Zwischen Ende und Aus – Schnappschüsse aus den letzten Einsatzwochen der Dampfloks vom Bw Stolberg

Das Ende des planmäßigen Dampflokeinsatzes am 27. September 1975 bedeutete noch nicht das völlige Aus für die Stolberger 50er. Obwohl das Bw Stolberg fortan seine Leistungen als Einsatz-Bw mit mehreren vom Bw Düren zur Verfügung gestellten Dieselloks der BR 290 erbringen sollte, behielt man dort zunächst mehrere Loks der BR 50 zur Reserve und setzte sie solange vor einigen besonders schweren Kohlezügen und vor Sonderleistungen ein, bis sich der Diesellokeinsatz stabilisiert hatte. Zu den typischen Sonderleistungen, die vom Bw Stolberg zu erbringen waren, gehörten beispielsweise Militärtransporte über die Strecke Stolberg Hbf – Walheim – Raeren.


Am späten Nachmittag des 10. Oktober 1975 konnte ich die vor einem Militärzug von Raeren nach Stolberg Hbf eingesetzten 053 031 (rechts) und 052 928 nahe der Stolberger Glashütte erwischen. Trotz der ungünstigen Lichtverhältnisse musste ein Foto versucht werden…

Da das Ende des Dampflokeinsatzes absehbar war, unternahm ich in den wenigen Stunden zwischen Schulschluss und Sonnenuntergang häufig Fahrten zum Bw Stolberg und zum Stolberger Hauptbahnhof, um den letzten Dampflokeinsätzen nachzuspüren.

Oftmals blieb es nur bei Schnappschüssen, weil man keine zuverlässigen Informationen über die Lokeinsätze hätte und aus Beobachtungen selten Regelmäßigkeiten abgeleitet werden konnten.


Schnappschuss über die Gleise des Rangierbezirks V hinweg auf die von Aachen nach Stolberg heimkehrende , unerkannt gebliebene 50er des Bw Stolberg. Rechts am Bildrand wartet die Stammlok des Rangierbezirks V, die im Bw Düren beheimatete 261 224, auf ihre nächste Rangierfahrt.

Der 21. Oktober 1975 zählte damals zu meinen Glückstagen. Am Nachmittag stattete ich zunächst dem Bw Stolberg einen Besuch ab.


Vor der Bekohlungsanlage herrschte Ruhe – scheinbar war wieder einmal keine Dampflok im Einsatz. Hinter dem Kohlenkran standen bereits mehrere ausgemusterte Loks, die auf ihre letzte Reise warteten.


Vor der Wagenhalle gab es zwei weitere Reihen mit kalten Loks. An der linken Lokreihe hatte man an die letzte Lok, die 050 117, einen Niederbordwagen angehängt, den man mit Kohlehunten und anderem Schrott aus dem Bw-Gelände beladen hatte. Da die 050 117 schon am 26. Juni 1975 ausgemustert worden war, war dieser Lokzug vermutlich schon zum Abtransport zur Zerlegung bereitgestellt worden. An der Spitze der rechten Lokreihe war 052 167 eingereiht, die nach meinen Unterlagen offiziell schon zum 01. Oktober 1975 zum Bw Duisburg-Wedau abgegeben worden sein sollte, faktisch aber noch in Stolberg vorhanden war. Die rechts zusammengestellten Loks warteten deshalb möglicherweise auf die Überführung ins Ruhrgebiet.

Vom Bw aus begab ich mich zum Rangierbezirk V, der nachmittags noch „gut in der Sonne lag“. Wie so häufig, gab es dort wieder einmal nur Dieselloks zu sehen.


Am Nachmittag des 21. Oktober 1975 verließ 290 330 den Stolberger Hauptbahnhof mit einem Leerwagenzug in das Aachener Bergbaurevier, während rechts im Hintergrund 261 224 mit Rangierarbeiten beschäftigt war.

Doch während 261 224 mit ihrem bulligen Motorsound ein ums andere Mal durch den Rangierbezirk V dieselte, ergab sich unerwartet doch noch eine Begegnung mit zwei Stolberger Dampfloks. In der schon tiefstehenden Abendsonne rollten die Loks 050 164 (Kabinentender) und 050 622 (Normaltender) ein, um einen Kohlenzug aus Siersdorf abzuholen…..

Bei der Ausfahrt aus dem Stolberger Hauptbahnhof zauberten die Lokpersonale beste Dampflokstimmung.


Ausfahrt der als Lz nach Siersdorf verkehrenden Loks 050 164 und 050 622 am späten Nachmittag des 21. Oktober 1975.

Am nebligen Morgen des 25. Oktober 1975 war ich wieder auf dem Stolberger Hauptbahnhof. An jenem Tag hatten 050 622 und 050 806 die Aufgabe, einen schweren Kohlenzug aus Siersdorf abzuholen und über Mariagrube und Würselen nach Stolberg zu schleppen.


050 622 und 050 806 warteten auf dem Stolberger Hauptbahnhof nahe des Stellwerks “Sif” auf Ausfahrt in Richtung Siersdorf.


Detailaufnahme der 050 806 mit viel Zeitcolorit: Während das Lokpersonal sich ganz auf der Höhe der Zeit trendig im Stil der 1970er Jahre präsentiert, zeugt der Zustand der Lokbeschilderung vom nahen Einsatzende. 050 806 wurde zum 01. Januar 1976 z gestellt und am 15. März 1976 ausgemustert.

Meine Dampflokfotografie wurde zum Ende des Jahres hin durch die früher aufkommende Dämmerung zunehmend erschwert. Die Spanne zwischen Schulschluss, Hausaufgaben und fotografisch nutzbarem Tageslicht wurde immer enger. Dennoch gelang noch manch stimmungsvolles Foto…


052 928 beim Rangieren im Gelände des Bw Stolberg , aufgenommen am späten Nachmittag des 22. November 1975


Manchesmal wurde selbst dann noch fotografiert, wenn das Licht eigentlich schon nicht mehr ausreichte –  Ausfahrt von 053 031 und 050 806  in das Aachener Bergbaurevier am Abend des 24. November 1975

Am 13. Dezember 1975 gelangen mir letztmals Aufnahmen einer Stolberger Dampflok mit einem aus dem Aachener Bergbaurevier kommenden Kohlenzug.


Einfahrt von 050 023 mit einem Kohlenzug aus Siersdorf, aufgenommen am 13. Dezember 1975 auf dem Stolberger Hauptbahnhof vor dem Stellwerk “Sif” …


… und bei der Fahrt durch den Rangierbezirk V.


Nach dem Abkuppeln des Kohlenzuges fuhr 050 023 durch das Gleis 1a zum Bahnbetriebswerk

Erst im Dezember 1975 hatte sich der Diesellokeinsatz so weit stabilisiert, dass die Stolberger Dampfloks nicht mehr regelmäßig angeheizt waren und zumeist ungenutzt im Bw Stolberg stehen blieben.
Bei einer Veranstaltung der Deutschen Bundesbahn wurde 050 023 allerdings im Dezember 1975 im Bw Köln-Deutzerfeld sogar noch einmal für Führerstandsmitfahrten eingesetzt.

Am 31.12.1975 war der Dampflokbestand der gesamten Bundesbahndirektion Köln schließlich auf 9 Lokomotiven im Bw Stolberg geschrumpft. Bei diesen letzten Dampfloks handelte es sich um 050 023, 050 164, 050 185, 050 622, 050 806, 051 421, 051 462, 052 928 und 053 031. Dennoch behielt das Bw Stolberg für diesen zusammengeschmolzenen Dampflokbestand weiterhin seinen Status als Heimat-Bw.

Eine kleine Sensation gab es zur Jahreswende 1975/76! Am 31. 12. 1975 konnte man im Bw Stolberg eine Gastlok begrüssen. Das Eisenbahnmuseum in Darmstadt-Kranichstein hatte nämlich die noch betriebsfähige ehemalige Grubenbahnlok „Carl-Alexander Nr. 4“ des Eschweiler Bergwerksvereins, bei der es sich um eine von der Lübeck-Büchener Eisenbahn beschaffte, weitgehend der preußischen Type G8.2 entsprechende Güterzuglok handelte, erworben. Mit dieser Lok sollten ursprünglich vom Bw Stolberg aus Sonderfahrten in der Region Köln veranstaltet werden.


Am 17. Januar 1976 hatte man die „Carl-Alexander Nr. 4“ aus dem Lokschuppen “ins Freie” gezogen, um an der Lok zu arbeiten.

Zur gleichen Zeit stand gegenüber die gerade erst zum 01. Januar 1976 z-gestellte 050 806.

Während andere vor dem Fernsehgerät die Olympischen Winterspiele verfolgten, schaute ich am 01. Februar 1976 wieder einmal im Bw Stolberg vorbei.


Nahe der Zufahrt zum Bw grüßte die seit dem 22. Oktober 1975 ausgemusterte 052 916, die letzte Stolberger ÜK-50er.


Am verregneten 01. Februar 1976 gewährte man den letzten Stolberger Dampfloks schon kein Obdach mehr im Lokschuppen. Auf den Freiständen zwischen den beiden Lokschuppensegmenten waren von links nach rechts die Loks 053 031, 050 185, 050 023, 050 164 und 050 622 kalt abgestellt.


Lediglich die Gastlok “Carl-Alexander Nr. 4” hatte einen trockenen Standplatz in der sog. Wagenhalle.


Auf den Gleisen gegenüber der Bekohlungsanlage waren am 01. Februar 1976 die Loks 051 462 (mit Normaltender) und 051 421 (mit Kabinentender) kalt abgestellt.


Weil keine unter Dampf stehenden Loks anzutreffen waren, musste schließlich 260 608 als Fotoobjekt herhalten. Bei ihr bewegten sich wenigstens die Stangen…


Tristesse herrschte auch bei diesem Bw-Besuch am 10. Februar 1976.


Am 14. Februar 1976 gab es in Stolberg Schnee. In den Wintern 1974/75 und 1975/76 war das zumindest in Stolberg ein seltenes Ereignis. Doch auch an diesem Tag gelang es mir nicht, im Bw Stolberg eine Lok unter Dampf zu erwischen.

Aus der Idee, mit der Lok “Carl-Alexander Nr. 4” vom Bw Stolberg aus Sonderfahrten in der Region zu veranstalten, entwickelte sich rasch der Plan, im Bw Stolberg ein Dampflokabschiedsfest der Bundesbahndirektion Köln zu veranstalten, bei dem diese Lok ursprünglich eine wichtige Rolle spielen sollte. Der Termin dafür wurde auf das Wochenende vom 03. und 4. April 1976 festgelegt.

Ab Mitte März begannen im Bw Stolberg die Vorbereitungen des Dampflokabschiedsfestes. So wurden die Gebäude mit Farbe ein wenig herausgeputzt, die Anlagen von Schrott und überflüssigem Lagergut entrümpelt und für den erwarteten Besucherstrom die Wege ausgebessert und teilweise auch neu angelegt. Parallel dazu wurden die vier Stolberger Dampfloks 050 164, 050 622, 051 462 und 053 031 noch einmal einsatzfähig gemacht und farblich aufgefrischt.


Am 29. März 1976 stand 051 462 wieder unter Dampf. Innerhalb des Bw-Geländes wurden Probefahrten unternommen, um die Lok nach ihrer langen Standzeit wieder für ihre Einsätze während des Dampflokabschiedsfestes fit zu machen.

Der dampfgebügelte Büstenhalter – Lausbubengeschichten vom Schienenstrang

Die Spielwelt der Kinder aus den 60er und den frühen 70er Jahren ist nicht mehr mit derjenigen von Kindern und pubertierenden Jugendlichen von heute zu vergleichen.  Die Erzählungen muten deshalb schon wie Geschehnisse aus einer anderen Welt an. Heutzutage würden die beschriebenen Ereignisse wohl als schwerer Eingriff in den Schienenverkehr gewertet und hätten erhebliche strafrechtliche Konsequenzen. Und zur Nachahmung sind sie natürlich nicht empfohlen! – waren sie seinerzeit übrigens auch schon nicht ;-)
Aber nach 30 Jahren sind die meisten Schandtaten wohl verjährt.

Zudem ist die Eisenbahn von heute auch gefährlicher geworden. Waren die lauten Dampfloks schon von weitem zu hören, so sind die heutigen Lokomotiven und Triebwagen erheblich leiser und vor allem auch wesentlich schneller. Gleichzeitig sind die Menschen heute stärker abgelenkt. Mit dem Kopfhörer von MP3-Player oder Handy im Ohr ist ein herannahender Zug schließlich kaum noch wahrzunehmen. Außerdem ist heute leider auch das Bewusstsein für die Gefahren des Bahnbetriebs längst nicht mehr so ausgeprägt wie vor 30 Jahren, weil sich die Eisenbahn aus vielen Gebieten zurückgezogen hat und damit aus dem Blickfeld der Menschen verschwunden ist.

Diese Geschichten spielten sich an der Bahnstrecke Stolberg Hbf – Münsterbusch ab, einer unbedeutenden Güterzugstrecke, auf der die wenigen Züge nur mit Geschwindigkeiten von 15 – 25 km/h verkehrten. Sie könnten sich in jenen Jahren aber ebenso an vielen anderen Nebenstrecken oder Anschlussbahnen in anderen Städten zugetragen haben.

Blicken wir also zurück in jene Zeit, als Wohnen und Arbeiten noch dicht beieinander lagen und solche Schienenwege völlig selbstverständlich zum Wohnumfeld dazugehörten…

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Abtransport der letzten vier Dampfloks des Bw Stolberg am 15. Juni 1976

Am Vormittag des 15. Juni 1976, einem Dienstag, wurden die letzten vier Dampfloks des Bw Stolberg zum Abtransport nach Duisburg-Wedau zu einem Lokzug zusammengestellt. Im Bereich der Bekohlungsanlage auf dem Gleis 81 bzw. dem internen Bw-Gleis 6 wurden die Loks in der Reihenfolge

051 462-0 (Richtung Stellwerk „Sl“)

053 031-1

050 164-3

050 622-0 (Richtung Münsterbachstraße und Glashütte)

aufgereiht. Zwischen die Loks und am Anfang bzw. Ende des Lokzuges wurde zur Reduzierung der Meterlast des Zuges jeweils ein leerer E-Wagen eingestellt. „Abtransport der letzten vier Dampfloks des Bw Stolberg am 15. Juni 1976“ weiterlesen

Fotoalbum zur Strecke Stolberg Hbf -Münsterbusch

Eine chronologische Bildsammlung zur Strecke Stolberg Hbf – Münsterbusch. Die Bilder sollen die Erinnerung an die Strecke ergänzen. Sie können mitunter aber qualitiv mangelhaft sein und sind dann als Kompromiss zwischen Seltenheit und Dokumentation zu sehen. „Fotoalbum zur Strecke Stolberg Hbf -Münsterbusch“ weiterlesen