Signalmontage per Helikopter


Am Vormittag des 07. August 2011 sorgte ein Hubschraubereinsatz im Bereich des Stolberger Hauptbahnhofs für Aufsehen. Nach langdauernden Vorarbeiten ließ die Euregio Verkehrsschienennetz GmbH (EVS) dort an verschiedenen Stellen insgesamt 15 neue Signale aufstellen.

Schon seit Anfang des Jahres liefen die Vorbereitungen für die Montage neuer Signale. In häufig auch nächtlichen Arbeitseinsätzen waren die Signalfundamente errichtet und die zugehörige Verkabelung verlegt worden.

Wegen der starken Auslastung der Hauptstrecke Köln – Aachen und verschiedener von der Euregiobahn benutzter Gleise gab es selbst nachts aber offenbar keine ausreichenden Zeitfenster, die neuen Signale an verschiedenen neuralgischen Punkten des Stolberger Hauptbahnhofs vom Boden aus zu montieren. Deshalb hatten sich die EVS und die mit dem Aufbau der neuen Stellwerkstechnik betraute Firma Siemens entschieden, die Montage mit einem Helikopter an einem verkehrsärmeren Sonntag vorzunehmen.

Die neuen Signale lagerten bereits seit einigen Tagen säuberlich aufgereiht und vormontiert an einer gut abgeschirmten Stelle des Stolberger Hauptbahnhofs, von wo aus sie mit dem Hubschrauber aufgenommen werden konnten.

Noch am Samstag (06. August) war unklar, ob der schon seit längerem ins Auge gefasste Einsatztermin gehalten werden konnte. Nachdem der Samstagnachmittag noch von stärkeren Windböen und heftigen Regenschauern geprägt war, stellte sich zum Sonntag hin die notwendige Wetterberuhigung doch noch ein. Somit konnte das Helikopter-Unternehmen Koopmann aus Sommerland bei Hamburg mit einem „Eurocopters AS 350“ in Aktion treten.

Die einzelnen Signale wurden im Zwischenlager am Ostrand des Hauptbahnhofs jeweils an einem langen, unter dem Helikopter angebrachten Seil befestigt. Ein weiteres, am Signalfuß angebrachtes Seil sollte den am Boden tätigen Einsatztrupps helfen, die Signale anzunehmen und einzujustieren. Flink und routiniert nahm der Helikopterpilot Signal für Signal auf. Die am Hubschrauber hängenden Signale wurden punktgenau zwischen Fahrleitungen, vorhandenen Signalen und anderen „Fixpunkten“ zum jeweiligen Absetzpunkt geflogen. Mit viel Fingerspitzengefühl und guten Nerven wurden die Signale Stück für Stück punktgenau zu Boden gelassen. Während der gesamten Zeit stand der Pilot mit einem Einsatzleiter in Funkkontakt und erhielt vom Boden aus gezielte Informationen zur Feinsteuerung. Schließlich griffen die bei den jeweiligen Signalfundamenten bereitstehenden Einsatztrupps das Fangseil und holten die Signale langsam bis dicht an die Fundamente herunter. Mit vereinten Kräften wurden die Signalmasten schließlich auf die verhältnismäßig kleinen, mit vier Edelstahl-Gewindestangen an jeder Ecke ausgerüsteten Fundamente aufgesetzt und – noch am Helikopter hängend – sofort verschraubt. Sobald ein Signal ausreichend standfest war, wurde es von dem herabhängenden Transportseil des Helikopters gelöst und der Hubschrauberpilot machte sich auf den Weg, das nächste Signal aufzunehmen.
Durch den Einsatz von zwei Montageteams gestaltete sich der Helikoptereinsatz äußerst effektiv und die Aufstellung der Signale erfolgte im 10- bis 15-Minuten-Takt. Von Einsatzort zu Einsatzort wechselnd, sperrte der Fahrdienstleiter vom Stellwerk „Sf“ aus kurzzeitig die betroffenen Gleise, deren Oberleitungen zudem für die Dauer der Signalmontagen vorübergehend geerdet werden mussten.

Als Ergebnis der guten Vorbereitung und der reibungslosen Zusammenarbeit aller Beteiligten konnte die Montage aller 15 Signale bereits gegen 13 Uhr abgeschlossen werden.

Hier einige Fotos von dem spektakulären Helikoptereinsatz:

Im Anschluss an die Arbeiten auf dem Stolberger Hauptbahnhof wurden mit dem Helikopter auch auf dem Nordteil des Bahnhofs Stolberg-Altstadt zwischen 13:10 und 13:35 Uhr ein neues Einfahrsignal und zwei neue Ausfahrsignale aufgestellt.

Für die Zuschauer verblüffend verlief der Helikoptereinsatz auf beiden Bahnhöfen trotz der Traglasten von rd. 500 kg pro Signal mit einer nur geringen Lärmentwicklung. Und selbst unmittelbar unter dem Helikopter war die „Windstärke“ nicht besonders groß.

Mit dieser spektakulären Art der Signalaufstellung kam die Euregio Verkehrsschienennetz GmbH (EVS) ihrem Ziel, das gesamte EVS-Netz von einem zentralen Stellwerk im sanierten Bahnhofsgebäude des Stolberger Hauptbahnhofs aus zu steuern, wieder einen großen Schritt näher.

Gegenüber der örtlichen Presse erklärte die EVS, dass die Firma Siemens schon im September 2011 mit dem Einbau der modernen, computergestützten Leit- und Steuertechnik im alten Bahnhofsgebäude beginnen könne. Dann soll dort das zentrale Stellwerk für das rund 70 Streckenkilomter umfassende Euregiobahnnetz zwischen Langerwehe, Eschweiler, Herzogenrath und Alsdorf entstehen. Der Stellwerksneubau erfordert auf dem Stolberger Hauptbahnhof insgesamt die Verlegung von 88 Kilometern Kabel sowie die Neuinstallation von 70 Weichenantrieben und das Aufstellen von 55 Signalen. Der ersten 15 Stück davon sind nun mit dem Helikoptereinsatz installiert worden. Die verbleibenden Signale werden vsl. in konventioneller Weise vom Boden aus montiert.

Unter dem Titel „Signalbau zwischen Oberleitungen / Ein Hubschrauber auf Montageflug“ haben Elmar und Alexander Scheurer einen sehr eindrucksvollen Filmbericht von diesem spektakulären Ereignis produziert.

 

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