Aachen entscheidet sich gegen eine moderne Stadtbahn

In Aachen wurde am 10. März 2013 mit Hilfe eines Ratsbürgerentscheides über den Wiedereinstieg in einen schienengebundenen öffentlichen Nahverkehr entschieden. Unter dem Produktnamen „Campusbahn“ sollte eine mit Strom aus Fahrleitungen und Batterien betriebene Straßenbahn auf den Weg gebracht werden. Mit einem Investitionsvolumen von 240 Millionen Euro wäre die Campusbahn das bisher größte Projekt der Stadt Aachen gewesen.
Die Wahlbeteiligung von immerhin rd. 43 Prozent belegt, dass der Aachener Bürgerschaft das Thema wichtig war. Schon im Vorfeld hatte sich gezeigt, dass die Bürgerinitiative „Campusbahn=Größenwahn“ ebenso wie die Befürworter der Campusbahn großen Rückhalt in der Bürgerschaft hatten.

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Nach Auszählung aller 94 Stimmbezirke lautete das Gesamtergebnis: 66,34 Prozent Gegenstimmen, 33,66 Prozent Befürworter. Nur im Wahllokal Schule Beeckstraße gab es mit mehr als 50,94 Prozent Ja-Stimmen eine Mehrheit für die Campusbahn. Besonders in den zentrumsfernen Stimmbezirken wurde deutliche Ablehnung erklärt.

Damit hat die Bürgerschaft der Stadt Aachen – entgegen dem Votum ihrer Ratsvertreter – eine wegweisende Entscheidung für die Zukunft der Stadt getroffen. Letztlich bleibt Aachen seiner straßenbahnfeindlichen Linie treu: 1974 wurden mit der Verbindung Vaals – Brand die letzte Straßenbahnlinie stillgelegt, während man in Köln und Bonn gerade jenen richtungsweisenden „Stadtbahnwagen“ einführte, der dort auch heute noch zum Rückgrat eines funktionierenden innerstädtischen Nahverkehrs einen wesentlichen Beitrag leistet. Spätere Ansätze zur Wiedereinführung eines schienengebundenen öffentlichen Nahverkehr sind stets, wie bspw. 1995 das Projekt einer Stadtbahn oder die Durchbindung der Euregiobahn bis ins Aachener Zentrum, gescheitert. Und selbst für museal erhaltene Originalfahrzeuge der Aachener Straßenbahn findet sich in Aachen kein Raum, so dass diese nur beim Straßenbahnmuseum in Lüttich besichtigt werden können.

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Als 1974 in der alten Kaiserstadt Aachen die letzte Straßenbahnlinie stillgelegt wurde, führte man in modernen Großstädten wie Köln und Bonn gerade den Stadtbahnwagen B ein, der dort seither schon jahrzehntelang das Rückgrat eines umweltfreundlichen, funktionierenden öffentlichen Schienenpersonennahverkehrs bildet. In mehreren Ruhrgebietsstädten wurde parallel dazu der ähnliche, aber meterspurige Stadtbahnwagen M eingeführt. Nach 40 Betriebsjahren werden diese robusten und bewährten Fahrzeuge in Köln und Bonn nun sogar noch einer sogenannten „Zweiterstellung“, d.h. Grundinstandsetzung und Modernisierung, unterzogen, um sie für weitere 25 Betriebsjahre zu ertüchtigen. In Bonn kann man die ersten „runderneuerten“ Stadtbahnwagen B bereits im Betrieb erfahren, während man sich in Aachen weiterhin  bestenfalls an Stadtbussen erfreuen kann…. (oben und unten).
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7 Gedanken zu „Aachen entscheidet sich gegen eine moderne Stadtbahn“

  1. sehr geehrte Damen und Herren,

    da (leider) das Thema campusbahn mit dem Bürgerentscheid abgeschlossen wurde, möchte ich einmal anfragen …..ob genauso stark ,wie der Wiederstand gegen die Campusbahn, nun endlich für die Anbindung von Breinig und Walheim
    an die Euregiobahn und darüberhinaus möglicherweise an Raeren und Eupen gesorgt werden wird…. ?

    Der höchste finanzielle Posten an dieser Reaktivierung ( es ist die Eisenbahnstrecke von Stolberg nach Eupen ) ist die Sanierung des
    Falkenbachviaduktes zwischen Breinig und Hahn welches derzeit für den Zugverkehr gesperrt ist….

    viele kleine Arbeitsschritte auf dem Weg dort hin haben schon die
    Eisenbahnfreunde Grenzland

    http://www.eisenbahnfreunde-grenzland.de

    begonnen und abgeschlossen….wir alle gemeinsam müssten doch diese Anbindung schaffen können….oder….?

    p.s. ich schreibe im Namen vieler älterer BürgerInnen, denen diese Bahnverbindung sehr am Herzen liegt.

    freundliche Grüsse aus Schmithof

    i.A. Gereon Spiekermann

  2. Hallo gereon,

    für eine Anbindung von Breinig an das Euregiobahnnetz hat es schon 2004 eine Bürgerbefragung, in Breinig und Breinigerberg, gegeben. Das Ergebnis: 96% der befragten stimmten für eine Anbindung!!!

    Liebe Grüße vom Josef

  3. nun ja, dann könnte man es doch wiederholen und dann solte sich die Stadt daran halten und ENDLICH Breinig an die euregiobahn anbinden…..

  4. Kann es sein, dass die so hochgelobte RWTH-Stadt Aachen doch ein Dorf zwischen Köln und Brüssel geblieben ist!?

    Sie schafft es einfach nach der ’74 Stillegung nicht einen modernen ÖPNV hinzukriegen. Ich frage mich nur, wann zieht der letzte Student der RWTH in die westentlich kleinere Stadt Heidelberg, die sich eine modernene Meterspur Stadtbahn gönnt.

    …..

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