Einst und jetzt am Beispiel Alsdorf

Es gibt Orte, die einen nicht mehr loslassen. Für viele Eisenbahnfreunde dürfte der Bereich um das alte Stellwerk und den Güterschuppen am Bahnhof Alsdorf solch ein Ort sein. Wo sich heute der sterile Bahnhof Alsdorf-Annapark befindet, gab es bis 1992 eine Kombination von Eisenbahn und Bergbau mit Gänsehaut-Feeling…

Am 5. Februar 2017 war ich dort wieder einmal vorbeigekommen und fotografierte den von Herzogenrath nach Stolberg Hbf fahrenden Euregiobahn-Triebwagen 643 222 (oben). In der Erinnerung verbindet sich dieser Anblick gerne mit jenem Nachmittag am 22. März 1978, als ich dort vor der Kulisse der „dampfenden Anna“ einen rasant vorbeiknatternden Schienenbus aufgenommen hatte (unten).

Ein beliebter Platz war seinerzeit auch der Güterschuppen mit seiner Verladerampe, die einen guten Blick über die Anlagen des Grubenbahnhofs geboten hatte. Heute eine verkommene Gegend mit einem Blick auf klägliche Reste des einstigen pulsierenden Herzes der Stadt Alsdorf (oben). Am 15. September 1988 entstand wenige Meter links von dieser Stelle das Foto der Diesellok 290 392 vor den gewaltigen Dampfwolken, die etwa alle 10 Minuten durch das Kokslöschen  erzeugt wurden (unten).
Am 2. Mai 1980 konnte der Eisenbahnfreund dort die Grubenbahnlok „Anna 8“ und die Bundesbahnlok 290 306 antreffen, die sich beide vor schweren Zügen abplagen mussten.

Vom 6. Mai 1980 stammt die Aufnahme dieser Betriebsszene mit der Diesellok 290 164, dem nach Herzogenrath sausenden Akkutriebwagen 515 578 und den beiden Grubenbahnloks „Anna 2“ (links) und „Anna 8“ (rechts).

Man kann die Erinnerung bewahren und durch Fotos wachhalten. Aber man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Wie es einmal war, so wird es nicht wieder sein. So kann man es auch verschmerzen, wenn mit dem Abtransport der Lok „Anna 9“ wieder ein Stück Alsdorfer Kulturgut verschwindet oder im fluffigen Energeticon die Grubenbahnlok „Anna 8“ mehr schlecht als recht die Zeit überdauert und sich die Räder plattsteht. Sie sind ohnehin nur noch Aschereste einer verloschenen Zeit. Fossile einer abgeschlossenen industriellen Epoche, die gar nicht mehr widerspiegeln können, was einmal ihre Arbeitswelt war. Die Stätten, an denen Generationen von Menschen tausendfach schwer geschuftet haben und durch die die Stadt groß geworden ist, waren es nicht wert, erhalten zu werden. Sie fanden zuletzt kaum mehr Wertschätzung. Ein Trend, der bis heute anhält. Kohlekraftwerke und Kohlebergbau ganz allgemein sind heute schon regelrecht verpönt und in der Politik „Schmuddelkinder“, mit denen keiner mehr spielen will….

3 Gedanken zu „Einst und jetzt am Beispiel Alsdorf“

  1. Als Kind der „Bergbaustadt-Alsdorf“-kann ich hautnah aus der Zeit des Steinkohlenbergbaus
    erzählen. Das war eine Zeit wo es Alsdorf gut ging, Bergleute verdienten gut und das Geld wurde auch ausgegeben. Es gab zur Blütezeit jede Menge Bekleidungsgeschäfte-Schuhgeschäfte eigentlich alles was man zu Leben brauchte. Einer der Nachteile war die schlechte Luft-durch die Kokerei. Die eine der größten Europas war-wenn man als Hausfrau die Wäsche auf der Leine hängen hatte konnte es passieren das sie mit schwarzen Flecken übersäht war. Also achteten die Hausfrauen darauf wie der Wind stand-es gab auch feste Zeiten wann auf der Kokerei Koks produziert wurde.
    Unter den Bergleuten war auch außerhalb der „Kull“ eine tolle Kameradschaft-jeder half Jedem.
    Das war eigentlich ein tolle Zeit-die Stadt Alsdorf wäre nie so groß geworden ohne die „Kull“.
    Nur Schade ist das viele Zeitzeugen verschwunden sind-und es der heutigen Generation zu erzählen wie es damals war-machen nicht Viele.
    Etwas ist immer noch da – das „Glück auf

  2. Guten Abend habe mal eine Frage ich bin Mitglied der selfkanbahn frühere Geilenkirchen kreisbahn kenn sie das noch frage mit freundlichen Grüßen Sebastian Deutz

    1. Hallo Sebastian,

      ich habe die Selfkantbahn Mitte der 1970er Jahre kennengelernt. Da war die Geilenkirchener Kreisbahn schon weitgehend verschwunden. Am Bf. Geilenkirchen gab es noch das Bahnhofsgebäude der Kreisbahn (da war eine gut besuchte Kneipe drin), es gab noch ein normalspuriges Ladegleis und in Richtung Bauchem lag noch die Blechträgerbrücke über die Wurm. Die Meterspurstrecke zwischen Geilenkirchen und Gillrath war da aber schon abgebaut. Und in Gangelt konnte man noch den ehemaligen Güterschuppen und die Rübenrampe sehen. Als jugendlicher Eisenbahnfreund hatte die Selfkantbahn natürlich mehr Anziehungskraft als die Relikte der GKB. Und Günther Steinhauer hatte es immer gut verstanden, mein Interesse an den Fahrzeugen der Selfkantbahn und ihren technischen Besonderheiten zu wecken….

      Mit freundlichen Grüßen aus Stolberg
      Roland Keller

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