erstmalige Einsatz von Schulbussen in Stolberg soll nach den Angaben im Buch „Geschichte der Stadt Stolberg in Daten“ (Seite 168) im August 1968 stattgefunden haben.
Am 09. August 1968 wurde in den Stolberger Nachrichten dieses Foto vom Einsatz der neuen Schulbusse abgedruckt. Das Foto entstand an der Haltestelle Kaiserplatz und zeigt einen Bus der Firma Ewald Krott, die seinerzeit einen großen Teil des Schulbusverkehrs durchführte.
Wie dieses Foto vom August 1968 belegt, mussten die Kinder in den Stolberger Schulbussen von Anfang an eine drangvolle Enge ertragen…
Neben den Linienbussen der ASEAG prägten in der Wirtschaftswunderzeit auch die Reisebusse verschiedener als Familienbetrieb geführter Busunternehmen das Straßenbild in Stolberg.
Im September 1958 ist dieser Mercedes-Benz-Bus des Familienunternehmens Thiemonds fotografiert worden. Das Bild entstand im Bereich Stolberg-Velau auf der Bodelschwinghstraße.
Wesentlich bekannter dürfte die Firma Haas sein, die hier im August 1960 mit einem Mercedes-Benz-Bus offenbar eine Reisegruppe an den Urlaubsort bringt. Das Foto entstand auf der Würselener Straße, der Bus steht in Fahrtrichtung Aachen. Links vom Bus ist im Hintergrund das Kreuz des noch existierenden Ehrenmals Ecke Steinbachstraße zu erkennen, welches lange Zeit auch als „Altar“ bei der Fronleichnamsprozession genutzt wurde. Rechts vom Bus sind die beiden Reklamelampen der Gaststätte Königshügel zu sehen. Für die Hilfe bei der Ermittlung des Aufnahmeortes geht mein Dank an Herrn Karlheinz Ohlig.
Einen regelrechten Großeinsatz gab es im Mai 1965 auf der Hermann-Ritter-Straße zu sehen. Möglicherweise handelte es sich um eine Pilgerfahrt oder eine Urlaubsfahrt der Pfarrgemeinde St. Maria Himmelfahrt.
In den 1970er Jahren änderte sich bei der ASEAG das Gesicht des Linienbusverkehrs. Wie bei vielen anderen kommunalen Verkehrsbetrieben auch wurden nun die Standard-Linienbusse beschafft. Bei der ASEAG wurden die Standardlinienbusse des Typs 1 ganz überwiegend von der Firma Büssing bzw. MAN/Büssing geliefert. Etwa zeitgleich führte die ASEAG auch ein neues Farbdesign ein und lackierte ihre Fahrzeuge in leuchtend roter Farbe.
Dieses Anfang August 1970 bei der Haltestelle Stolberg-Markt aufgenommene Foto zeigt einen der wenigen Standardlinienbusse (SL1) der ASEAG, die nicht in der roten Farbgebung, sondern noch im beige-grünen Farbschema eingesetzt worden sind.
Im August 1976 wurde auf der Eisenbahnstraße in Höhe des Bahnübergangs Nikolausstraße diese Szene mit einem Standardlinienbus (SL1) der ASEAG festgehalten. Links vom Bus befindet sich heute der Haltepunkt Stolberg-Schneidmühle der Euregiobahn. Schon 1976 hatten die Linienbusse es schwer, zu den Hauptverkehrszeiten zügig voran zu kommen.
Für die besonders stark frequentierten Linien schaffte die ASEAG Gelenkbusse an, die in Anlehnung an das Programm der Standard-Linienbusse entwickelt worden waren. In Stolberg wurden die Gelenkbusse zuerst auf der Linie 25 eingesetzt, die seinerzeit von Vaals durch die Aachener City und über Brand – Büsbach – Stolberg-Stadtmitte bis zum Stolberger Hauptbahnhof verlief. Am 17. Juli 1982 wurde dort der ASEAG-Gelenkbus Nr. 375 vom MAN-Typ SG192 fotografiert (oben und unten).
Am 17. Juni 2007 zeigte das Schild an der Haltestelle „Hauptbahnhof“ nur noch die Linien 61 nach Roetgen und 42 in Richtung Mühlener Bahnhof, wo sich der neue Verknüpfungspunkt des Stolberger Busliniennetzes befindet. Durch die Wiederaufnahme des Reisezugverkehrs zwischen Stolberg Hbf und Stolberg-Altstadt konnte hier das Busangebot reduziert werden. Das Zusatzschild „Schienenersatzverkehr“ weist auf das Alternativangebot bei Ausfall von Euregiobahnzügen hin.
Wo sich bis 1974 das Empfangsgebäude und der Vorplatz des Mühlener Bahnhofs befanden, wurde um 1999/2000 ein „Rendezvouspunkt“ für den Stolberger Busverkehr angelegt. Seit dem 10. Juni 2001 ist diese Kleinstadtausgabe eines Bushofes auch mit dem Schienenpersonennahverkehr vernetzt. Am 10. September 2009 wurde dort das Zusammentreffen eines Triebwagens der Euregiobahn mit einem von der Firma Horn eingesetzten Mercedes/EvoBus-Standardlinienbus der zweiten Generation vom Typ O 405 N2 auf der Linie 8 und einem SetraBus Typ S415NF der DB-AG-Tochter „RheinlandBus“ auf der Linie 61 im Bild festgehalten.
Die von „RheinlandBus“ betriebene Linie 61 von Stolberg bis Roetgen geht auf den Schienenersatzverkehr für die Vennbahn zurück. Auf diesem Foto vom 10. September 2009 ist symbolhaft die Begegnung des zwischen Stolberg Hbf und Stolberg-Altstadt im Jahre 2001 wieder eingeführten Reisezugverkehrs auf einem letzten Reststück der Vennbahn und dem per Bus weiterführenden Ersatzverkehr mittels der Linie 61 festgehalten.
Wie dicht das Linienangebot des Busverkehrs mittlerweile geworden ist, zeigt diese Aufnahme der Haltestelle „Rosental“ vom 25. September 2007, die von 9 verschiedenen Linien bedient wird. Auf der Linie 42 ist ein Mercedes/EvoBus vom Typ O 530 „Citaro“ im Einsatz.
(letzte Bearbeitung: 14.04.2013)
Diese Serie wird fortgesetzt, sobald weiteres Bildmaterial zur Verfügung steht und aufbereitet ist. Für Bildspenden aus der Leserschaft bin ich stets offen und freue mich über entsprechende Angebote. Falls Busspezialisten die abgebildeten Fahrzeuge näher bestimmen können, bitte ich ebenfalls um entsprechende Hinweise.
Zum o.g. Bild kann ich die zutreffenden Angaben liefern:
Es handelt sich hier um einen Krauss-Maffai Bus der Fa. Müller in Aachen. Der Bus war beige lackiert mit braunem Streifen und besaß einen luftgekühlten Motor.
Der Bus fuhr am späten Nachmittag über Verlautenheide, Würselen und Bardenberg nach Kohlscheid.
Anfang der 60er Jahre lag meine Großmutter in Stolberg im Krankenhaus. Meine Mutter und ich haben diesen Bus öfter benutzt, um ohne Umweg über Aachen nach Kohlscheid zu gelangen.
Als Eisenbahnfan bin ich zufällig auf Ihre Seite gestoßen. Die alten Fotodokumente zu Eisenbahn, Straßenbahn und Autobussen in Stolberg finde ich einfach klasse; sie bringen Erinnerungen an meine Kindheit zurück.