Fundstücke aus Stolberger Fotoalben: Einst am Bahnhof Stolberg-Hammer

In so manchem Fotoalbum finden sich Fotos, die das unmittelbare Wohnumfeld von Stolbergern zeigen. Häufig wurden solche Fotos zunächst nur aufgenommen, um einen Regenbogen, den ersten Schnee oder andere bemerkenswerte Abwechslungen im Alltagsleben im Bild festzuhalten. Manch einer wollte auch nur noch rasch einen Film füllen, den man nach einer Urlaubsreise oder nach einer Familienfeier schnell zur Entwicklung bringen wollte. Mitunter können solche scheinbar belanglosen Fotos Jahrzehnte später aber höchst interessant sein.

So oder ähnlich könnte es gewesen sein, als jemand, der in der Brauereistraße wohnte, aus seinem Wohnungsfenster heraus den Bahnhof Stolberg-Hammer fotografierte:

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Das dabei entstandene Foto von der Straßenseite des einstigen Bahnhofsgebäudes zeigt eine nur selten zu sehende Perspektive mit wenig bekannten Details und lädt zum ausgiebigen Betrachten ein.

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Aber auch der Blick auf die nördliche Bahnhofsausfahrt und das Gelände der Ketschenburg-Brauerei ist nicht minder interessant.

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Leider ist nicht überliefert, wann die Fotos aufgenommen worden sind. Der Bergfried der Stolberger Burg erhielt seine Turmhaube um 1955, so dass das Foto schon vorher aufgenommen worden sein muss. Markant ist auch der Turm der Pfarrkirche St. Luzia, der noch nicht seine „Zwiebelform“ hat. Aber wann wurde das Kirchturmdach umgebaut? Markante Details im Bild sind auch die „Schlagkarren“ vor dem Haus an der Mauer der Ketschenburg-Brauerei und der scheinbar bereits luftbereifte LKW-Anhänger auf der Ladestraße (rechts am Bildrand). Vielleicht gelingt es mit Ihrer Hilfe, die Entstehungszeit der beiden Fotos herauszufinden…

Ich bin für alle Hinweise dankbar => mail@eisenbahn-stolberg.de

Zwischenzeitlich erhielt ich unter Bezug aus diese Quelle: http://www.stolbergtouristik.de/city_info/webaccessibility/index.cfm?region_id=363&waid=134&item_id=857592&oldrecord=84280&oldmodul=5&olddesign=0&oldkeyword=0&oldeps=20&oldaz=all&oldcat=0&fsize=1&contrast=0  den Hinweis, dass das Dach des Kirchturms von St. Luzia in den frühen 1950er Jahren umgebaut wurde und seine heutige Form erhielt.

Bemerkenswert sind auch die beiden Ausfahrsignale bei der Ketschenburg-Brauerei. Das rechte der beiden Signale, das Gruppenausfahrsignal, zeigt die Bauform der preußischen Staatsbahn mit im Signalflügel liegender Blende für das rote oder grüne Licht. Der Gittermast des Signal scheint außerdem noch kein rot-weißes Mastschild zu besitzen. Das linke Signal entspricht demgegenüber der Ausführung der Deutschen Reichsbahn, wie sie ab Mitte der 1920er Jahre verwendet wurde.

Nur noch eine nette Fahrradpiste? – Gedanken zum Vennbahnradweg

Dass große Teile der Vennbahn mittlerweile stillgelegt und abgebaut sind, ist eine Tatsache, mit der man sich wohl oder übel abfinden muss. Dass der Vennbahnradweg eine gute Alternative zur Nachnutzung der Vennbahntrasse ist, dürfte unstreitig sein – die rege Benutzung des Vennbahnradweges ist ein deutliches Zeichen. Schon seit der Eröffnung des ersten Abschnittes von Brand nach Kornelimünster im Jahre 1985 ist der Vennbahnradweg eine Erfolgsgeschichte. Dennoch sei die Frage erlaubt, ob die Vennbahntrasse zukünftig nur noch eine nette Fahrradpiste sein soll – oder ob sie gleichzeitig die Erinnerung an eine Eisenbahnstrecke wachhalten sollte, die wie keine andere die Höhen und Tiefen der Geschichte des Grenzlandes widerspiegelt.
Manch einer wird jetzt vielleicht einwänden, dass es doch neuerdings vielerorts große Informationstafeln entlang der Vennbahntrasse gibt. Doch bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass diese Infotafeln eher oberflächlich sind und den Eindruck erwecken, sie seien von ortsfremden Menschen ohne nähere Kenntnisse der Besonderheiten entlang der Vennbahntrasse erstellt worden. In den offiziellen Informationen werden gerne banale Texte wie dieser verbreitet:
Über ein Jahrhundert lang war die Vennbahn die eiserne Verbindung zwischen Aachen und dem Norden Luxemburgs. Jetzt gehört sie mit rund 125 Kilometern zu den längsten grenzüberschreitenden Bahntrassenradwegen Europas. Mit der ehemaligen Bahnstrecke hielt der Wohlstand Einzug in den einzigartigen Natur- und Kulturraum im deutsch-belgischen Grenzgebiet. Die Vennbahn überstand in all den Jahren so manche Laune der Geschichte und war dabei selbst Bestandteil zahlreicher Geschichten. Heute sind die Weichen für eine neue Ära gestellt. Kalter Stahl und dunkle Bahnschwellen gehören der Vergangenheit an und haben den Weg frei gemacht für entspannte Rad- und Wandertouren entlang dieses grünen Weges. Die Vennbahn führt von Aachen durch die 3 Länder Deutschland, Belgien, Luxemburg nach Troisvierges. Mit einer maximalen Steigung von 2 Prozent können Sie auf 125 Kilometern Natur, Grenzlandflair, Vennbahngeschichten und Historisches erleben.

Ich möchte hier anhand einiger kleiner Beispiele auf dem Weg von Kornelimünster nach Roetgen aufzeigen, dass es durchaus noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt – und das gilt nicht nur für diesen Streckenabschnitt, sondern auch für die anderen Abschnitte… „Nur noch eine nette Fahrradpiste? – Gedanken zum Vennbahnradweg“ weiterlesen

Filmtipp: „Vennbahn Heute und Damals 2013 und 1999“

Der Eisenbahnfreund Elmar Scheurer hat den von ihm selbst erstellten Film „Vennbahn Heute und Damals 2013 und 1999“ bei „youtube“ eingestellt (Link: http://www.youtube.com/watch?v=MWWDP8FhBEg) .
Der beeindruckende Film mit Vergleichen der Vennbahn als Radweg und als Eisenbahnstrecke mit Zugbetrieb macht sehr deutlich, was mit dem Ende des Bahnbetriebes auf der Vennbahn verloren gegangen ist. Auch wenn der Radweg sicherlich noch die beste Nachnutzung der Vennbahntrasse ist, so bleibt doch bedauerlich, dass für den Erhalt der Vennbahn seinerzeit kein Geld zur Verfügung gestellt werden konnte. Für den Bau des Vennbahnradweges wurden auf Kosten der Steuerzahler ja bekanntlich bisher 14,5 Mio. Euro ausgegeben……

Damit am 15. September 2013 in Lammersdorf die offizielle Eröffnung des „deutschen“ Abschnittes des Vennbahnradweges in angemessener Umgebung gefeiert werden kann, hat die Städteregion Aachen die belgische Eisenbahn übrigens gedrängt, bis dahin noch das ehemalige Lammersdorfer Bahnhofsgebäude zu beseitigen. Anstelle der Erhaltung dieses authentischen Stückes Vennbahngeschichte findet man es besser, ein kitschiges Wartehäuschen aufzustellen….

Anna 20 vor der Verschrottung gerettet!

Den „Eisenbahnfreunden Grenzland e.V.“ (EFG) ist es glücklicherweise gelungen, die zweiachsige MaK-Stangenlok „Anna 20“ des Eschweiler Bergwerksvereins vor der Verschrottung zu bewahren. Der von den EFG initiierte Spendenaufruf erbrachte bis Ende April 2013 eine Summe von 1.850 €. Zusammen mit von den EFG aufgebrachten Eigenmitteln reichte diese Summe aus, die im Jahre 1960 unter der Fabriknummer 220066 gebaute Lok „Anna 20“ noch rechtzeitig in sichere Obhut zu nehmen und sie zunächst von Düren nach Walheim zu transportieren. Im Gegensatz zu anderen Spendenaktionen, bei denen Spender häufig im Ungewissen bleiben, ob ihre Spenden wirklich zweckentsprechend verwendet werden und welche Anteile dort in Organisation und Verwaltung „versickern“, konnten die Unterstützer des Projektes  >Anna 20<  sicher sein, dass die Eisenbahnfreunde Grenzland e.V. ihre Gelder zeitnah, zielgerichtet und vollständig so wie vorgesehen verwenden werden.

Schon am 30. April 2013 lief die Organisation für den Abtransport der Lok an. Der Transport gestaltete sich jedoch etwas schwierig, da von Seiten der Rurtalbahn keine Unterstützung gegeben wurde. So mussten sich die EFG bei den Verladearbeiten auf dem Gelände der Dürener Kreisbahn bzw. Rurtalbahn mit ihrem eigenen Zweiwegebagger behelfen, der zu diesem Zweck extra nach Düren herbeigeholt werden musste. Die noch nicht betriebsfähige Anna 20 wurde schließlich mit Hilfe des Zweiwegebaggers auf den Tieflader geschoben. Anschließend trat Anna 20 die Reise von Düren zum Bahnhof Walheim auf der Straße an.

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Improvisation – mit dem vereinseigenen Zweiwegebagger als Rangierfahrzeug wurde die Anna 20 auf dem Betriebshof der Rurtalbahn in Düren zur Verladestelle bewegt (oben und unten).
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Die Eisenbahnfreunde Grenzland wussten sich zu helfen – mit eigenen Mitteln und Kreativität wurde die Anna 20 für den Transport auf der Straße auf einen Sattelauflieger geschoben (oben und unten).
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Anna 20 beim Verlassen des Betriebshofes der Rurtalbahn (oben) und auf dem Weg von Düren nach Walheim (unten).
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Seit dem 02. Mai 2013 steht Anna 20 nun am Bahnübergang „Auf der Kier“ unmittelbar vor dem Stellwerk „Wf“ und kündet von ihrer gelungenen Rettung vor dem Schneidbrenner. Doch mit dem Transport in die neue Heimat erreichten die Eisenbahnfreunde Grenzland nur ein Etappenziel.

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Anna 20 in ihrer neuen Heimat auf den Gleisen des Bahnhofs Walheim, aufgenommen am 05. Mai 2013 (oben und 2 x unten).
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Mit der Aufarbeitung der Lok kommt nun die nächste finanzielle Herausforderung auf die Eisenbahnfreunde Grenzland zu. Nun gilt es, den durch eine Fehlbedienung herbeigeführten Motorschaden an der Lok zu reparieren oder den Motor einer beim Bergbaumuseum in Alsdorf vorhandenen Schwesterlok einzubauen. Auch hier hängt die Machbarkeit ganz wesentlich von der Finanzierung durch Spenden ab, da die EFG die Summe nicht aus eigenen Mitteln stemmen kann. Der Verein sucht deshalb nach wie vor Spenden und andere Hilfen, um das große Ziel, die Wiederinbetriebnahme der Anna 20, zu erreichen.

Unterstützen Sie (weiterhin) die Aufarbeitung von Anna 20 – es lohnt sich!

Für die freundliche Überlassung von Fotos möchte ich an dieser Stelle dem Eisenbahnfreund Elmar Scheurer herzlich danken.

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670.000 € für die Vennbahntrasse…

Unter der Schlagzeile „Erdwall an der Vennbahn muss wieder weg“ berichteten die online-Ausgaben der regionalen Tageszeitungen am 03. Mai 2013 über einen teuren Schildbürgerstreich der Stadt Aachen.

Der hässliche und den Blick auf die umliegende Natur ohnehin versperrende Erdwall, der entlang der Vennbahnstrecke zwischen der Monschauer Straße in Schmithof und der belgischen Grenze aufgeschüttet worden ist und ursprünglich der Kostenersparnis dienen sollte, muss auf Kosten der Steuerzahler wieder beseitigt werden. Wie man bei der Bezirksregierung und den zuständigen Abfall- und Bodenschutzbehörden, den Landschaftsschutz- und den Wasserbehörden wohl erst jetzt bemerkt hat, befindet sich die Trasse des Vennbahnradweges dort in einem Wasserschutzgebiet. Die dafür geltenden Vorschriften gebieten es, das Bodenmaterial des Erdwalles – immerhin rd. 9.200 m³ bzw. 18.400 to. – wie belasteten Abfall zu behandeln. Deshalb muss das vor einem Jahr erst für den Bau des Vennbahnradweges abgetragene und wenige Meter seitlich daneben wieder aufgeschüttete Bodenmaterial aus Fels und verwittertem Ton nun wieder entfernt werden. Der Aufwand für den Abtransport der Bodenmaterials, die Entsorgung und die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes wird mit 670.000 Euro veranschlagt.

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Die Vennbahntrasse mit Gleis, Radweg und abgekipptem Bodenmaterial nahe der Monschauer Straße bei Schmithof, aufgenommen am 03. August 2012
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Um den schwarzen Peter für diese peinliche Panne weiterzugeben, wird zur Ablenkung in der Presse erklärt, dass die Ursache für die Aufschüttung des Erdwalles eine Forderung der EVS gewesen sei, wonach der Radweg aus Sicherheitsgründen mindestens einen halben Meter unterhalb der Schienenoberkante liegen soll. Hätte die EVS nicht diese Forderung erhoben, so soll suggeriert werden,  ja dann hätten die Bürokraten auch alles richtig gemacht….. ;-)

Was könnten die Eisenbahnfreunde Grenzland e.V. wohl alles bewirken, würde man ihnen 670.000 € zur Verfügung stellen…..

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