Auf dieser noch im Entstehen begriffenen Seite wird die Entwicklung des Stolberger Hauptbahnhofs dargestellt. Weil Stolberg Hbf ein sehr komplexes Gebilde war/ist, zerlege ich diesen Bahnhof in seine wesentlichen Bestandteile und Bezirke und gehe zur besseren Darstellung einzeln auf deren Entwicklung ein.
Zunächst zur Orientierung ein Gleisplan aus dem Jahre 1973 mit Einzeichnung der Grenzen der einzelnen Bezirke und den Positionen der einzelnen Stellwerke:
Das Bahnhofsgebäude (Empfangsgebäude)
Das Bahnhofsgebäude im September 2008
Nach der Verstaatlichung der Privatbahnen verfolgte die preußische Staatsbahn das Ziel, im Güterverkehr die Betriebsabläufe wirtschaftlicher und effektiver zu gestalten und die Anlagen für den Reiseverkehr zu zentralisieren. Um den Reisenden die langen Wege zwischen den Bahnhöfen der Privatbahnen zu ersparen, wurde zwischen 1886 und 1888 an zentraler Stelle ein neues Empfangsgebäude errichtet, an dem die nach Stolberg führenden Strecken zusammengeführt wurden. Der von der Rheinischen Eisenbahn mit der Strecke Köln-Aachen und der abzweigenden Talbahn geprägten Form folgend, legte die preußische Staatsbahn den neuen Bahnhof als sog. „Keilbahnhof“ an und errichtete dazu passend ein keilförmiges Bahnhofsgebäude. Um den für den Neubau notwendigen Raum zu gewinnen wurde die Strecke Köln-Aachen nach Norden hin verschoben. Das frühere Bahnhofsgebäude der Rheinischen Eisenbahn befand sich ungefähr in einer Linie mit der heutigen Güterabfertigung. Für die Personenzüge aus Richtung Würselen und Kohlscheid sowie Alsdorf und Herzogenrath wurde westlich das Empfangsgebäudes ein kleiner Kopfbahnhof mit den Gleisen 99 bis 101 angelegt.
Die Westseite des Bahnhofsgebäudes mit der links verlaufenden Hauptstrecke Köln-Aachen und dem Kopfbahnhof für die Strecken nach Herzogenrath und Würselen mit den Gleisen 99 bis 101 in der Bildmitte
Auf der Südostseite wurden die Bahnsteiggleise 87 und 88 angelegt, die von Zügen von bzw. nach Walheim und Jülich benutzt wurden. Von den um das Empfangsgebäude herum errichteten Bahnsteigen konnte man von und zu allen Linien umsteigen.
Der parallel zur Strecke Köln-Aachen liegende Gebäudeflügel nahm die Fahrkartenausgabe, die Expressgut- und Gepäckabfertigung, den Wartesaal, eine Gastwirtschaft und im Obergeschoss Dienstwohnungen auf. In dem südwestlichen Flügel des Bahnhofsgebäudes wurde das Stolberger Postamt 2 untergebracht.
Der südliche Gebäudeabschluss an der Vennbahnseite, vor der Erweiterung zur Unterbringung des Postamtes.
Ergänzend zum Empfangsgebäude wird 1889 auf dem Bahnhofsvorplatz im gleichen Baustil ein Nebengebäude errichtet, das als Spritzengebäude sowie als Abort diente.
Um das Jahr 1900 entstand dieses Bild des Triebwagens 113 mit dem Beiwagen 33. Bei dem Beiwagen handelt es sich um einen umgebauten Pferdebahnwagen, der speziell für den Posttransport zwischen dem Bahnhof und dem Postamt am Kaiserplatz eingesetzt wurde.
Auch die zwischen der Stadt Stolberg und dem abseits gelegenen Rheinischen Bahnhof verlaufende Linie der Aachener Pferdebahn musste rd. 250 m verlängert werden, um an das neue Empfangsgebäude herangeführt zu werden.
Dieses Foto zeigt das Bahnhofsgebäude noch ohne die Bahnsteigüberdachungen, so dass es vor 1906 entstanden sein muss.
Schon 1899 erfolgte der erste Umbau des Bahnhofsgebäudes, um eine Bahnsteigsperre einzubauen. Zur Vergrößerung der Schalterhalle wurde der heute noch existierende Vorbau mit der Bahnhofsuhr angefügt.
1909 wurde die Treppe mit dem überdachten Windfang hinzugesetzt.
Auf diesem Foto ist das Aufnahmejahr 1906 vermerkt. Hier sind die Bahnsteigüberdachungen bereits an das Bahnhofsgebäude angefügt worden.
Im Jahre 1910 wurde der südwestliche Gebäudeflügel um den rd. 5,5 m langen Anbau mit dem Walmdach erweitert.
Zum 01. April 1911 erfolgte die Änderung des Bahnhofsnamens von „Stolberg (Rheinisch)“ in „Stolberg Hbf“.
Der in Fachwerkbauweise gestaltete Vorbau an der Gepäckabfertigung, in dem sich der Wartesaal für Reisende der 1. Klasse befand, datiert aus 1915.
Am 12. April 1920 ereignete sich bei der an der Verbindungsbahn gelegenen Düngemittelfirma „Schippan“ ein katastrophales Explosionsunglück, bei dem 23 Menschen getötet und 100 verletzt wurden. Die Druckwelle der Explosion führte auch am Bahnhofsgebäude zu großen Schäden am Dach.
Am 1. März 1933 wird das bis dahin selbständige Postamt Stolberg 2 dem am Kaiserplatz gelegenen Postamt Stolberg 1 zugeordnet. Einen Monat später übernimmt die nun „Zwischen-Postamt 2“ genannte Dienststelle die Abfertigung der Landpost.
Am 1. Januar 1935 wurde der Bereich um den Hauptbahnhof, der bis dahin zum Gebiet der Stadt Eschweiler gehörte, nach Stolberg eingemeindet.
Während des Zweiten Weltkrieges sollte zum Schutz der Eisenbahner und der Reisenden nahe des Bahnhofsgebäudes bzw. parallel zum Mittelbahnsteig ein Hangstollen angelegt werden.
Obwohl diese Zeichnungen zu dem Projekt erstellt worden sind, gelangte es offenbar nicht zur Ausführung. Heute finden sich dazu keinerlei Spuren mehr. Aber auch ältere Eisenbahner wussten nichts von dieser Anlage zu berichten.
Im Keller des Bahnhofsgebäudes gibt es allerdings heute noch einen kleinen Luftschutzraum mit entsprechenden Schutztüren und Schutzschleuse.
Wer in jenen Jahren die Gesetze seines Vaterlandes befolgte, der musste als Soldat der Deutschen Wehrmacht in den Krieg ziehen. Meist war es der Stolberger Hauptbahnhof, wo sich Soldaten aus Stolberg bei ihrer Einberufung oder am Ende eines Heimaturlaubes von ihren Angehörigen verabschiedeten.
Aus einem Stolberger Familienalbum stammen diese beiden im Mai 1944 fotografierten Bilder. Die Fahrt von zuhause zum Hauptbahnhof wurde mit der Straßenbahn unternommen (0ben). Das letzte Bild, bevor es in eine ungewisse Zukunft ging, entstand auf dem Bahnsteig der Strecke Köln – Aachen. Im Hintergrund zwischen den beiden jungen Männern ist das Empfangsgebäude zu sehen, rechts das Abortgebäude nahe des Gleises 101 (unten).
Ab Sommer 1944 wurde der Stolberger Hauptbahnhof das Ziel von Luftangriffen. Am 09. September 1944 wurde der Bahnhof von Tieffliegern bombardiert und das Empfangsgebäude beschädigt. Zwischen dem 10. und 15. September 1944 verkehrten von Stolberg Hbf aus Evakuierungszüge für die Stolberger Bevölkerung, danach musste im Hauptbahnhof der Bahn- und Postverkehr eingestellt werden. Im November 1944 eroberten US-Truppen das Bahnhofsgelände.
Bei der Beseitigung der Kriegsschäden wurden die aus der wilhelminischen Zeit stammenden Schmuckelemente an den Giebeln entfernt bzw. weggelassen.
Am 5. Oktober 1959 wurde die Straßenbahnlinie 8, die vom Stolberger Hauptbahnhof über die Stadtteile Atsch, Mühle und Oberstolberg bis Zweifall verlief, stillgelegt. Damit entfiel auch die Möglichkeit, auf dem Bahnhofsvorplatz direkt in die Straßenbahn umzusteigen, so wie es auf diesem Foto vom 17. April 1955 mit dem Straßenbahnzug aus Tw 4214 und Bw 607 abgebildet ist.
Die ASEAG bot den Fahrgästen der Deutschen Bundesbahn natürlich auch weiterhin einen öffentlichen Nahverkehr an – mit Bussen. Dieses Foto vom 14. Oktober 1960 zeigt den Stolberger Hauptbahnhof mit Busanschluss.
Mit der zunehmenden Motorisierung der Bevölkerung musste sich die Deutsche Bundesbahn verstärkt ihren autofahrenden Fahrgästen öffnen und am Stolberger Hauptbahnhof für ein größeres Parkplatzangebot sorgen. Im Jahre 1968 wurden dazu zwischen der Rhenaniastraße und dem Gleis 87 vor dem Hauptbahnhof neue Dauerparkplätze für Bahnkunden angelegt. Für die Benutzung musste man bei der Fahrkartenausgabe spezielle Parkkarten erwerben. Am 09. Dezember 1968 entstand dieses Foto vom Bau der bundesbahneigenen Parkplätze.
Bis in die 1970er Jahre blieb das Bahnhofsgebäude weitgehend unverändert.
Im Stadtarchiv Stolberg befindet sich dieses Foto des Bahnhofsgebäudes vom 10. Juli 1972, das auf dem Bahnhofsgebäude noch deutliche Spuren des Zweiten Weltkrieges erkennen lässt.
Aus dem Jahre 1972 stammt auch diese Aufnahme des Eingangsbereiches.
Aus den Jahren 1974/75 entstammen diese beiden Farbbilder der südlichen, zur Vennbahn bzw. zum Bahnhofsvorplatz hin gelegenen Seiten des Bahnhofsgebäudes (oben und unten).
Die den Gleisen der Strecke Köln-Aachen zugewandte Nordseite des Bahnhofsgebäudes diente mir am 28. August 1975 als Hintergrund für dieses Foto eines von 141 419 nach Köln geschobenen Wendezuges.
Der Eisenbahnfotograf Jürgen Court hatte 1975 das Empfangsgebäude des Stolberger Hauptbahnhofes mitsamt seiner Umgebung so festgehalten, wie es Reisende nach Köln und Aachen gesehen haben, wenn sie auf dem Bahnsteig standen und auf ihren Zug warteten. Diesen Anblick werden vermutlich die meisten Menschen in jenen Jahren mit dem Stolberger Hauptbahnhof assoziiert haben. Mit dem im Hintergrund sichtbaren Schienenbus nach Herzogenrath und mit der auf Gleis 1a vorbeifahrenden Dampflok sind auf diesem Bild zwei bis Mitte der 1970er Jahre ganz typische Betriebssituationen festgehalten worden.
Im Mai und Juni 1976 wurde das Bahnhofsgebäude äußerlich saniert. Die durch Beschuss und Splitterwirkung verursachten Schäden an der Fassade wurden beseitigt. Danach erhielt das Empfangsgebäude seinen gelblichen Anstrich mit braunen Zierlinien.
Die Nahverkehrstriebwagen von Aachen nach Jülich auf Gleis 1a und nach Herzogenrath von Gleis 99 zeugen davon, dass Stolberg Hbf zu dieser Zeit noch ein gut frequentierter Knotenpunkt im Reisezugverkehr gewesen ist. Als dieses Foto am 21. August 1980 entstand, wirkte das neu gestrichene Empfangsgebäude mitsamt des in gleicher Weise gestalteten Nebengebäude gediegen und „standesgemäß“.
Das Bahnhofsgebäude am 28. Juni 1982
Zur Feier des hundertsten Geburtstages des Bahnhofsgebäudes erfolgte lediglich eine Teilausbesserung des Anstriches. Der ehemalige Postflügel an der Vennbahnseite ging dabei leer aus.
In den Jahren 1982/83 wurde das Bahnhofsgebäude in seinem Inneren erheblich umgestaltet. Dabei wurden u.a. neue Büroräume für die Verlegung des Bahnhofsbüros (I. OG, Ostseite) sowie den Stützpunkt Stolberg des Bahnbetriebswerks Aachen (EG) geschaffen.
Seitdem 1983 wurde der Fassadenanstrich nur noch flickenweise ausgebessert.
Nachdem die Deutsche Bundesbahn die dienstliche Nutzung weitgehend aufgegeben hatte, folgte im Erdgeschoss eine Umnutzung durch den deutschen Vennbahnverein, der hier u.a. ein kleines, aber durchaus sehenswertes Museum zur Geschichte der Vennbahn einrichtete. Als die Deutsche Bahn AG die Möglichkeit sah, die Räume im Erdgeschoss profitabel zu vermieten, wurde der Verein dort allerdings ausgebootet und das Museum musste geschlossen und geräumt werden. Der nachfolgende Mieter, ein Geschäft für Innenausstattung, baute die Erdgeschossräume für seine Zwecke erheblich um und beseitigte viele bahntypische Einrichtungen. Nach nur zwei Jahren beendete das Geschäft seine Nutzung allerdings wieder und verließ die gemieteten Räume.
Bis August 2010 waren Teile des Obergeschosses als Wohnung vermietet. Im Erdgeschoss im ehemaligen Postflügel ist außerdem noch ein Büro der Güterverkehrssparte der DB AG untergebracht (zeitweise bspw. DB-Cargo, Railion, Schenker….).
Hier der Zustand im September 2008:
Dem aus Richtung Köln kommenden Bahnbenutzer bot das Bahnhofsgebäude am 20. Februar 2009 trotz des Regenwetters noch einen passablen Eindruck.
Am 25. November 2009 entstand dieses Foto des Empfangsgebäudes von der gegenüberliegenden Hangseite des Probsteierwaldes
Am 24. Juni 2010 wurde in der regionalen Tageszeitung „Stolberger Nachrichten“ dieses Luftbild des Bahnhofsgebäudes und seiner Umgebung abgedruckt:
Im Jahre 2009 hatte die Firma „Euregio Verkehrsschienennetz GmbH“ (EVS) sich entschieden, im Bahnhofsgebäude die Leitstelle für ihr Streckennetz einzurichten und das Gebäude als neuen Firmensitz zu nutzen. Am 23. Juni 2010 wurde zwischen der Deutschen Bahn AG und der Firma EVS der Grundstückskaufvertrag über das Empfangsgebäude des Stolberger Hauptbahnhofs notariell beurkundet und das Gebäude ging auf die EVS über. Die Sanierungsarbeiten wurden im Juni 2010 der Öffentlichkeit vorgestellt. Ende August 2010 begann die mit Kosten von rd. 3 Mio. € kalkulierte Sanierung des denkmalsgeschützten Gebäudes mit einer vollständigen Entkernung. In der ersten Jahreshälfte 2011 wurde u.a. der Dachstuhl komplett erneuert und das gesamte Dach neu eingedeckt und mit großflächigen Dachfenstern versehen. Auch die Kellerräume wurden umgestaltet und nach Osten hin mit einer Außentreppe versehen. Der 1976 aufgebrachte Fassadenanstrich wurde entfernt und das ursprüngliche, aus gelben und roten Ziegelsteinen errichtete Mauerwerk wieder offengelegt, gereinigt und ausgebessert. Ende Mai 2011 wurden die ersten Teile der grundsanierten und in ihrer ursprünglichen Gestalt wiederhergestellten Gebäudefassade an der Ost- und Südostseite wieder sichtbar.
Der zur Vennbahnseite hin gelegenen Gebäudeflügel wird das elektronische Stellwerk für das gesamte Streckennetz der EVS aufnehmen und wurde für den Einsatz der Stellwerkstechnik mit hochgelegten Fußböden ausgestattet. Alleine für die Leit- und Steuertechnik wurden im Bahnhofsgebäude rd. 5.000 m Kabel neu verlegt. Bis Mitte August 2011 wurden die Stellwerksräume vorrangig saniert, zwischen September und Oktober 2011 soll die Stellwerkstechnik eingebracht werden, so dass das elektronische Stellwerk im Dezember 2011 seinen Betrieb aufnehmen kann.
Die restlichen Räume sollen bis Mitte 2012 fertiggestellt werden. U.a. wurde ein Aufzug und ein neues Treppenhaus eingebaut. Im ersten Obergeschoss wurde zum Bahnhofsvorplatz hin bzw. über dem Eingangsbereich und gegenüber der Bahnhofsuhr ein wintergartenähnlich verglaster repräsentativer Büroraum geschaffen. Nach Osten sind im ersten Oberschoss außerdem (so wie schon ab 1983 bei der Deutsche Bundesbahn) weitere Büroräume eingerichtet worden. Unter dem Dach bzw. im zweiten Obergeschoss wurde in dem in Nord-Süd-Richtung liegenden Gebäudeteil ein großer Konferenzraum eingerichtet. Im Erdgeschoss auf der Nordseite, zum Bahnsteiggleis 43 hin, sollen ein Servicepoint mit Fahrkartenverkauf und Kiosk sowie eine öffentliche Toilette entstehen. Bis August 2011 war bereits eine Klimaanlage eingebaut worden. Das gesamte rd. 1.000 m² große Gebäude soll zukünftig energiesparend mit Umluft betrieben und beheizt werden.
Durch die wintergartenähnliche Verglasung der Fassade hinter der Bahnhofsuhr und durch Veränderungen im Dachbereich (zusätzliche Fenster beim Treppenhaus, großflächige Dachfenster, Wegfall von Schornsteinen etc.) wird sich der Anblick des denkmalgeschützten Gebäudes gewiss ändern. Da es sich jedoch um ein funktionales, vorrangig dem Bahnbetrieb dienendes Gebäude handelt, sind Anpassungen an zeitgemässe Betriebserfordernisse seit je her in der Geschichte des Gebäude vorgenommen worden und zur dauerhaften Nutzung des Bahnhofsgebäudes unvermeidbar. Durch die Wiederherstellung der historischen Fassade erhält das Gebäude viel von seinem ursprünglichen Glanz zurück und ist dem Denkmalschutz hinreichend Genüge getan. Selbst die Bahnhofsuhr, einstmals das Aushängeschild eines jeden Bahnhofs und ein Symbol für den gesellschaftlichen Wandel, den die Eisenbahn mit sich brachte, will die EVS wieder herstellen. Die nachhaltige Weiternutzung des Bahnhofsgebäudes ist der beste Weg zur Erhaltung des Denkmals und verschafft der Stadt Stolberg zudem wieder ein repräsentatives Entreé.
Die Bahnsteige:
Das Bahnhofsgebäude war der zentrale Punkt des Stolberger Hauptbahnhofs, an dem die im Personenverkehr betriebenen Strecken zusammentrafen. Zu diesem Zweck gab es um das Bahnhofsgebäude herum folgende Bahnsteiggleise:
Gleis 1 für die Züge von Aachen nach Köln
Gleis 2 für die Züge von Köln nach Aachen
Gleis 1a für Züge von und nach Aachen, Köln und Jülich
Gleis 99 für Züge von und nach Herzogenrath
Gleis 101 für Züge von und nach Würselen und Kohlscheid
Gleis 87 für Züge nach Walheim sowie von und nach Jülic
Gleis 88 für Züge von Walheim sowie von und nach Jülich.
Die Lage und Anordnung der Bahnsteiggleise um das Bahnhofsgebäude herum zeigt dieser Lageplan (folgt nach).
Der Bahnsteig mit den Gleisen 1 und 2 lag als Inselbahnsteig zwischen den Gleisen der Hauptstrecke Köln – Aachen. Er verfügte bis 1983 über eine hölzerne Überdachung, die schon auf Fotos aus Anfang der 1940er Jahre sichtbar ist. Die Ost- und Westseite des Bahnsteiges zeigen diese beiden am 3. April 1976 entstandenen Fotos
Nach Westen hin erstreckt sich der Bahnsteig bis zum Standort des ehemaligen Stellwerks „Sb“, wie dieses Foto vom 22. September 1977 mit der aus Aachen einfahrenden Lok 110 405 erkennen lässt.
Am westlichen Ende des Bahnsteigdaches, auf der Wetterseite, bot ein halboffenes Unterstellhäuschen aus Blech den Reisenden ein wenig Schutz vor schlechtem Wetter und dem Fahrtwind der auf dem Gleis 1 durchbrausenden Züge. Auf diesem Foto vom 06. April 1981 ist es gut zu erkennen.
Aus anderer Perspektive wurde die Westseite der Bahnsteigüberdachung hier am 25. Mai 1979 fotografiert.
Noch im Jahre 1982 gab es hier nur niedrige Bahnsteigkanten aus Naturstein. Zudem war der Bahnsteig an vielen Stellen ein Flickenteppich aus unterschiedlichsten Belagmaterialien. Dieses Foto vom 28. Juni 1982 mit der einfahrenden E-Lok 110 225 gibt diesen Zustand gut wieder.
Auf diesem Foto vom 17. August 1985 ist der Bahnsteig saniert worden. Anstelle der Natursteinkanten verfügt der Bahnsteig jetzt zwar über Kanten aus Betonfertigteilen. Die Höhe der Bahnsteigkaten ist aber weiterhin sehr niedrig.
Die Umstellung auf die Stellwerkstechnik Drs 600 im Jahre 1986 erforderte nach Meinung der DB wegen Sichtbeeinträchtigungen die Beseitigung des hölzernen Bahnsteigdaches. Auch wenn die alte Konstruktion den Reisenden schon wenig Schutz bot, so beschränkte sich die Deutsche Bundesbahn fortan darauf, den Reisenden nur zwei kleine, halboffene Wartehäuschen auf der Mitte des Bahnsteiges anzubieten. Dieses Foto vom 28. September 1987 zeigt die Situation.
Seit einigen Jahren gibt es auf dem Bahnsteig eine aus dem standartisierten DB-Einheitsdesign für Haltestellen zusammengesetzten Aufenthaltsraum, der zudem wieder näher bei der Bahnsteigtreppe liegt. Auf diesem Foto vom 5. Oktober 2007 ist diese Art der Bahnsteigmöblierung zu sehen.
Auch nach den Sanierungen ist der Bahnsteig weiterhin nicht durchgehend mit einer Asphaltschicht oder ähnlichem befestigt. Bei Zügen mit mehr als vier Waggons gibt es zum Erreichen der Züge nur noch befestigte Streifen entlang der Bahnsteigkante (Foto vom 5. Oktober 2007)
Von der „Camp-Astrid-Brücke“ aus bietet sich ein guter Gesamtüberblick über den Bahnsteig für die Gleise 1 und 2 (Foto vom 07. Oktober 2007)
Zum ständigen Ärgernis bei Reisenden gehört es, wenn in Richtung Aachen fahrende Züge beim Halt in Stolberg Hbf nicht nahe beim Bahnsteigzugang auf der Ostseite halten, sondern weit bis zum Westende in Richtung Aachen vorziehen und die Fahrgäste nach dem Aussteigen einen unnötig langen Rückweg zurücklegen müssen. Gerade heutzutage, wo auf den RE-Linien 1 und 9 einheitliche Wagenparks aus 5 Doppelstockwagen verkehren, würde eine entsprechend plazierte Halttafel vielleicht schon Abhilfe schaffen.
(Dieses Foto entstand am 13. August 2009, aber man könnte es nahezu täglich aufnehmen…)
Der Bahnsteig an Gleis 1a bildet den Hausbahnsteig des Bahnhofsgebäudes. Die Ausgänge der Schalterhalle und Wartesäle führen auf diesen Bahnsteig. Auch die Unterführung zu den Bahnsteiggleisen 1 und 2 liegt auf diesem Bahnsteig.
(Foto vom 05. Mai 1977)
Blick von der Bahnsteigunterführung auf den Bahnsteig am Gleis 1a, fotografiert am 22. September 1977
Nach Westen hin weitet sich dieser Bahnsteig zu einem Übergang an die Bahnsteige für die Gleise 99 und 101 sowie zu einer kleinen Grünfläche.
(Foto vom 23. Februar 1975)
Nach Osten hin bildet er mit dem zulaufenden Bahnsteig von Gleis 87 eine Keilspitze, die in die Gleise des Bezirks 2 stösst.
Das Gleis 1a wurde bis 1983 von den Zügen der Relation Aachen – Stolberg – Jülich – Mönchengladbach genutzt.
Akkutriebwagen von Jülich nach Aachen am Abend des 11. Dezember 1974 (oben) und von Aachen nach Jülich am 03. Januar 1979 (unten)
Außerdem hielten dort Reisezüge der Relation Köln – Aachen im Fall von Überholungen, wie bspw. hier am 25. Mai 1979.
Schließlich wurden am Bahnsteiggleis 1a regelmäßig auch die Expressgut- und Postzüge abgefertigt.
1986 wurde das ehemalige Gleis 1a in das heutige Gleis 43 umbenannt. Seit dem 10. Juni 2001 halten hier regelmäßig die von Aachen kommenden Triebwagen der Euregiobahn, um nach ihrer Trennung nach Weisweiler bzw. Langerwehe und (mit Kopfmachen) nach Stolberg-Altstadt weiterzufahren.
Einen Eindruck vom nächtlichen Betrieb am Gleis 43 vermittelt diese um02:00 Uhr nachts entstandene Aufnahme von der Ankunft eines mit der historischen Diesellok V 200 116 bespannten Sonderzuges aus dem Juni 1998.
Der Bahnsteig an den Gleisen 99 und 101 formt einen kleinen Kopfbahnhof, an dem die Strecken über Würselen nach Kohlscheid bzw. über Alsdorf nach Herzogenrath begannen (bzw. endeten). Zwischen diesen beiden Gleisen befand sich bis etwa 1979 das Gleis 100, das als Umfahrgleis diente. Nach der Einstellung des Personenverkehrs in Richtung Würselen fand das Gleis 101 gerne Verwendung zum Abstellen von Bauzugwaggons. Diese Situation zeigt auch dieses Foto vom 04. Juni 1977 mit dem Schienenbus 795 625. Man beachte auch die gepflegte Grünanlage.
Auf diesem Foto des Bahnsteiggleises 99 vom 21. April 1978 mit dem Schienenbus 795 617 und 995 457 ist auch noch das 1889 errichtete Abortgebäude und Spritzenhaus sichtbar.
Am westlichen Ende desBahnsteigs an Gleis 99 befand sich eine kleine Dieseltankstelle für Schienenbusse. Auf diesem Bild vom 27. Mai 1978 passieren die an den Bahnsteig zur Bereitstellung fahrenden Schienenbusse 795 541 und 795 240 gerade diese Tankstelle.
Ab dem 29. Mai 1978 endet der Schienenbuseinsatz nach Herzogenrath, so dass auch das Umfahrgleis 100 entbehrlich wurde. Auf diesem Foto vom 12. Oktober 1978 ist es noch vorhanden,
bei dieser Aufnahme vom 28. Juni 1982 fehlt es bereits.
Und so wurde dem ortsunkundigen Fahrgast der Weg zum Zug nach Herzogenrath gewiesen, ebenfalls am 28. Juni 1982 festgehalten.
Auf diesem Foto vom 19. März 1984 kann man auch den Bahnsteig am Gleis 101, von dem aus die Züge nach Würselen und Kohlscheid verkehrten, sowie das ehemalige Abortgebäude gut erkennen. Der Triebwagen 515 627 verkehrt nach Herzogenrath. Dierechts im Hintergrund sichtbare Lok 261 197 markiert ungefähr die Bahnsteige an den Gleisen 87 und 88 (Vennbahnseite).
Nach der Einstellung des Reisezugverkehrs zwischen Stolberg und Herzogenrath am 28. Dezember 1984 entstand sehr schnell der Gedanke, die Brachfläche der Bahnsteiggleise 99 bis 101 für die Anlage eines Park&Ride-Parkplatz zu nutzen. Bis alle Planungsunterlagen genehmigt und die öffentlichen Fördermittel beschafft waren, behalf man sich zur Linderung der Parkplatznot mit einem Provisorium. Wie auf diesem Foto vom März 1986 zu sehen, wurde der Gleisbereich mit dem Schutt aus dem Abbruch des Abortgebäudes und eines Dienstwohnungsgebäude aufgefüllt und eingeebnet.
Es sollte dann noch bis 1991 dauern, ehe der neue Park&Ride-Parkplatz fertiggestellt war. Am 14. September 1991 wurde die Anlage vom damaligen Stolberger Bürgermeister Hennig feierlich eröffnet.
Am 28. Juli 2009 war in den Stolberger Lokalzeitungen zu lesen, die Firma „EVS“ beabsichtige, im Rahmen des Streckenausbaus zwischen Alsdorf und Stolberg, dem sogenannten Ringschluss, für die von dort kommenden Züge einen neuen Bahnsteig ungefähr an der Stelle zu errichten, an der sich heue noch die Schutzweiche für die Ausfahrt aus dem Bezirk V befindet.
Die beiden Bahnsteige an den Gleisen 87 und 88 befanden sich auf der Südostseite des Bahnhofsgebäudes an der Bahnhofsausfahrt der Vennbahn. Diese Gleise wurden allerdings nicht nur von den Zügen von und nach Walheim, sondern auch von Zügen von bzw. nach Jülich genutzt. Obwohl der Reisezugverkehr nach Walheim und Stolberg-Hammer bis zum 31. Dezember 1961 eingestellt worden war, blieben die beiden Bahnsteige bis 1982 erhalten.
Die Bahnsteiggleise 87 und 88 am 08. November 1979 mit den Loks 140 645, 290 344 und 701 107. Rechts neben dem Turmtriebwagen steht sogar noch die Haltetafel….
Die keilförmige Einmündung der Stolberger Talbahn bzw. Vennbahn in die Hauptstrecke Köln – Aachen am 22. September 1977. Während die grüne 140 104 am Bahnsteiggleis 88 wartet, fährt die oceanblau-beige 140 413 mit einem Güterzug in Richtung Aachen aus. An der Bahnsteigspitze vereinigen sich die Bahnsteige der Gleise 1a und 87.
So gepflegt präsentierte sich der Stolberger Hauptbahnhof einmal seinen Fahrgästen, obwohl vom Bahnsteiggleis 87 seinerzeit keine Reisezüge abfuhren. Am 04. August 1977 bot sich dieser Blick von der Bahnsteigspitze an den Gleisen 1a und 87 auf die E-Lok-Abstellgruppe des Stolberger Hbf mit den Loks 140 365, 140 297 und 140 126 (v.l.n.r.).
Während der Winterfahrplans 1978/79 endete eine Triebwagenfahrt von Jülich nach Stolberg planmäßig am Bahnsteiggleis 87. Am 26. Januar 1979 gelang es mir, 515 543 und 815 773 bei diesem Einsatz zu fotografieren, bevor sie später wieder von Gleis 87 aus nach Jülich zurückfuhren.
Die Einfädelung der Vennbahn in den Stolberger Hauptbahnhof mit dem Bahnsteiggleis 87 , aufgenommen an frühen Morgen des 11. August 1980.
Erst mit den Gleisrückbauten nach der Stillegung der Strecke nach Münsterbusch wurde der südliche Teil des Bahnsteiggleises 87 beseitigt.
Als 290 307 am 28. Juni 1982 mit einem Güterzug nach Stolberg-Hammer den Stolberger Hbf verließ, war das Gleis 87 schon teilsweise zurückgebaut.
Weitere Änderungen der Gleisanlage infolge der Umstellung auf das DrS 600-Stellwerk im Laufe des Jahres 1986 führten zur vollständigen Beseitigung des Bahnsteigs am Gleis 88. Das Gleis 88 wurde dabei auch in Gleis 27 umbenannt.
Doch schon wenige Jahre später, als 1994 der deutsche Vennbahnverein seinen touristischen Verkehr nach Raeren und Monschau aufnahm, wurde in diesem Bereich (Gleis 27) wieder ein neuer, kleiner Bahnsteig für den Panorama-Schienenbus angelegt.
Am 07. Mai 1994 hatte der deutsche Vennbahnverein seinen eigenen Schienenbus frisch geliefert bekommen. Hier steht er am Bahnsteig für die touristischen Vennbahnfahrten.
Dieser einfach gestaltete Bahnsteig hatte eine Bahnsteigkante und seitliche Einfassungen mit Altschienenunddünnen Betonplatten und als Belag eine Feinsplitschüttung. Er bestand auch nach dem Ende des touristischen Vennbahnverkehrs im Oktober 1998 fort.
Dort, wo heute hinter dem Stellwerk „Sf“ die Stolberger Rangierloks abgestellt werden, ist bis heute ein Teilstück des alten Bahnsteigs am Gleis 87 erhalten.
Die Gleisanlagen auf der „Vennbahnseite“ des Stolberger Hauptbahnhofs wurde im Zuge der Aufnahme des Euregiobahnbetriebes zwischen Januar und Mai 2001 grundlegend saniert. Dabei wurden auch die dort vorhandenen, zuletzt für den touristischen Schienenbusverkehr des deutschen Vennbahnvereins angelegten Bahnsteiganlagen vollständig entfernt. Euregiobahnzüge von bzw. nach Stolberg-Altstadt hielten planmäßig an Gleis 43 des Stolberger Hauptbahnhofs. Wie die Betriebserfahrungen zeigten, war ein Bahnsteig auf der Vennbahnseite für eine flexible Abwicklung des Euregiobahnverkehrs letztlich nicht verzichtbar. Die EVS nahm dies schließlich zum Anlass, dort wieder einen neuen Bahnsteig anzulegen.
Als der Bahnsteig am Gleis 27 errichtet wurde, sollte er nur der Entlastung des Euregiobahnbetriebs dienen. Euregiobahnzüge sollten dort ursprünglich nicht regelmäßig halten, sondern nur im Falle von Verspätungen oder anderen Verzögerungen im Betriebsablauf, um die Auswirkungen von Störungen möglichst gering zu halten und den Fahrgästen Zuganschlüsse zu sichern.
Am 22. Januar 2009 begannen die Bauarbeiten für den neuen Bahnsteig auf der “Vennbahnseite” der Stolberger Hauptbahnhofs. Die EVS ließ dort, wo traditionell schon die Züge von Stolberg Hbf nach Stolberg-Hammer, Walheim, Schmidthof oder Jülich verkehrten (einstmals Gleis 88), einen zusätzlichen Bahnsteig für die Euregiobahn errichten.
Bereits am 24. Januar wurden die Bahnsteigkanten fertiggestellt. Am 30. Januar 2009 waren die Stromleitungen für Beleuchtung und sonstige Ausstattung eingebaut. Der Bahnsteig wurde anschließend mit Sand aufgefüllt. Schon am 6. Februar 2009 war die Bahnsteigfläche verdichtet und für den Belag vorbereitet. Die Oberflächen aus Betonstein wurde zwischen dem 25. und 27. Februar 2009 verlegt.
Am 26. Februar wurde das zukünftige Wartehäuschen aufgestellt. Die ersten Geländersegmente wurden ab dem 13. März 2009 angebracht. Zeitgleich wurden auch die Lampen aufgestellt.
In der Nacht vom 18. zum 19. März 2009 konnte man den neuen Bahnsteig erstmals mit Beleuchtung erleben.
Am Nachmittag des 2. April 2009 wurde die neue Beschilderung geliefert und bis zum 03. April vollständig montiert. Gleichzeitig wurde das Wartehäuschen auch mit den neuen Sitzen ausgerüstet. Anfang April 2009 war der Bahnsteig am Gleis 27 damit betriebsbereit.
Zum ersten Mal für den öffentlichen Verkehr wurde der neue Bahnsteig an Gleis 27 am 13. Juli 2009 benutzt. Dies war der Anlass:
Seinen zweiten Einsatz erlebte der Bahnsteig vom 16. bis zum 18. Februar 2010.
Den dritten Sondereinsatz erlebte der Bahnsteig am Gleis 27 am 24. März 2010. Der Euregiobahnverkehr (RB 20) auf der Stolberger Talbahn wurde an diesem Tag wegen umfangreicher Bauarbeiten auf dem Stolberger Hbf im Inselverkehr abgewickelt. Alle Fahrgäste der RB 20 mussten hierzu den Bahnsteig am Gleis 27 benutzen.
Auf dem Bahnhofsvorplatz war das Bild der Pulks von umsteigenden Fahrgästen am 24. März 2010 noch ungewohnt anzusehen:
Seinen ersten Großeinsatz erlebte der Bahnsteig am Gleis 27 im Mai 2010. Wegen Gleisbauarbeiten auf dem Streckenabschnitt zwischen Aachen-Rothe Erde und Stolberg gab es diesen ab dem 07. bis zum 31. Mai 2010 gültigen Sonderfahrplan, der u.a. mehrwöchigen Zugverkehr vom Bahnsteiggleis 27 vorsah:
Wegen dieser Gleisbauarbeiten fielen von Pfingstsamstag (22. Mai) ab 1 Uhr nachts bis in die Morgenstunden des Pfingstdienstag (25. Mai 2010) um 4 Uhr die RE1-Züge zwischen AachenHbf und Eschweiler Hbf und die RE9-Züge zwischen AachenHbf und Stolberg Hbf komplett aus. Bahnreisende wurden ersatzweise mit Bussen befördert. Von Stolberg Hbf mussten Bahnreisende dann teilweise mit der Euregiobahn weiterfahren. Hierbei fuhr die Euregiobahn von Stolberg-Altstadt aus durchgehend (!) über Eschweiler-Tal und Langerwehe nach Düren Hbf. In Stolberg Hbf hielten alle Euregiobahntriebwagen am Bahnsteig des Gleises 27.
Auf diesem Bild vom 25. Mai 2010 ist die Zugbeschilderung nach Düren deutlich sichtbar.
Den ersten fahrplanmäßigen Verkehrshalt am Bahnsteiggleis 27 gab es im Sommerfahrplan 2010. Der ab 13. Juni 2010 für die Euregiobahnstrecke gültige AVV-Fahrplan enthielt erstmals – aber nur für die von Stolberg-Altstadt nach Stolberg Hbf verkehrenden Züge – den fahrplanmäßigen Halt am Bahnsteig Gleis 27.
Die Euregiobahn fuhr dazu an allen Stolberger Haltepunkten in Richtung Stolberg Hbf eine Minute früher ab. Mit dem zusätzlichen Halt am Gleis 27 wurde in Stolberg Hbf ein direkter Umstieg auf die Euregiobahnzüge in Richtung Langerwehe/Düren möglich.
Beachtenswert ist auch der Vergleich der Fahrzeiten von Stolberg Altstadt bis zum Halt an Gleis 27 (7 Minuten) mit der Fahrzeit von Gleis 27 bis zum Halt am Bahnsteiggleis 1 des Stolberger Hauptbahnhofs (8 Minuten). In der Gegenrichtung fuhren die Euregiobahnzüge im Sommerfahrplan 2010 noch am Gleis 27 durch.
Der Bahnsteig am Gleis 27 am 09. August 2011
Die Güterabfertigung Stolberg:
Um 1888 ließ die preußische Staatsbahn einen neuen Güterschuppen mit rd. 256 m² Nutzfläche errichten, dem ein weiteres Gebäude für die Güterabfertigung angefügt wurde. Von dem ursprünglichen Güterschuppengebäude sind diese Zeichnungen erhalten geblieben:
Schon im Jahre 1899 musste der Güterschuppen um einen rd. 510 m² großen Anbau erweitert werden.
Der Güterschuppen überstand den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschädigt.
Dieser Gleisplan zeigt die Güterabfertigung und ihre Umgebung im Jahre 1986.
Das Stadtarchiv Stolberg verfügt über diese Aufnahme der Güterabfertigung Stolberg vom 10. Juli 1972
Am 6. Februar 1975 fotografierte ich die Güterabfertigung von der Straßenseite her aus diesem Blickwinkel:
Im Innern der großen Güterhalle sah es am 29. Januar 1975 so aus:
Ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt des Betriebsablaufs in der Güterabfertigung war die Waage (Bild vom 29. Januar 1975)
Auf der Gleisseite der Güterhalle blickte man auf die Bezirke 2 und 3, wo sich am Vormittag des 29. Januar 1975 dieser Aussicht bot
An die Ostseite der Güterhalle schloss sich eine längere überdachte Rampe an. Außerdem gab es dort eine gesonderte Kopf- und Seitenrampe. Beides zeigt dieses Foto vom 29. Juli 1979
Der Stückgutverkehr der Deutschen Bundesbahn stand in den 1980er Jahren unter einem starken Rationalisierungsdruck, der auch in Stolberg fatale Auswirkungen zeigte. So wurde im Jahre 1980 bei der Güterabfertigung Stolberg der amtliche Rollfuhrdienst für Gepäck und Expressgutsendungen eingerichtet.
Erhebliche Veränderungen brachte auch das Jahr 1984. Zum 1. Januar 1984 übernimmt die Güterabfertigung Stolberg die Aufgaben der zum 31. Dezember 1983 geschlossenen Güterabfertigung Eschweiler Hbf. Um die Güterabfertigung dazu zu ertüchtigen, hatte die DB in Stolberg Hbf eine neue Güterhalle errichtet, die mit einer kleinen Feierstunde am 29. Februar 1984 offiziell in Betrieb genommen wurde. Fast zeitgleich wurde die Kopf- und Seitenrampe mit Wirkung vom 2. Februar 1984 als Güterverkehrsanlage ersatzlos außer Betrieb genommen.
Die Güterabfertigung Stolberg am 30. Oktober 1983 während der Neubaumaßnahme.
Die fertiggestellte Güterabfertigung, fotografiert am 25. April 1984
Das Gleis der Güterabfertigung war am 26. April 1984 mit Stückgutwaggons gut gefüllt.
Die fortschreitende Konzentration des Stückgutverkehrs erzwang zum 1. Januar 1986 die Auflösung der Stückgutabfertigung Stolberg und deren Umorganisation als Außenstelle der Güterabfertigung Düren.
Am 24. September 1988, als man den hundertsten Geburtstag des Stolberger Hauptbahnhofs feierte, prangte noch das Schild „Güterabfertigung Stolberg“ auf dem renovierten Bürogebäude der Güterabfertigung.
Schon zum 1. Januar 1990 endete auch diese Betriebsform und das Stückgut wurde fortan von der Güterabfertigung Aachen-West aus auf der Straße zu den Kunden transportiert und dort auch eingesammelt. Nur noch vereinzelt wurden sogenannte Ortsgüterwagen von und nach Stolberg gefahren. Dabei handelte es sich um Stückgutwaggons, die ohne Umladung vom Versender zum Empfänger verkehrten. Wenige Jahre später wurde die ehemalige Güterabfertigung mit der modernen Güterhalle an die Speditionsfirma „Vent“ verkauft.
Die Verbindungsbahn:
Am 20. Dezember 1979 verkehrte 260 610 auf derVerbindungsbahn, hier fotografiert zwischen den Stellwerken „Sa“ und „Sm“.
Zur direkten Verknüpfung der Rangierbezirke IV und V eröffnete die preußische Staatsbahn am 7. November 1890 die 1,35 km lange sogenannte „Verbindungsbahn“. Die weitgehend auf einem Damm trassierte Strecke überquerte vom Rangierbezirk V kommend zunächst die Rhenaniastraße und die Probsteistraße sowie die Talbahnstrecke und die Straßenbahnlinie mit einer Blechträgerbrücke.
Am 28. März 1974 fotografierte Peter Keller diese seinerzeit alltägliche Szene an der Verbindungsbahn – eine Rangierlok der Baureihe V60 überquerte mit einer Übergabefahrt vom Rangierbezirk IV zum Bezirk V die Probsteistraße.
Die andere Brückenseite: Am 28. August 1975 polterte 051 494 mit einem Übergabezug von Bezirk V nach Bezirk IV über die Blechträgerbrücke über die Rhenaniastraße.
Hier war es die Lok 051 421, die 1975 auf ihrem Weg zum Bahnhof Stolberg-Hammer die Verbindungsbahn nahe dem Stellwerk „Sm“ unterquerte.
Im weiteren Verlauf folgte eine weitere Brücke über den Saubach. Die Strecke wurde von den Stellwerken „Sa“ und „Sl“ begrenzt, die auf ihr durchgeführten Übergabezüge und Lokfahrten wurden signaltechnisch gesichert.
Die Verbindungsbahn lag nach Kriegsende wegen ihrer erheblichen Beschädigungen zunächst noch bis 1950 still.
Hier dampft 051 864 am 07. Mai 1975 mit einem Übergabezug nahe dem Stellwerk „Sa“ ostwärts zum Bezirk IV.
An dieser Signalreihe beim Stellwerk Sa begann die Verbindungsbahn. Hier dampfte 050 806 am 3. September 1975 nach einem Einsatz zum Feierabend in Richtung Bahnbetriebswerk.
Am 3. September 1975 entstand auch dieses Foto, das die Lok 050 164 mit einem Übergabezug vom Bezirk V zum Bezirk IV zeigt.
Die Signalreihe exisiterte auch noch am 22. September 1977, als dieses Foto von 215 011 nahe dem Stellwerk „Sa“ entstand.
Dieses Foto nahm ich am 27. Februar 1979 auf, weil das Gleissperrsignal neu aufgestellt worden war. Auch die Signalreihe ist umgeändert worden. Lediglich für die von Herzogenrath kommenden und zum Gleis 99 verkehrenden Reisezüge hat die DB noch ein Hauptsignal belassen, die drei übrigen Hauptsignale aus der Reihe sind durch Gleissperrsignale ersetzt worden.
Blick aus dem Stellwerk „Sl“ auf die Verbindungsbahn. Die Einfahrt in den Bezirk IV war durch ein Hauptsignal gesichert (Foto vom 10. Juli 1972).
Mit der Auflösung des Rangierbahnhofs Stolberg im Jahre 1980 verlor die Verbindungsbahn ihre Funktion und wurde wenige Zeit später stillgelegt. Am 15. Januar 1994 wurde schließlich auch die Brücke über die Rhenaniastraße und die Talbahnstrecke abgetragen.
Das Bahnhofsbüro:
Im Jahre 1899 wurde auf dem Bahnsteigflächendreieck östlich des Empfangsgebäudes ein an dessen Stil angelehntes eingeschossiges Dienstgebäude errichtet, in dem der Bahnhofsvorsteher sein Büro erhielt und weitere Diensträume für ein Betriebsbüro und den Wagenschreiber Platz fanden.
Das Bahnhofsbüro im Zustand vom 10. Juli 1972
Als dieses Dienstgebäude 1986 abgerissen werden musste, um ungefähr an dieser Stelle das Zentralstellwerk „Sf“ zu errichten, wurden für das Bahnhofsbüro Ersatzräume im ersten Oberschoss des Empfangsgebäudes (Ostseite) hergerichtet.
– vorläufiges Ende – (weitere Teile sollen folgen)
Um 1970 herum bin ich als Eisenbahn-begeisterter Schuljunge häufig mit dem Rad vom Donnerberg u.a. zum Stolberger Hbf gefahren, um dem Treiben dort zuzuschauen. Besonders die Dampfloks hatten es mir angetan. Nie werde ich das Poltern vergessen, das die Züge beim Überfahren der Brücke vor dem Bahnhofsgebäude verursachten…
Tolle Seite, die mir nach so vielen Jahren Hintergrundinformationen zum damals Erlebten liefern. Weiter so!
Als ehem. Donnerberger bin ich besonders interessiert an dem damaligen Z-Gleis zur Zinkhütte Birkengang. Bis auf ein Teilstück des alten Bahndamms hinter dem Reifenhändler an der Eschweiler Straße habe ich nichts mehr finden können, keine Photos, keine Zeichnungen und keine Bilder der Anlage nahe der Birkengangstraße !!!
Viele Grüße von der Startbahn West am Flghfn. Frankfurt
W. Engelen