Vor 50 Jahren – beim Bw Stolberg endete der planmäßige Dampflokeinsatz

Vor 50 Jahren – beim Bw Stolberg endete der planmäßige Dampflokeinsatz

Am Wochenende vom 27. zum 28. September 1975 gab es bei der Deutschen Bundesbahn den seinerzeit regelmäßigen Fahrplanwechsel. Der Sommerfahrplan 1975 endete an einem Samstag, und ab dem folgenden Sonntag begann der Winterfahrplan 1975/76.

Für das Bahnbetriebswerk Stolberg hatte dieser Tag eine besondere Bedeutung, denn zum Ende des Sommerfahrplans 1975 beendete die Bundesbahndirektion Köln dort – ebenso wie beim Kölner Bw Gremberg – den planmäßige Dampflokeinsatz. Bis dahin hatte das Bw Stolberg seine Dampfloks der Baureihen 050 bis 053 im Güterzugdienst rund um Stolberg eingesetzt. Zum Einsatzgebiet gehörten vor allem die Steinkohle- und Kokszüge auf der Strecke Stolberg – Alsdorf – Herzogenrath sowie auf den Verbindungen Siersdorf – Mariagrube – Würselen– Stolberg und Siersdorf – Mariagrube – Alsdorf. Die Grube „Emil Mayrisch“ in Siersdorf und in Alsdorf das Verbundbergwerk „Grube Anna“ und die Kokerei Anna mit über 130 Koksbatterien gaben den Stolberger Dampfloks bis zuletzt reichlich Beschäftigung.

Der Gemeinschaftsbahnhof Alsdorf, der von der Deutschen Bundesbahn und dem Eschweiler Bergwerksverein gemeinsam betrieben wurde, war ein Einsatzschwerpunkt für die Stolberger Dampfloks. Die Fotos zeigen die 051 789 (oben) und die 052 928 (unten, zusammen mit der EBV-Grubenbahnlok Anna 10) nahe der Güterabfertigung Alsdorf und dem Bundesbahn-Fahrdienstleiterstellwerk „Af“.

Daneben wurden die Stolberger Dampfloks vor Güterzügen auf den Strecken Stolberg – Raeren (die letzten Auslandseinsätze von Bundesbahndampfloks!) und Stolberg – Jülich sowie mit Übergabezügen von Stolberg Hbf nach Aachen-Rothe Erde, Aachen-West und Eschweiler Hbf und zu gelegentlichen Schubdiensten in Aachen eingesetzt. Diese Güterverkehrsleistungen wurden ganz überwiegend nur von montags bis freitags erbracht. An Samstagen verkehrten nur wenige Stolberger Dampfloks, weil der lokale und regionale Güterverkehr dann überwiegend ruhte. Die Mehrzahl der Dampfloks war über das Wochenende im heimatlichen Bw Stolberg versammelt.

Somit spielte sich das Ende des fahrplanmäßigen Dampflokeinsatzes hauptsächlich schon am Freitag, dem 26. September 1975, ab.

Am 08. Januar 1975 entstand von der Straßenüberführung Schellerweg aus das Foto der in Richtung Bf. Stolberg-Hammer dampfenden 051 729. Links von der Lok sind noch die letzten Reste der Gleisanlagen des Bf. Stolberg-Mühle zu sehen.

Am 18. April 1975 war 052 928 mit einem kurzen Güterzug zum Bf. Münsterbusch unterwegs. Weil das mitfahrende Personal am Bahnübergang Eisenbahnstraße die Schranken kurbeln und den Bahnübergang Spinnereistraße mit Posten und Fahne sichern musste, legten die dafür zuständigen Eisenbahner den kurzen Streckenabschnitt dazwischen gerne auf der Pufferbohle stehend zurück. Das Foto entstand unmittelbar nach der Abfahrt vom Bahnübergang Eisenbahnstraße, rechts von der Lok kann man die Ruine des Gasthofs „Rosenhof“ erkennen. Auf der Strecke von Stolberg Hbf nach Münsterbusch endete der Dampflokeinsatz bereits Mitte Juni 1975, sie wurde als erste der Stolberger Nebenstrecken auf Dieselbetrieb umgestellt.

Gelegentlich wurden die Stolberger Dampfloks auch im Rangierdienst auf dem Stolberger Hauptbahnhof eingesetzt. Am 06. Februar 1975 war bspw. 051 031 am Ablaufberg im Rangierbezirk V zu sehen.

Von der Eschweilerstraße aus bot das Bw Stolberg diesen rauchigen Anblick. Am 04. September 1975 war auf den offenen Lokständen rechts die 051 494 zu erkennen (oben). Die Innensicht des Bahnbetriebswerks mit den offenen Lokständen wurde einen Tag früher im Bild festgehalten (unten). 

Neben dem Ringlokschuppen gab es im Bw Stolberg noch eine Wagenhalle, die 1975 gelegentlich auch zum Abstellen von Dampfloks genutzt wurde. Auf dem Gleis zwischen Wagenhalle und Drehscheibe wurde 053 031 fotografiert (oben). Sie gehörte zu den letzten vier Dampfloks, die erst Mitte Juni 1976 vom Bw Stolberg zum Bw Duisburg-Wedau abtransportiert wurden und ist bis heute erhalten geblieben. 053 031 war eine der letzten Dampfloks, die die Anschrift des Bw Stolberg trug (unten).

Noch 1975 lagerten im Bw Stolberg stets große Kohlenvorräte. Für die Lokbekohlung benutzt man hier einen umgebauten Eisenbahndrehkran mit einem Greifer, für Notfälle konnte man mit einem Fuchs-Bagger bekohlen. Die Kohlehunte gehörten bereits zum Schrott.

Am 03. September 1975 herrschte auf dem Stolberger Hauptbahnhof zwar nebliges Wetter, aber wegen des bevorstehenden Endes des Dampflokeinsatzes  wurden dennoch einige Fotos aufgenommen. Am Gleis 1a (heute 43) wurde 050 806 mit einem Übergabezug zwischen den Bahnhofsbezirken III und V fotografiert (oben), nahe des Stellwerks „Sa“ wurde eine andere Dampflok mit einem über die Verbindungsbahn geleiteten Übergabezug aufgenommen (unten).

Zum Ende des planmäßigen Dampflokeinsatzes beim Bw Stolberg fand am 27. September 1975 eine Sonderfahrt von Aachen über Düren und Euskirchen nach Gerolstein statt. Die Stolberger Eisenbahner hatten für den Sonderzugeinsatz die fein herausgeputzte Kabinentenderlok 051 864 ausgewählt.

Am Abend des 27. September 1975 ratterte 051 864 mit dem Sonderzug aus Gerolstein auf der Rückfahrt nach Aachen Hbf ohne Halt durch den Stolberger Hauptbahnhof (oben). Rund eine halbe Stunde später kam 051 864 als Leerfahrt von Aachen zurück zum heimatlichen Stolberger Hauptbahnhof (unten).

Im Gegensatz zum Bw Gremberg bedeutete das Ende des planmäßigen Dampflokeinsatzes jedoch noch nicht das völlige Aus für die Stolberger 50er. Obwohl das Bw Stolberg fortan seine Leistungen als Einsatz-Bw mit mehreren vom Bw Düren zur Verfügung gestellten Dieselloks der BR 290 erbringen sollte, behielt das Bw Stolberg zunächst für eine Übergangszeit mehrere Loks der BR 050 bis 053 zur Reserve. Stolberger Lokpersonal war zwar bei vielen Güterzugleistungen nun mit den Dieselloks im Einsatz. Vor einigen besonders schweren Kohlezügen und vor Sonderleistungen wie Militärtransporten und Bauzugdiensten setzte das Bw Stolberg die ihm verbliebenen Dampfloks aber weiterhin ein.

Am 10. Oktober 1975 – nach dem Ende des fahrplanmäßigen Dampflokeinsatzes – bespannten 053 01 und 052 928 einen Militärzug von Raeren nach Stolberg Hbf, als sie kurz vor ihrem Ziel am Bahnübergang Nikolausstraße fotografiert wurden. 

Am Vormittag des 25. Oktober 1975 starteten die beiden Stolberger Loks 050 622 und 050 806 als Leerfahrt von Stolberg Hbf über Würselen und Mariagrube zur Grube „Emil Mayrisch“ nach Siersdorf, um dort 42 mit Steinkohle beladene Fc-Waggons abzuholen. Das Foto entstand im Bahnhofsbezirk V nahe des Stellwerks „Sif“. Auch die 050 622 blieb bis heute erhalten.

Am Abend des 25. November 1975 gelangen im Bw Stolberg stimmungsvolle Fotos der von einem Sondereinsatz zurückgekehrten und in den Lokschuppen einrückenden 052 928 (oben und unten).

Erst gegen Ende November / Anfang Dezember 1975 hatte sich der Diesellokeinsatz so weit stabilisiert, dass die Stolberger Dampfloks nicht mehr regelmäßig angeheizt waren und zumeist ungenutzt im Bw Stolberg stehen blieben.

Nachtrag:
Zum gleichen Thema habe ich auf dieser Homepage auch schon einmal am 26. September 2010 berichtet.

Eine Bitte in eigener Sache:
Falls jemand von dem Sonderzug vom 27. September 1975 und/oder von den letzten Tagen des planmäßigen Einsatzes von Dampfloks des Bw Stolberg Fotos haben sollte, würde ich mich sehr freuen, wenn er mir davon evtl. Kopien zur Verfügung stellen könnte oder die Möglichkeit zum Scannen gewähren würde.
Gerne können solche Fotos auf dieser Homepage gezeigt werden.

 

 

 

Neuerscheinung: DVD mit Filmen von Ton Pruissen aus der Dampfzeit in der Euregio

DVD mit Filmen von Ton Pruissen aus der Dampfzeit in der Euregio


Der bekannte  niederländische Eisenbahnfilmer Ton Pruissen hat im Verlag „Nord Süd Express“ eine neue DVD mit Filmen aus der Euregio zusammengestellt, die einen eindrucksvollen Blick auf den einzigartigen historischen Bahnbetrieb im Dreiländereck  bietet. Der Schwerpunkt liegt zwar auf dem Dampfbetrieb in Deutschland, aber auch die Dampfloks der niederländischen und belgischen Staatsbahnen kommen nicht zu kurz.
Ton Pruissen hat das Filmmaterial aufwändig und mit moderner Technik auf hohem Niveau aufbereitet. Der Name Ton Pruissen bürgt auch in diesem Fall für Qualität.
Die DVD bietet packende Filmszenen aus Aachen und von den Steilrampen auf den umliegenden Hauptstrecken, aus Stolberg, Walheim und Alsdorf, aber auch aus Mönchengladbach und  Hohenbudberg. Ton Pruissen nimmt die Zuschauer ebenso mit auf den Bf. Herbesthal, an die Geultalbrücke bei Moresnet oder in das niederländische Bergbaugebiet in Landgraaf oder zum Bw  Maastricht. Ein absolut sehenswerter Film, den man nur empfehlen kann!

In der Produktbeschreibung zur DVD schreibt der Verlag „Nord Süd Express“:
„Zu den naheliegenden Zielen von Ton Pruissens Filmexkursionen in den 1960er- und 1970er-Jahren gehörten die Eisenbahnen im Dreiländereck bei Aachen und das Aachener Revier. So konnte er die noch zahlreichen vom Aachener Hauptbahnhof und vom Bw Aachen-West ausgehenden Dampflokeinsätze auf Zelluloid bannen. Mit seiner Beaulieu-Filmkamera postierte er sich zudem im Bahnhof und Bw von Stolberg, im Bahnhof Rheydt und im Bw Mönchengladbach, in Walheim und Hohenbudberg, an der Kohlscheider und an der Gemmenicher Rampe, an der Jülicher Kreisbahn und in der Grube Anna in Alsdorf. Unter Dampf zu sehen sind in diesem Film Dampfloks der Baureihen 03, 23, 41, 50, 93, 94, sogar pr. P 8 und G 8.1 sowie die ELNA-5 Nr. 152, aber auch Dampfloks der belgischen Reihe 29 und der NS-Reihen 4700 und 6100. Das historische Filmmaterial wurde von Ton Pruissen sorgfältig digitalisiert, gereinigt und retuschiert sowie mit einer authentischen Tonspur versehen.“

Auf der Homepage des Verlages „Nord-Süd-Express“ gibt es u.a. auch einen Trailer  zu sehen.

Wer sich etwas Gutes gönnen mag…..

Ton Pruissen – So war sie damals, die DB – Teil 9
Dampf in und um Aachen
Film-DVD, Laufzeit ca. 48 Minuten
ISBN: 978-3-94966534-9
Erscheinungstermin: 04.06.2025
Best.Nr.: 101010
Preis: 16,80 €

Bahnhofsfest 2025 der Eisenbahnfreunde Grenzland e.V. (EFG) am 21. und 22. Juni 2025

Die Eisenbahnfreunde Grenzland e.V. (EFG) laden alle Eisenbahnfreunde herzlich zum Bahnhofsfest 2025 am Bahnhof der ostbelgischen Gemeinde Raeren ein.
Gemeinsam mit den Eisenbahnfreunden Ostbelgien VoG veranstalten sie am 21. und 22. Juni 2025  ihr inzwischen euregional bekanntes Bahnhofsfest am Bahnhof von Raeren. Dabei stellen sie ihre Eisenbahnfahrzeuge sowie Gastfahrzeuge aus. Neben der Schiene präsentieren sie zusätzlich auch historische Straßenfahrzeuge wie Traktoren und LKW.

Auch in diesem Jahr besteht die Möglichkeit, auf dem Führerstand einer EFG-Diesellokomotive mitzufahren. Mitfahren geht ebenso auf der kleinen Feldbahn der Eisenbahnfreunde Grenzland e.V. . Wer es sportlich mag, kann zudem selber anpacken und mit einer Handhebeldraisine fahren.

Für das leibliche Wohl wird mit dem beliebten EFG-Grillstand, dem Getränkestand, einem zum Cocktailstand umgebauten Feuerwehrfahrzeug und anderen Stände gesorgt.

Samstagabend wollen die Eisenbahnfreunde Grenzland e.V. bei einem Bühnenprogramm den Samstag entspannt ausklingen lassen.

Weitere Programmpunkte des Bahnhofsfestes werden die Eisenbahnfreunde Grenzland e.V. in Kürze bekannt gegeben!

Planfeststellungsverfahren für die Ertüchtigung des Falkenbachviadukts

Planfeststellungsverfahren für die Ertüchtigung des Falkenbachviadukts

Die EVS EUREGIO Verkehrsschienennetz GmbH hat mit Schreiben vom 19.12.2024 bei der Bezirksregierung Köln die Durchführung des Planfeststellungsverfahrens für die Ertüchtigung des Falkenbachviadukts beantragt.
Die Bekanntmachung über die Offenlage der Planunterlagen erfolgte am 22.02.2025 in den örtlichen Tageszeitungen und am 24.02.2025 auf der Internetseite der Bezirksregierung Köln. Die Planunterlagen liegen vom 03.03.2025 bis einschließlich 02.04.2025 auf der Internetseite der Bezirksregierung Köln offen (=> https://www.bezreg-koeln.nrw.de/system/files/media/document/file/verfahren_verfahrensuebersichten_planfeststellungsverfahren_bahnstrecken_ertuechtigung_falkenbachviadukts_strecke_2572_bekanntmachung.pdf )
Die Einwendungsfrist läuft bis zum 02.05.2025 einschließlich.

Eigentümerin, Bauherrin und Vorhabenträgerin ist die EVS EUREGIO Verkehrsschienennetz GmbH. Die EVS ist ein zu gelassenes Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU), das in der Region Aachen ein öffentliches Schienennetz betreibt und dem Eisenbahnverkehr diskriminierungsfrei zur Verfügung stellt.

Was ist geplant?
Gegenstand dieses Genehmigungsverfahrens ist die Ertüchtigung des Falkenbachviadukts auf der Strecke 2572 Stolberg (Rheinland) Hbf – Walheim der EVS EUREGIO Verkehrsschienennetz GmbH bei km 10,591 in Aachen-Kornelimünster.
Dies beinhaltet den Rückbau der Behelfskonstruktion und deren Ersatz durch neue Bauteile, die Instandsetzung der noch vorhandenen Bauteile, die Führung eines öffentlichen Fuß- und Radwegs auf dem Bauwerk sowie die Erneuerung des Gleises im Bereich des Bauwerks. Ferner wird auch die Errichtung von Nebenanlagen wie Dienstwegen und temporären sowie dauerhaften Zufahrten (Behelfsbrücke, Furt) und Baubehelfen dargestellt.

Wie der Falkenbachbrücke künftig aussehen soll
Im Zuge der Ertüchtigung soll die heutige Behelfskonstruktion rückgebaut und verschrottet werden. Anschließend sollen entsprechend der ursprünglichen Bauform, aber in zeitgemäßer Stahlbetonbauweise neue Pfeiler und Brückenbögen errichtet werden. Die neuen Pfeiler werden innen hohl und begehbar sein. Von außen werden die Betonflächen sichtbar bleiben, eine Verschalung mit Kalksteinmauerwerk ist nicht vorgesehen. Auf der Oberseite erhält die Falkenbachbrücke eine Betonplatte, auf der das Gleis im Schotterbett verlegt werden kann.
Nach der Fertigstellung soll die Falkenbachbrücke eingleisig und mit 80 km/h befahrbar sein. Zudem ist eine nachträgliche Elektrifizierung eingeplant.
Insgesamt wird eine Bauzeit von ca. 18 Monaten angestrebt. Ein konkreter Termin für den Baubeginn der Ertüchtigungsmaßnahme wurde noch nicht veröffentlicht.
Einzelheiten des Bauvorhabens sind den im Internet der Bezirksregierung Köln veröffentlichten Planunterlagen (siehe o.a. Link) zu entnehmen.

In den Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren wird den Bürgern u.a. diese Visualisierung der Ertüchtigungsmaßnahme gezeigt.

Zum Charakter der Strecke
Die Strecke 2572 ist eine gewidmete Bahnanlage im Sinne des Allgemeinen Eisenbahngesetzes. Sie wird im Stadtgebiet Stolberg von Personennahverkehr (Euregiobahn) und Güterverkehr befahren. Der Abschnitt im Gebiet der Stadt Aachen (Stadtteil Kornelimunster), auf dem das Falkenbachviadukt liegt, wird – unter anderem wegen des baulichen Zustands des Viadukts – derzeit nicht befahren.

Die Fotos vom 26. Januar 2025 zeigen den heutigen Zustand der Falkenbachbrücke (oben und unten).

Update zum Beitrag „Ab 5. März 2025 beginnt der Abriss der ehemaligen „Fabrik für feuerfeste Produkte Peters“ nahe Stolberg Hbf“

Update zum Beitrag „Ab 5. März 2025 beginnt der Abriss der ehemaligen „Fabrik für feuerfeste Produkte Peters“ nahe Stolberg Hbf“

Anfang März 2025 schien es wegen der Einrichtung einer Baustelle und diversen Aktivitäten auf dem rückwärtigen Südteil des Firmengeländes und auf dem gegenüber an der Rhenaniastraße liegenden Parkplatzareal so, als würde der Abriss der Fabrikgebäude unmittelbar bevorstehen.

In dem Pressebericht „Abriss ist zunächst nur ein Gerücht“ der „Stolberger Zeitung“ vom 17. Mai 2025 werden folgende Informationen zum aktuellen Sachstand bezüglich des Fabrikareals gegeben:

1.
Nach Angaben von Tobias Schneider, dem Pressesprecher der Stadt Stolberg, wird vor dem Gelände der einstigen „Fabrik für feuerfeste Produkte Peters“ an der Probsteistraße zwar gearbeitet, aber bei der Tiefbaumaßnahme handele es sich lediglich um eine Gewölbetunnelsanierung. Von einem Abriss der Fabrikruine kann noch keine Rede sein. Geplant ist der Rückbau aber immer noch.

2.
Die Stadt Stolberg hat das 23.000 Quadratmeter große Firmengelände mit 19 Gebäudeteilen bereits im Jahr 2021 erworben. Mit weiteren Flächen, die sich noch im Besitz der Firma „Saint Gobain“ befinden und angekauft werden müssen, soll zwischen der Eschweilerstraße und der Probsteistraße auf mehr als 10 Hektar Fläche das Gewerbegebiet „Logistic Mobility Campus Stolberg“ entstehen, das als Ergänzung zum geplanten „Euregio Railport“ konzipiert wird.

3.
Der „Euregio Railport“ soll im Bereich des Hauptbahnhofs das größte Logistikzentrum der Region Aachen werden. Für das Strukturwandelprojekt werden rund 100 Millionen Euro Fördergelder von Land und Bund erwartet.

4.
Der Stadt Stolberg plant nach wie vor, den Rückbau des Industriegeländes der ehemaligen Fabrik für feuerfeste Produkte ebenso in die Förderkulisse einzubringen wie den Neubau des „Logistic Mobility Campus Stolberg“. Dazu hat sich die Stadt Stolberg bereits vor Jahren in das Bewerbungsverfahren der Zukunftsagentur Rheinisches Revier begeben. Das Projekt „Euregio Railport“ hat zwar die höchste Stufe der Förderwürdigkeit erreicht. Doch weil das umfangreiche Bewerbungsverfahren dann abgebrochen und durch ein neues komplexes Verfahren ersetzt wurde, muss die Stadt Stolberg neue Förderanträge stellen. Da die geförderten Maßnahmen erst nach der verbindlichen Zusage der Fördermittel begonnen werden können, ist der Abriss der ehemaligen Fabrik für feuerfeste Produkte ebenso wie der Neubau des „Logistic Mobility Campus Stolberg“ somit immer noch nicht in Sicht.

5.
Gleichwohl ist nach Angaben von Tobias Schneider, dem Pressesprecher der Stadt Stolberg Bewegung in der Sache. Die Stadtverwaltung Stolberg hat den neuen Förderantrag fertiggestellt. In einer Stadtratssitzung soll am 20. Mai 2025 die Einreichung des Antrags vorschlagen werden. In Abstimmung mit der Bezirksregierung Köln sollen für den Förderbaustein „Logistic Mobility Campus Stolberg“ zunächst Fördermittel von rund 16,6 Millionen Euro beantragt werden. Der 2,5-prozentige Eigenanteil für die Stadt in Gesamthöhe von rund 416.000 Euro soll auf die Haushaltsjahre 2026 bis 2029 verteilt werden. Der erste Förderschritt soll zunächst die Planungskosten decken. Für die Entwicklung des „Logistic Mobility Campus Stolberg“ müssen in den kommenden Jahren in aufwendigen Planverfahren u.a. auch Unwägbarkeiten wie der tatsächliche Verlauf des dritten Bauabschnitts der Landesstraße L 238n und deren Anschlüsse an das Projektgebiet, Umweltbelange, die Lage der Schieneninfrastruktur und fachrechtliche Belange geklärt werden. Konkret beinhalte der erste Förderschritt „anfängliche Maßnahmen zur Baureifmachung“, die Planungen zur Erschließung des „Logistic Mobility Campus Stolberg“ sowie die Schaffung von Baurecht durch ein entsprechendes Bauleitplanungsverfahren.

6.
Letztlich kann mit dem Rückbau (= Abriss) der baulichen Anlagen auf dem Areal der ehemaligen Fabrik für feuerfeste Produkte erst begonnen werden, nachdem der Stadtrat der Antragsstellung zugestimmt hat und die Stadt Stolberg einen positiven Förderbescheid mit einer verbindlichen Finanzierungszusage erhalten hat. Nach Angaben von Tobias Schneider, dem Pressesprecher der Stadt Stolberg, könne der 1. Januar 2026 der Beginn des ersten vierjährigen Förderzeitraums sein. Damit sei dann wiederum die Grundlage gefestigt, um in den zweiten Förderschritt einzusteigen. Mit erlangter Planungssicherheit kann ein weiterer Förderantrag gestellt werden, der prioritär die Kosten für den Neubau des „Logistic Mobility Campus Stolberg“ umfasst.

Als Fazit kann man davon ausgehen, dass die Fabrikgebäude noch einige Zeit stehen bleiben werden und ein Abriss kurzfristig noch nicht ansteht.

Dennoch ist absehbar, dass in Stolberg wieder ein Zeuge über hundertjähriger Industriegeschichte verschwinden soll!

Blick von der Rhenaniastraße auf das Gebäudeensemble an der Probsteistraße.

In den ersten Tagen des März 2025 schien es so, als würde der Abriss der historischen und markanten Fabrikgebäude der ehemaligen „Fabrik für feuerfeste Produkte Peters“, die an der Probsteistraße in unmittelbarer Nähe des Stolberger Hauptbahnhofs liegt, bevorstehen. Die an nordamerikanische Industriebauten erinnernden Fabrikgebäude prägten über 125 Jahre lang die Umgebung des Stolberger Hauptbahnhofs und sind bis heute unverwechselbare Landmarken.

Denkmalschutz – hier Fehlanzeige. Viel zu groß ist das Interesse der Stadt Stolberg und der Euregio Verkehrsschienennetz GmbH, in diesem Bereich ein Gewerbegebiet und den „Euregio Railport“ zu entwickeln und ein Straßenbauprojekt umzusetzen. Selbst die in der Nähe am unmittelbaren Rand des Industrieareals lebenden Biber können da wohl nichts machen….

Blick vom Oberdeck des P&R-Parkhauses auf die an der Ausfädelung der Stolberger Talbahnstrecke stehenden Fabrikgebäude. 

Die „Fabrik für feuerfeste Produkte Peters“ produzierte hitzebeständige und feuerfeste Spezialsteine zur Ausmauerung von Feuerungsanlagen und Kesseln (Schamottesteine) und besaß bis Anfang der 1990er Jahre einen Privatgleisanschluss, der bis in die 1970er Jahre auch über eine Waggondrehscheibe verfügte, mit deren Hilfe man zwei in die Fabrikgebäude hineinführende Ladegleise erreichen konnte.

Blick in einen der Innenhöfe mit einem in ein Fabrikgebäude führendes Ladegleis, das einstmals über eine Waggondrehscheibe angebunden war.

Die an der Probsteistraße stehenden Gebäude bildeten für Generationen von Stolbergern einen vertrauten Anblick auf dem Weg zum Stolberger Hauptbahnhof (oben und unten). Gleichzeitig bot diese Fabrik vielen Stolbergern Arbeit und Einkommen. 

Auch im Stadium des Verfalls strahlt diese Gebäudefassade noch die Schönheit vergangener Industriearchitektur aus. Bestand hier wirklich kein Grund und kein ernsthaftes Interesse für einen Denkmalschutz? Gerade am Eingang einer Industriestadt wäre solch ein historisches Zeugnis von Industriekultur in anderen Industriestädten, die stolz auf ihre Geschichte sind, zumindest durch die Erhaltung und Umnutzung prägender Gebäude zu einem Schmuckstück entwickelt worden. Nicht so in Stolberg! Für eine Industriestadt wie Stolberg ein Armutszeugnis…

Schutzvorkehrungen an der Talbahnstrecke im Bereich des Bahnübergangs Probsteistraße.

Der gegenüberliegende Pendlerparkplatz wurde ab dem 05. März vorübergehend gesperrt, weil die Fläche für eine Baustelleneinrichtung benötigt wurde. Im Bereich des Bahnübergangs Probsteistraße waren die Gleise der Talbahnstrecke zusätzlich abgesichert worden.

Am südöstlichen Rand des Betriebsgeländes der ehemaligen Firma Peters fühlen sich Biber trotz der industriellen Prägung des Gebiets wohl und gestalten sich ihr Biotop nach eigenen Maßstäben (oben und unten, Fotos vom Januar 2025).


Wer die außergewöhnlichen Industriebauten nochmals fotografieren möchte, sollte sich nicht mehr allzu lange Zeit lassen!

Ergänzung:

Gebäude der ehemaligen Fabrik für feuerfeste Produkte P. Peters im Modell

Wie bei den Kommentaren zu lesen ist, hat der „Euregio-Spur-0-Club in Linnich/Tetz“ (www.euregio-spurnull.de) im Jahre 2023 die Fabrikgebäude der ehemaligen Fabrik für feuerfeste Produkte P. Peters aufgesucht, sich an Ort und Stelle persönlich über die an der Probsteistraße stehenden Bauten der Fa. Peters informiert und sie durch Fotos dokumentiert. Alsbald entstand der Wunsch, dieses Objekt möglichst originalgetreu in die Industriekulisse der vereinseigenen Spur-0-Anlage zu integrieren, was zum Nachbau der Fa. Peters in 1:45 führte. Dank dieser Initiative bleibt Peters weiterhin sichtbar erhalten. Dr. Jürgen Uhlmann hat für das Fototagebuch einige Fotos der vom „Euregio-Spur-0-Club in Linnich/Tetz“ geschaffenen Gebäudemodelle zur Verfügung gestellt, für die ich an dieser Stelle ein herzliches „Dankeschön“ sage.




Für die Ausgestaltung des Modells sucht der Euregio-Spur-0-Club in Linnich/Tetz noch Fotos von den Innenhöfen und den rückwärtigen Teilen des Industriegeländes. Wer hier mit Fotos aushelfen kann, möge sich bitte an den Verein wenden: www.euregio-spurnull.de

Gern können  Interessenten das Gebäudeensemble bei Euregio-Spur-0-Club in Linnich/Tetz besichtigen. Der Verein freut sich auf den Besuch!