Eisenbahn in Stolberg und Eschweiler vor 50 Jahren

Der Blick auf die Eisenbahn kann sehr unterschiedlich sein und sich im Laufe der Zeit verändern.  Was erschien Eisenbahnfreunden vor 50 Jahren in Stolberg interessant?
1974 gab es in der kleinen Kupferstadt ein sehr abwechslungsreiches Bild der Eisenbahn. Die Hauptstrecke Köln – Aachen war seit 1966 elektrifiziert und von einem für die damalige Zeit sehr modernen  Betrieb geprägt. Der Stolberger Hauptbahnhof und auch der Bahnhof Stolberg-Hammer waren mit ihrer Infrastruktur nicht wirklich modern, aber durchaus auf der Höhe der Zeit. Kennzeichnend für Stolberg war allerdings, dass das hiesige Bahnbetriebswerk Stolberg im Gegensatz zu benachbarten Dienststellen wie dem Bw Aachen-West oder dem Bw Düren immer noch Dampflokomotiven einsetzte. Auf den von Stolberg ausgehenden Nebenstrecken wurde der Güterzugverkehr weitgehend mit Dampfloks der Baureihe 50 (bzw. Baureihen 050 bis 053) aus dem Bw Stolberg abgewickelt. Dort, wo auf Nebenstrecken noch Personenverkehr angeboten wurden, kamen Schienenbusse der Baureihe 795 und Akkutriebwagen der Baureihe 515 des Bahnbetriebswerks Düren zum Einsatz.

Da der Bahnbetrieb in Stolberg sehr stark vom Güterverkehr geprägt war, gehörten Dampfloks auf den Nebenstrecken rund um Stolberg und auf dem Stolberger Hauptbahnhof noch zum alltäglichen Bild der Eisenbahn. Auch 1974 bot der Dampflokbetrieb in Stolberg noch viele faszinierende Betriebssituationen, die begeistern konnten. Zugleich gab es in Stolberg viele freundliche und aufgeschlossene Eisenbahner, die sich freuten, wenn jugendliche Eisenbahnfreunde sich für ihre Tätigkeiten und den Bahnbetrieb interessierten. Sie waren stolz, Eisenbahner zu sein und gewährten der interessierten Jugend gerne Einblick in den Bahnbetrieb, erklärten die systematischen Zusammenhänge im weitläufigen Bahnwesen und unterstützten das Interesse für die Eisenbahn. Auch die Deutsche Bundesbahn betrieb eine aktive Jugendarbeit, gab Zeitschriften für junge Menschen wie bspw. „DB mit Pfiff“ heraus und zeigte sich offen für viele Anliegen.

In diesem Umfeld begann ich mit 13 -bis 14 Jahren, in die Stolberger Bahnwelt einzutauchen. Wie bei vielen anderen Gleichgesinnten war die Dampflok, die seit jeher ein Symbol für die Eisenbahn war, natürlich der Magnet. Die Erlebnisvielfalt des Dampflokbetriebs, aber auch das Wissen um sein nahendes Ende, das Bewusstsein, hier Zeuge vom Ende einer technischen Epoche zu sein, animierten dann bald, diese Eisenbahnzeit zumindest noch fotografisch zu dokumentieren. So entstand eine Anzahl von Fotos, die den Bahnbetrieb in Stolberg aus der Sicht eines 13 bis 14-jährigen Schülers zeigen und die mit den damaligen Möglichkeiten aufgenommen wurden….

Der Bahnhof Stolberg-Hammer hatte 1974 für die Stolberger Industrie eine große Bedeutung. Mehrmals am Tag gab es Übergabefahrten zwischen Stolberg Hbf und Stolberg-Hammer, um das Waggonaufkommen zu bewältigen. Am 02. September 1974  war dort u.a. die 051 565 mit einem Güterzug eingetroffen und anschließend mit Rangierarbeiten beschäftigt. (oben und unten).

Vom Bf. Stolberg-Hammer aus wurden mehrere Privatgleisanschlüsse bedient, so u.a. zu den Firmen Prym und Mäurer&Wirtz (Dalli-Werk). Die Bedienung übernahmen – wie hier zu sehen – die Stolberger Dampfloks (oben und unten).

Bei einer Rangierpause konnte die 051 565 auf dem Bf. Stolberg-Hammer vor der Kulisse der Stolberger Burg und der Altstadtkirchen aufgenommen werden.

Schnappschuss während einer Autofahrt von Stolberg nach Vicht Dreieck: Auf dem hohen Damm zwischen dem Bf. Stolberg-Hammer und dem Viadukt über das Rüstbachtal dampft gerade eine Stolberger Dampflok mit einem Übergabezug in Richtung Breinig und Walheim.

Im Mai 1974 ermöglichte ein freundlicher Eisenbahner es, vom Stellwerk „Sm“ des Stolberger Hauptbahnhofs aus die Einfahrt der 050 622 mit einem aus Raeren kommenden Militärzug am Bahnübergang Probsteistraße zu fotografieren. Rechts vom Zug lag 1974 das Gleis der Strecke zum Güterbahnhof Münsterbusch.

Südöstlich des Empfangsgebäudes von Stolberg Hbf gab es 1974 noch die Bahnsteige, an denen Personenzüge nach Walheim und Jülich anhielten. Dort, wo sich heute das Gleis 26 befindet, wartete im Juni 1974 die Stolberger Dampflok 051 565 auf die Ausfahrt in Richtung Eschweiler und Düren.

1974 waren für den Rangierdienst auf dem Stolberger Hauptbahnhof montags bis freitags regelmäßig drei Dieselloks der BR V 60 im Einsatz. Neben dem Dienst am Ablaufberg gehörten auch Übergabefahrten zwischen den einzelnen Rangierbezirken zu ihren Aufgaben. Zwischen den Rangierbezirken IV und V gab es mit der sogenannten „Verbindungsbahn“ eine Direktverbindung, die auf einer Blechträgerbrücke die Strecken nach Walheim und Münsterbusch sowie die Rhenaniastraße und die Probsteistraße querte. Unterhalb der Brücke lag zudem noch der Gleisanschluss der Fabrik für feuerfeste Produkte.

Das Bahnbetriebswerk Stolberg verfügte über eine Bestand von 20 bis 25 Dampfloks der Baureihen 050 bis 053, die insbesondere montags bis freitags mit dem örtlichen Güterverkehr, Schubleistungen auf den Steilrampen in Aachen und Sonderverkehren wie bspw. Güterzügen mit Lademaßüberschreitung, Militärzügen oder Bauzügen gut ausgelastet waren. Kernstück des Betriebswerks waren die Drehscheibe mit dem Ringlokschuppen und die gegenüberliegende Lokleitung (oben und unten).

Der Ringlokschuppen war nach Kriegszerstörungen in zwei Segmente und sechs dazwischenliegende „Freistände“ geteilt. Das östliche Segment (oben) verfügte über ein Dach mit einzelnen Rauchabzügen, während der westliche Schuppenteil eine durchgehende Dachentlüftung hatte.

Beschriftung am Führerhaus der Stolberger Dampflok 051 530-4. Die Stolberger Dampfloks fielen nicht durch einen vorbildlichen Pflegezustand auf . Sie wurden zwar im erforderlichen Umfang instandgehalten, aber sie waren Arbeitsmittel am Ende ihrer Nutzungszeit, in die man nicht mehr viel investieren wollte. Bei größeren Schäden folgte häufig die Ausmusterung und der Ersatz durch eine andere Lok der Baureihe 50, die andernorts entbehrlich war.

Das Bahnbetriebswerk verfügte zu keiner Zeit über eine Großbekohlungsanlage. Seit Anfang der 1970er Jahre hatte man die Bekohlung durch den Einsatz von umgebauten Eisenbahnkränen mit großen Greiferschaufeln spürbar rationalisiert. Als das Betriebswerk Aachen-West 1971 seinen Dampflokeinsatz beendete, übernahm man den dortigen leistungsfähigen Kran, der mit wenigen Schaufelladungen die Kohlenvorräte einer Lok der BR 50 auffüllen konnte (oben). Der Vorgänger des Aachener Bekohlungskrans war 1974 noch abgestellt im Bw Stolberg vorhanden (unten). Vor dem Kran steht ein Waggon für die Gewichte des in Stolberg beheimateten Eichgerätezuges.

051 302 beim Rangieren auf den Gleisen im Westen des Bahnbetriebswerks Stolberg. Hinter der Lok ist noch die alte Bekohlungsanlage mit dem dazugehörigen Bekohlungskran zu erkennen. 1974 wurde diese Anlage nur noch als Notbekohlungsmöglichkeit bereitgehalten.

Die Loks, die vom Bw Stolberg aus zu ihren Einsätzen fuhren, konnten einerseits über das spezielle Lokumfahrgleis, das hier rechts vom Stellwerk „Sl“ verläuft, in den Ostteil des Stolberger Hauptbahnhofs gelangen und von dort insbesondere in die Bahnhofsbezirke II bis IV fahren. Loks, die zum Bezirk V oder in Richtung des Aachener Steinkohlereviers rund um Alsdorf mussten, wurde links vom Stellwerk „Sl“ vorbeigeleitet, wo sie zunächst das Gleis zum dortigen Ablaufberg kreuzten und dann in die Verbindungsbahn einfädeln konnten. Das Foto zeigt den Blick aus der auf dem Ablaufberg eingesetzten 260 588, die hier an einem trüben Tag im März 1974 die aus dem Bw Stolberg ausrückende 050 622 zur Fahrt über die Verbindungsbahn vorbeilassen musste.

Dieses Foto  zeigt, wie 050 788 im April 1974 vom Bw Stolberg ausfährt und rechts am Stellwerk „Sl“ vorbei zum Lokumfahrgleis dampft.

Im Westen des Stolberger Hauptbahnhofs endete die Verbindungsbahn im Bahnhofsbezirk V vor dem Stellwerk „Sif“. Im April 1974 wurde dort die 052 692 fotografiert, als sie zusammen mit einer Diesellok der BR 215 als Leerfahrt zu einer der Gruben des Aachener Bergbaureviers ausfährt.

Die Güterzugstrecke von Stolberg Hbf nach Münsterbusch wurde 1974 zwar montags bis freitags nur noch einmal bedient. Wegen der Steigung waren diese Zugfahrten aber stets eindrucksvoll. Am 10. Januar 1974 war die Kabinentenderlok 052 928 ausnahmsweise einmal tendervoraus zum Bf. Münsterbusch unterwegs (oben). Üblicherweise fuhren die Dampfloks mit dem Schornstein voraus bergan, so wie es da Foto unten aus dem Sommer 1974 mit der 050 788 zeigt. Beide Fotos entstanden nahe des Bahnübergangs Spinnereistraße von der Siegwartstraße aus.

Zwischen der Spitzkehre am Bf. Münsterbusch und der Heinrichstraße entstanden am 30. August 1974 zwei Fotos der 052 549, die in der hier seinerzeit typischen Haldenlandschaft mit einem Übergabezug nach Stolberg Hbf talwärts rollt (oben und unten).

Am Bahnübergang Münsterbachstraße standen 1974 zwei Einfahrsignale für die Strecken aus Walheim bzw. Stolberg-Hammer und aus Münsterbusch. Am 19. Juni 1974 musste die vom Bf. Münsterbusch hergekommene 051 302 hier einen längeren Halt einlegen. Wegen einer Signalstörung und fehlendem Ersatzsignal musste die Zustimmung zur Vorbeifahrt am Halt zeigenden Formsignal am Streckenfernsprecher eingeholt und ein entsprechender Fahrbefehl ausgefüllt werden.

Nicht weit weg vom Stolberger Hauptbahnhof bot sich auch rund um den Bf. Eschweiler-Aue interessanter Eisenbahnbetrieb.  An einem Septembernachmittag wurde dort 1974 nahe der Kreuzung mit der Strecke Köln – Aachen die Einfahrt eines aus Richtung Jülich oder Weisweiler kommenden Güterzuges aufgenommen (oben). Die Zuglok 051 565 konnte wenig später an der gleichen Stelle zusätzlich noch bei einer Rangierfahrt zur Aufnahme weiterer Waggons aufgenommen werden (unten).

Später wurde 051 565 mit dem verlängerten Güterzug in Höhe des Bahnhofsgebäude des Bf. Eschweiler-Aue vor der markanten Dreiergruppe von Ausfahrsignalen aufgenommen (oben und unten).

Am 21. Oktober 1974 verlief der Versuch, in Eschweiler-Aue eine Dampflok auf dem Indeviadukt aufzunehmen, erfolgreich. Hier war es 052 549, die von einer Übergabefahrt zum Eschweiler Hauptbahnhof nach Stolberg Hbf zurückkehrte.

Auf der Rückfahrt von Eschweiler-Aue nach Stolberg konnte man am Abend des 21. Oktober 1974 im Bereich Eschweiler-Pumpe / Kohlenfeld über dem Stolberger Hauptbahnhof „Rauchzeichen“ von dort fahrenden Dampfloks beobachten.

 

Ende

 

1975

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Als das Jahr 1975 begann, hatte ich noch keine Ahnung, dass schon Ende September beim Bahnbetriebswerk Stolberg der planmäßige Einsatz von Dampflokomotiven enden würde. Noch waren die Loks der BR 50 ein alltägliches Bild im Güterzugverkehr auf allen von Stolberg ausgehenden Nebenstrecken. Und auch auf der Strecke Köln – Aachen konnte man mit etwas Glück Stolberger Dampfloks erleben. Viele Fotos beruhten auf Beobachtungen und Kenntnissen von regelmäßig sich wiederholenden Betriebsabläufen.  Umlaufpläne des Bahnbetriebswerks oder Güterzugfahrpläne besaß ich nicht. Aber gerade auch diese Unbefangenheit bescherte viele glückliche Momente, wenn das ausdauernde Warten auf das angestrebte Motiv durch ein gutes Foto belohnt wurde oder zufällig interessante Schnappschüsse aufgenommen werden konnten. Bei der damaligen Fototechnik konnte man das Ergebnis einer Fototour allerdings erst einige Tage später sehen, nachdem man die Fotos zunächst ins Entwicklungslabor gebracht hatte und dann mit freudiger Erwartung den Auftragsbeutel später wieder abholte. Wenn das Taschengeld gerade nicht reichte, musste der Auftrag an das Fotolabor aber auch schon einmal aufgeschoben werden…

Für den jungen Eisenbahnfreund gab es 1975 noch vieles zu entdecken und zu fotografieren. Hier zeige ich einmal eine Auswahl von dem, was mir 1975 ein Bild wert war:

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Am trüben Nachmittag des 10. Januar 1975 zog es mich nach den Hausaufgaben noch einmal zum Stolberger Hauptbahnhof. Am Bahnübergang Probsteistraße konnte man aus der Ferne hören, dass sich der Güterzug aus Münsterbusch auf der Rückfahrt befand und bald hier vorbeifahren würde. Meist rollte der Zug in gemächlicher Fahrt in den Bahnhof herein. An diesem Nachmittag hatte der Zug kurz am Einfahrsignal warten müssen, bis die Schranken der Bahnübergänge Münsterbachstraße und Probsteistraße geschlossen waren. Als das Einfahrsignal in Fahrtstellung wechselte, machte der Lokführer eine Art „Kavalierstart“ und donnerte mit Volldampf über den kurzen Abschnitt bis kurz vor die Probsteistraße. Das faszinierende Schauspiel veranlasste mich, eigentlich noch viel zu früh ein Foto auszulösen….

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Der Bahnübergang Steinbachstraße war für Stolberger Eisenbahnfreunde ein beliebter Aufenthaltsort. Von hier konnte man den Zugbetrieb auf der Hauptstrecke Köln – Aachen ebensogut verfolgen wie die Zugfahrten auf den Strecken von Stolberg nach Alsdorf und Herzogenrath sowie nach Würselen. Außerdem wurde hier die Bahnschranke sehr häufig geschlossen, wenn im Rangierbezirk V Züge aufgelöst und über den Ablaufberg gedrückt wurden. Eigentlich war das eine Domäne der emsigen Dieselloks der BR V 60. Aber am 05. Februar 1975 wurde hier mit der Stolberger 051 031 rangiert. Solch ein seltenes Ereignis musste natürlich fotografiert werden.

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Am 06. Februar 1975 hatte ich Gelegenheit, auf dem Stolberger Hauptbahnhof aus einem Fenster des Stellwerks „St“ heraus die Einfahrt eines Militärzuges aus Raeren zu fotografieren, der von einer Stolberger Dampflok der BR 50 gezogen wurde.

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Vom Stellwerk „St“ aus konnte ich am 06. Februar 1975 auch das imposante Schauspiel erleben, das 053 031-1 bot, als sie im Bezirk III mit einem schweren Übergabezug anfuhr und diesen unter Aufbietung enormer Kräfte über das Gleis 1a in den Bezirk V schleppte.

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Am 06. Februar 1975 wurde 051 917 fotografiert, als sie nach dem Abkuppeln eines Übergabezuges im Rangierbezirk V nahe des Stellwerks „Sif“ bis auf das Streckengleis nach Herzogenrath vorzog, um anschließend über die Verbindungsbahn wieder zum Bezirk IV zurückzufahren.

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Zu den Stars der Schiene gehörte 1975 ganz gewiss die Dampflok 24 009, mit der der „Eisenbahn-Kurier“ auf vielen Strecken Sonderfahrten veranstaltete. Am 23. Februar 1975 war eine Fahrt ins Hohe Venn angekündigt. Auf dem Stolberger Hauptbahnhof musste 24 009 wegen Überholungen einen Halt einlegen. Dabei ergab sich auch dieser Schnappschuss von der Begegnung mit einer Mehrsystemlok der SNCB-Reihe 16, die mit einem D-Zug nach Köln unterwegs war.

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Auf dem Heimweg von einer Fototour zum Stolberger Hauptbahnhof fand am 17.März 1975 dieser seinerzeit schon recht seltene Krupp-Fernlaster mein Interesse. Zusammen mit der damaligen ARAL-Tankstelle auf der Würselener Straße war auch dieser Lastzug ein Foto wert gewesen.

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Am eisig kalten und trüben 04. April 1975 war ich wieder einmal am Bahnübergang Steinbachstraße aktiv.  Kurz nach diesem Foto von 052 692 ging ein heftiger Schneeschauer nieder – und ich mittendrin… Dennoch sind es Erinnerungen wie diese, die aus dem Jahr 1975 im Gedächtnis haften geblieben sind. Das Bimmeln der Schranke beim Schließen, das laute Stampfen der vorbeifahrenden Dampflok, der Geruch von Kohlefeuer und Dampf sind bis heute unvergessene Eindrücke.

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Gerade hatte 052 928 mit einem Güterzug nach Münsterbusch den Bahnübergang Eisenbahnstraße passiert, als sie am 18. April 1975 bei einem aufgelassenen Wegübergang im Bild festgehalten wurde. Weil nach wenigen hundert Metern der Bahnübergang Spinnereistraße erst nach Postensicherung überfahren werden darf, ist der Rangierer für das kurze Stück gleich auf der Pufferbohle geblieben.

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Am Bahnhof Münsterbusch war am 07. Mai 1975 bei Rangierarbeiten dieses Foto mit 052 549 entstanden, die vor dem oberen Bahnübergang Heinrichstraße auf das Umstellen von Handweichen wartete. Im Hintergrund geht der Blick in Richtung Bayerhaus und Eilendorf.

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Am 22. Mai 1975 erregte der von der Lokmannschaft angebrachte Ginsterschmuck an der aus Münsterbusch zurückkehrenden 050 806 das Interesse des Fotografen – Arbeitskultur bei der Deutschen Bundesbahn anno 1975.
Im Jahre 2015 käme wohl kein Eisenbahner mehr auf die Idee, beispielsweise der Lok des Übergabezuges von Stolberg Hbf zur Bleihütte mit frischem Grün einen Frühlingsgruß zu spenden…

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Wenn es im Frühjahr an den Gleisen sprießt und wächst, hat der Unkrautvernichtungszug seine Haupteinsatzzeit. Am 05. Juni 1975 war der zum Sprengzug umgebaute Skl 51 8884 auf der Strecke Stolberg Hbf – Münsterbusch im Einsatz. Das obere Foto zeigt ihn kurz vor der Spitzkehre, das untere Foto entstand auf dem Bf. Münsterbusch.
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Am 05. Juni 1975 fand auch einer der MAN-Lastwagen der Ketschenburg-Brauerei, der gerade die Gaststätte „Hammdiele“ an der Einmündung der Spinnereistraße in die Hammstraße belieferte, mein fotografisches Interesse.

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Wenn man all zu lange auf ein Dampflokfoto warten musste, dann reichte auch schon einmal einfache „Hausmannskost“ für ein Foto. So geriet am 06. Juni 1975 am Bahnübergang Steinbachstraße die blitz-blank saubere 261 224, die am Ablaufberg des Bezirk V des Stolberger Hauptbahnhofs rangierte, in den Fokus.

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Am 06. Juni 1975 wurde das Warten schließlich mit einem Foto dieses BR 50-Doppelpacks belohnt, der am Einfahrsignal beim Bahnübergang Steinbachstraße als Leerfahrt den Stolberger Hauptbahnhof erreichte.

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Auf der Strecke Stolberg Hbf  – Münsterbusch endete der Einsatz von Stolberger Dampfloks zuerst. Als Vorbotin der kommenden Entwicklung wurde Anfang Juli 1975 in Höhe des ehemaligen Gleisanschlusses der „Aktienspinnerei Aachen“ (ASA) die beim Bw Düren stationierte 290 223 vor einem aus Münsterbusch zurückkehrenden Güterzug fotografiert.

Mit diesem Bild wird auch der Schlusspunkt dieses Beitrages gesetzt….

Die Eisenbahn in Stolberg vor 40 Jahren – Erinnerungen an den Anfang des Jahr 1974

1974 war die Güterzugstrecke von Stolberg Hbf zum Bahnhof Münsterbusch noch in Betrieb. Zum Bahnbetrieb der Deutschen Bundesbahn gehörte damals wie selbstverständlich die Instandhaltung der Bahnanlagen sowieder Wege und Gräben neben den Bahnstrecken. So war es am 08. Januar 1974 eine von der Bahnmeisterei Stolberg eingelegte Zugfahrt, die ich als eines der ersten Motive mit meinem ersten eigenen Fotoapparat aufnahm…

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Der Lokführer der 052 692 hüllte seine Lok in Dampfschwaden, um dem Fotografen ein interessantes Motiv zu bieten. Heute würde sich der Lokführer vermutlich hinter Dampfschwaden verstecken, um der Kamera des Eisenbahnfreundes zu entgehen.

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Mithilfe eines Baggers, den man auf einen Niederbordwagen verladen hatte, wurde nahe des Bahnübergangs Buschstraße vom Zug aus Schottermaterial zur Ausbesserung des neben der Bahnstrecke verlaufenden Weges verteilt.

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Im Jahre 1974 war die hohe Schwermetallbelastung von großen Teilen des Stolberger Stadtgebietes ein viel diskutiertes, brisantes Thema. Als einer der ersten Schritte auf dem Weg zur Sanierung der von der Heinrichshütte hinterlassenen Schlackenhalden waren die Haldenflächen im Kohlbusch Mitte Februar 1974 mit Stacheldraht hermetisch eingezäunt worden. Beim Bahnübergang Buschstraße bot sich am 12. Februar 1974 dieser Blick vom Kohlbusch in Richtung Atsch mit den Gleisen der ansteigenden Güterzugstrecke.

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Auf der 1:40-Steigung von der Spitzkehre zum Bahnhof Münsterbusch wurden die Güterzüge bergauf gedrückt. Am 12. Februar 1974 faszinierte mich dort das lautstarke Spektakel der schwer arbeitenden Stolberger Dampflok 051 791 und spornte zu einem Foto an.

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Während einer Rangierpause auf dem Bahnhof Münsterbusch glänzte die 051 791 im hellen Licht der tiefstehenden Nachmittagssonne. Selbst mit einem Schwarzweißfilm ließ sich die Stimmung und der Zauber dieses Moments gut einfangen.

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Am nächsten Tag war ich mit meinem Fotoapparat wieder dabei, als der Güterzug nach Münsterbusch in den dortigen Bahnhof gedrückt wurde. Am 13. Februar 1974 war dabei die Stolberger Dampflok 050 806 im Einsatz.

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Am Nachmittag des 09. März 1974 war ich mit meinem Fotoapparat zum Bahnhof Stolberg-Hammer gegangen. Neben dem dortigen Bahnhofsgebäude stehend fotografierte ich hinüber zum Gleisanschluss der Firma Mäurer&Wirtz, wo seinerzeit noch firmeneigene Kesselwaggons zu sehen waren.

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Mit einem weiteren Bild hielt ich den Blick auf die südliche Bahnhofsausfahrt in Richtung Walheim fest. 1974 gab es dort u.a. noch das kurze Ladegleis zum ehemaligen Güter- und Expressgutschuppen des Bf. Stolberg-Hammer. Im Hintergrund kann man rechts in der Böschung zudem das Stellwerk „Shs“  schwach erkennen.

 

 

 

 

 

Fundstücke aus Stolberger Fotoalben: Im Mai 1944 am Stolberger Hauptbahnhof

Fotos von der Eisenbahn in Stolberg aus der Zeit vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges und aus der Zeit des Wirtschaftswunders sind selten. Gerade von vielen Stellwerken oder Schrankenwärterposten gibt es kaum Fotos aus der Vorkriegszeit. Ebenso sind auch Fotos mit Personenzügen auf den Stolberger Bahnhöfen und Bahnstrecken kaum zu finden. Das wenige überlieferte Bildmaterial stammt zumeist von Ansichtskarten oder aus dem Fundus der in Stolberg ansässigen Berufsfotografen. Doch mit etwas Glück wird man auch in so manchem Familienalbum oder in manchem Schuhkarton Bilder entdecken, die zumindest im Hintergrund Teile von Eisenbahnanlagen zeigen. Für den Historiker sind auch solche Fotos aufschlussreich und im ideellen Sinne wertvoll.

Einen solches Fundstück kann ich heute hier zeigen:

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Es war Anfang Mai 1944, als ein junger Stolberger Fronturlaub hatte und mit seiner späteren Frau einige unbeschwerte Tage in der Heimat verbringen konnte. Man gönnte es sich, einen Rollfilm zu kaufen und einige Erinnerungsfotos aufzunehmen.
Vielleicht war es ein Besuch bei Verwandten oder ein gemeinsamer Ausflug, für den man die Reichsbahn benutzen musste. An einem sonnigen Vormittag fotografierte sich das junge Paar jedenfalls gegenseitig auf der Rhenaniastraße. Zufällig zeigt eines dieser Fotos im Hintergrund die Brücke der Verbindungsbahn, das Gleis der Straßenbahnlinie vom Hauptbahnhof in Richtung Atsch-Dreieck und das damalige Stellwerk „Smt“. Ganz im Hintergrund ist schwach noch das Empfangsgebäude des Stolberger Hauptbahnhofs zu erkennen, vor dem eine Straßenbahn wartet.

Auch wenn das Negativ verschollen und nur ein rd. 6 x 6 cm großer Papierabzug erhalten geblieben ist, so ist es für mich das erste Foto, das ich von dem 1909 errichteten Stellwerk „Smt“ in seiner ursprünglichen, von der preußischen Staatsbahn errichteten Ausführung sehe. Soweit erkennbar, entspricht dieses Stellwerk jenem Einheitstyp, den man auf vielen Bahnhöfen der Vennbahn und auch auf den Bahnhöfen Stolberg-Mühle und Stolberg-Hammer und an der Abzweigstelle am Schnorrenfeld errichtete.

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Wenige Monate später wurde Stolberg von Mitte September bis Mitte November 1944 zur Frontstadt und zum Kampfgebiet. Das ehemalige Stellwerk „Smt“ wurde in jenen Wochen zerstört und bis 1948 durch einen zeitgemäßen Neubau ersetzt, der aber nach der Inbetriebnahme des heutigen Stellwerks „Sf“ im Dezember 1987 schon wieder abgerissen worden ist.

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Das um 1948 wieder aufgebaute Stellwerk „Sm“ im Jahre 1972.

 

Falls auch Sie ähnliche Fotos haben, auf denen ein wenig historische Eisenbahn zu sehen ist, würde ich mich freuen, wenn Sie es mir ermöglichen würden, solche Fotos (oder die für die Eisenbahngeschichte relevanten Teile davon) abzufotografieren oder zu scannen und auf diese Weise Stolberger Eisenbahngeschichte zu bewahren. Von Schnappschüssen aus dem Berufsalltag von Eisenbahnern bis zu Motiven vom Beginn oder Ende einer Reise auf Stolberger Bahnhöfen oder dem Blick vom Wohnungsfenster auf die Straßenbahn finde ich alles interessant, um neue Erkenntnisse zur Geschichte des Schienenverkehrs in Stolberg zu gewinnen. Selbstverständlich werden solche Fotos auch vertraulich behandelt und nur mit Ihrem Einverständnis hier gezeigt.

Soweit Bildspender(innen) ihr Einverständnis zu einer Veröffentlichung geben, werde ich in loser Folge  davon berichten.

Der dampfgebügelte Büstenhalter – Lausbubengeschichten vom Schienenstrang

Die Spielwelt der Kinder aus den 60er und den frühen 70er Jahren ist nicht mehr mit derjenigen von Kindern und pubertierenden Jugendlichen von heute zu vergleichen.  Die Erzählungen muten deshalb schon wie Geschehnisse aus einer anderen Welt an. Heutzutage würden die beschriebenen Ereignisse wohl als schwerer Eingriff in den Schienenverkehr gewertet und hätten erhebliche strafrechtliche Konsequenzen. Und zur Nachahmung sind sie natürlich nicht empfohlen! – waren sie seinerzeit übrigens auch schon nicht ;-)
Aber nach 30 Jahren sind die meisten Schandtaten wohl verjährt.

Zudem ist die Eisenbahn von heute auch gefährlicher geworden. Waren die lauten Dampfloks schon von weitem zu hören, so sind die heutigen Lokomotiven und Triebwagen erheblich leiser und vor allem auch wesentlich schneller. Gleichzeitig sind die Menschen heute stärker abgelenkt. Mit dem Kopfhörer von MP3-Player oder Handy im Ohr ist ein herannahender Zug schließlich kaum noch wahrzunehmen. Außerdem ist heute leider auch das Bewusstsein für die Gefahren des Bahnbetriebs längst nicht mehr so ausgeprägt wie vor 30 Jahren, weil sich die Eisenbahn aus vielen Gebieten zurückgezogen hat und damit aus dem Blickfeld der Menschen verschwunden ist.

Diese Geschichten spielten sich an der Bahnstrecke Stolberg Hbf – Münsterbusch ab, einer unbedeutenden Güterzugstrecke, auf der die wenigen Züge nur mit Geschwindigkeiten von 15 – 25 km/h verkehrten. Sie könnten sich in jenen Jahren aber ebenso an vielen anderen Nebenstrecken oder Anschlussbahnen in anderen Städten zugetragen haben.

Blicken wir also zurück in jene Zeit, als Wohnen und Arbeiten noch dicht beieinander lagen und solche Schienenwege völlig selbstverständlich zum Wohnumfeld dazugehörten…

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