Schon seit längerer Zeit ist man im rheinischen Stolberg bemüht, den Tourismus zu entwickeln. Dabei stand bis jetzt vor allem die Präsentation des Ensembles aus Burg und Altstadt im Vordergrund. Mittlerweile hat man sich bei der Stadtverwaltung aber erinnert, dass der Stolberger Hauptbahnhof eigentlich älter ist als so manches Gebäude im Bereich der touristisch genutzten Altstadt. Zudem verkehrte bereits ab dem 1. Oktober 1871 eine Pferdeomnibuslinie zwischen dem ersten Stolberger Bahnhof an der Rheinischen Eisenbahn (Köln-Aachen) und der Hauptpost am Kaiserplatz. Im Jahre 1881 wurde auf dieser Linie eine Pferdebahn eingerichtet, die als Keimzelle des Straßenbahnnetzes im Landkreis Aachen gilt.
Was lag da näher, als dieses Potential zu erschließen. So hat sich die Stadt entschlossen, jetzt auch den historischen Charakter der Umgebung des Stolberger Hauptbahnhofs stärker zu betonen. Als ersten Schritt auf diesem Weg hat sie ein Pilotprojekt initiiert, bei dem im Rahmen einer ökologischen Baumaßnahme unter nachhaltiger Ausnutzung der natürlichen Ressourcen die historische Fahrbahngestaltung der Rhenaniastraße wieder hergestellt wird. Anstelle des CO2-verursachenden Einsatzes von Baumaschinen wird dabei die natürliche Wirkung von Wasser und Kälte ausgenutzt, mit deren Hilfe die bisher noch vorhandene asphaltierte Fahrbahndecke durch Frosteinwirkung schrittweise fragmentiert wird. Durch die geschickte Ausnutzung des unvermeidbaren Straßenverkehrs können zusätzlich degenerative Synergieeffekte mobilisiert werden, die zu einer spürbaren Beschleunigung des Pilotprojektes beitragen.
Von den ersten Erfolgen dieses Pilotprojektes können sich mittlerweile vor allem die Autofahrer überzeugen. Aber auch die Fahrgäste der Euregiobahnzüge können die eingetretenen Veränderungen im Bereich des Bahnübergangs Propsteistraße im Vorüberfahren beim Blick aus dem Zugfenster deutlich erkennen. Am 24. Januar 2009 hatte die Freilegung der historischen Fahrbahn dieses Stadium erreicht:
Wie dieses Foto bezeugt, fügt sich die freigelegte ursprüngliche Fahrbahndecke harmonisch in die von historischen Industriebauten geprägte Bahnhofsumgebung ein:
Eine historische Recherche hat ergeben, dass die Schienen der Pferdebahn bzw. der bis 1959 hier verkehrenden Straßenbahnlinie 8 auf der rechten Fahrbahnseite verliefen. Mit Spannung werden deshalb diese beiden Testfelder beobachtet. Bei günstigem Verlauf des Pilotprojektes soll dort in Kürze das meterspurige Gleis wieder sichtbar werden.
Das „Pilotprojekt“ wurde am 27. Februar 2009 mit einigen Schaufel lieblos aufgebrachten Asphalt vorläufig beendet….