Fundstücke aus Stolberger Fotoalben: Im Mai 1944 am Stolberger Hauptbahnhof

Fotos von der Eisenbahn in Stolberg aus der Zeit vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges und aus der Zeit des Wirtschaftswunders sind selten. Gerade von vielen Stellwerken oder Schrankenwärterposten gibt es kaum Fotos aus der Vorkriegszeit. Ebenso sind auch Fotos mit Personenzügen auf den Stolberger Bahnhöfen und Bahnstrecken kaum zu finden. Das wenige überlieferte Bildmaterial stammt zumeist von Ansichtskarten oder aus dem Fundus der in Stolberg ansässigen Berufsfotografen. Doch mit etwas Glück wird man auch in so manchem Familienalbum oder in manchem Schuhkarton Bilder entdecken, die zumindest im Hintergrund Teile von Eisenbahnanlagen zeigen. Für den Historiker sind auch solche Fotos aufschlussreich und im ideellen Sinne wertvoll.

Einen solches Fundstück kann ich heute hier zeigen:

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Es war Anfang Mai 1944, als ein junger Stolberger Fronturlaub hatte und mit seiner späteren Frau einige unbeschwerte Tage in der Heimat verbringen konnte. Man gönnte es sich, einen Rollfilm zu kaufen und einige Erinnerungsfotos aufzunehmen.
Vielleicht war es ein Besuch bei Verwandten oder ein gemeinsamer Ausflug, für den man die Reichsbahn benutzen musste. An einem sonnigen Vormittag fotografierte sich das junge Paar jedenfalls gegenseitig auf der Rhenaniastraße. Zufällig zeigt eines dieser Fotos im Hintergrund die Brücke der Verbindungsbahn, das Gleis der Straßenbahnlinie vom Hauptbahnhof in Richtung Atsch-Dreieck und das damalige Stellwerk „Smt“. Ganz im Hintergrund ist schwach noch das Empfangsgebäude des Stolberger Hauptbahnhofs zu erkennen, vor dem eine Straßenbahn wartet.

Auch wenn das Negativ verschollen und nur ein rd. 6 x 6 cm großer Papierabzug erhalten geblieben ist, so ist es für mich das erste Foto, das ich von dem 1909 errichteten Stellwerk „Smt“ in seiner ursprünglichen, von der preußischen Staatsbahn errichteten Ausführung sehe. Soweit erkennbar, entspricht dieses Stellwerk jenem Einheitstyp, den man auf vielen Bahnhöfen der Vennbahn und auch auf den Bahnhöfen Stolberg-Mühle und Stolberg-Hammer und an der Abzweigstelle am Schnorrenfeld errichtete.

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Wenige Monate später wurde Stolberg von Mitte September bis Mitte November 1944 zur Frontstadt und zum Kampfgebiet. Das ehemalige Stellwerk „Smt“ wurde in jenen Wochen zerstört und bis 1948 durch einen zeitgemäßen Neubau ersetzt, der aber nach der Inbetriebnahme des heutigen Stellwerks „Sf“ im Dezember 1987 schon wieder abgerissen worden ist.

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Das um 1948 wieder aufgebaute Stellwerk „Sm“ im Jahre 1972.

 

Falls auch Sie ähnliche Fotos haben, auf denen ein wenig historische Eisenbahn zu sehen ist, würde ich mich freuen, wenn Sie es mir ermöglichen würden, solche Fotos (oder die für die Eisenbahngeschichte relevanten Teile davon) abzufotografieren oder zu scannen und auf diese Weise Stolberger Eisenbahngeschichte zu bewahren. Von Schnappschüssen aus dem Berufsalltag von Eisenbahnern bis zu Motiven vom Beginn oder Ende einer Reise auf Stolberger Bahnhöfen oder dem Blick vom Wohnungsfenster auf die Straßenbahn finde ich alles interessant, um neue Erkenntnisse zur Geschichte des Schienenverkehrs in Stolberg zu gewinnen. Selbstverständlich werden solche Fotos auch vertraulich behandelt und nur mit Ihrem Einverständnis hier gezeigt.

Soweit Bildspender(innen) ihr Einverständnis zu einer Veröffentlichung geben, werde ich in loser Folge  davon berichten.

Helikoptereinsatz zur Signalmontage


Am Vormittag des 07. August 2011 sorgte ein Hubschraubereinsatz im Bereich des Stolberger Hauptbahnhofs für Aufsehen. Nach langdauernden Vorarbeiten ließ die Euregio Verkehrsschienennetz GmbH (EVS) dort an verschiedenen Stellen insgesamt 15 neue Signale aufstellen.


Wegen der starken Auslastung der Hauptstrecke Köln – Aachen und verschiedener von der Euregiobahn benutzter Gleise gab es selbst nachts aber offenbar keine ausreichenden Zeitfenster, die neuen Signale an verschiedenen neuralgischen Punkten des Stolberger Hauptbahnhofs vom Boden aus zu montieren. Deshalb hatten sich die EVS und die mit dem Aufbau der neuen Stellwerkstechnik betraute Firma Siemens entschieden, die Montage mit einem Helikopter an einem verkehrsärmeren Sonntag vorzunehmen.
Im Anschluss an die Arbeiten auf dem Stolberger Hauptbahnhof wurden auch auf dem Bahnhof Stolberg-Altstadt drei Signale mit dem Helikopter aufgestellt.
Auf dieser Homepage gibt es dazu den ausführlichen Bericht „Signalmontage per Helikopter“ ( siehe dazu  hier ).

Unter dem Titel „Signalbau zwischen Oberleitungen / Ein Hubschrauber auf Montageflug“ haben Elmar und Alexander Scheurer einen sehr eindrucksvollen Filmbericht von diesem spektakulären Ereignis produziert.

Natürlich wurde auch in den Stolberger Tageszeitungen dazu berichtet.

EVS kauft das Bahnhofsgebäude des Stolberger Hauptbahnhofs

Nach Angaben der Stolberger Tageszeitungen hat die Firma Euregio Verkehrsschienennetz GmbH (EVS) nach mehr als ein Jahr andauernden Kaufvertragsverhandlungen das Empfangsgebäude des Stolberger Hauptbahnhofs erworben. Der Grundstückskaufvertrag wurde am 23. Juni 2010 notariell beurkundet. Wie es scheint, steht dem 1888 errichteten Bahnhofsgebäude damit wieder eine bessere Zukunft bevor, als sie zuletzt die DB-AG geboten hat.

Der DB-Konzern hat das denkmalgeschützte Gebäude rücksichtslos verwahrlosen lassen und private Initiativen zur Erhaltung, wie sie beispielsweise das Vennbahnmuseum hätte bieten können, vor den Kopf gestoßen. Es ist interessant, an diesem Schnittpunkt einmal festzuhalten, wie weit die DB-AG das Bahnhofsgebäude hat verkommen lassen und in welchen Zustand die DB-AG es weiterreicht.

So sieht etwa der ehemalige Haupteingang des Bahnhofsgebäudes aus. Durch diesen Eingang hatten Generationen von Stolbergern die Schalterhalle betreten, um Fahrkarten zu kaufen oder Gepäck aufzugeben.

Die Plakette zur Kennzeichnung des Denkmals wirkt da beinahe schon wie Hohn.

Die schmucke Bahnhofsuhr, einstmals das Symbol für die mit der Eisenbahn einziehende „neue Zeit“ und der Stolz eines jeden Bahnhofsgebäudes, ist verblichen. Vernachlässigung und fehlende Instandhaltung ließen sie vom Statussymbol zu einer durch Bauschäden erzeugten Gefahrenstelle werden.

Die verwitterte Fassade der Westseite ist meist die erste Ansicht, die Besucher des Stolberger Hauptbahnhofs wahrnehmen. Im unteren Bereich für den ersten Blick ein wenig Pinselkosmetik, die weithin sichtbare obere Giebelseite hat aber seit 1976 keine Pflege mehr erhalten.
Für den einstigen Bahn-Chef Dürr gab es zwischen Herkunft und Zukunft noch einen Zusammenhang. Die Börsenbahn zeigte hier kein Interesse mehr an ihrem Erbe. Dass die Historie dieses in seltener Bauform errichteten Bahnhofsgebäudes auf das Jahr 1888 zurückgeht, wirft keinen unmittelbar sichtbaren Profit ab.

Das „Aushängeschild“ der DB-AG sagt in seinem Zustand mehr als viele Worte.

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