Vor 40 Jahren ging auch in Stolberg die Dampflokzeit definitiv zu Ende. Das Bahnbetriebswerk Stolberg hatte nach dem Ende des planmäßigen Dampflokeinsatzes zwar noch einige Dampfloks als Reservebestand zurückgehalten, um in der Übergangszeit Engpässe abzudecken, falls die Ablösung durch Dieselloks Probleme bereitete. Doch Mitte Dezember 1975 bis Anfang Januar 1976 waren die Reserveloks kaum noch im Einsatz zu beobachten. Selbst mit Bauzügen oder Militärtransporten kamen Stolbergs letzte Dampfloks der BR 50 nur noch sehr selten zum Einsatz.
Bei einem Besuch des Bw Stolberg am 17. Januar 1976 stand auf dem Abstellgleis hinter der Bekohlungsanlage, wo das Bw Stolberg traditionell seine „Schrottloks“ bis zur Abholung aufreihte, auch die Lok 050 806. Bei dieser Lok schmerzte es besonders, sie dort zu sehen. Noch am 25. Oktober 1975 hatte ich auf der 050 806 eine unvergessliche Führerstandsmitfahrt erleben können. Und nun dieser Anblick – drastischer hätte das Ende der Dampflokzeit für mich kaum sein können. Nur die Fotos sind übrig geblieben….
An anderer Stelle des Bw Stolberg gab es allerdings etwas positives zu entdecken. Die ehemalige Lok 4 der Grube „Carl-Alexander“ in Baesweiler war nach Stolberg transportiert worden. Eisenbahnfreunde aus Darmstadt hatten dem Eschweiler Bergwerksverein (EBV) die Lok für ihr Eisenbahnmuseum in Darmstadt-Kranichstein abgekauft. Bevor die Lok dorthin kam, sollte sie aber zunächst von Stolberg aus zu Nostalgiefahrten im Rheinland eingesetzt werden. Am 17. Januar 1976 arbeiteten mehrere Museumseisenbahner aus Darmstadt an der kalten Lok (oben und unten).
Nur eine Woche später konnte man die Lok „Carl Alexander Nr. 4“ am 25. Januar 1976 im Bw Stolberg unter Dampf erleben.
Bei einem Besuch des Bw Stolberg am 1. Februar 1976 hatte ich sogar einen Farbdiafilm in der Kamera. Das nasskalte Wetter hätte sicherlich zu einer guten Dampfbildung beigetragen. An diesem Tag waren aber keine angeheizten Loks im Bw Stolberg anzutreffen. Und für einen Farbfilm gab das Wetter auch nichts her, wie das Bild der abgestellten Loks 051 462 (rechts) und 051 421 (links dahinter) zeigt….
Auch am 10. Februar 1976 erkundete ich im Bw Stolberg, ob Dampfloks angeheizt oder gar im Einsatz waren. Aber ich hatte wieder keinen Erfolg. Aus dem Lokschuppen heraus nahm ich aber 290 222 auf, die gerade gedreht wurde. Am Ausfahrgleis hinter der Drehscheibe ist noch ein Schienenbus (BR 795) zu erkennen.
Hinter der Bekohlungsanlage war die Reihe der Schrottloks angewachsen…
Im Bw Stolberg hatte offensichtlich bereits das „Großreinemachen“ nach dem Traktionswandel begonnen. Viele Geräte und Anlagen, die für den Dampflokbetrieb erforderlich gewesen und nun nutzlos geworden waren, wurden zerlegt und als Schrott gesammelt. Das gesamte Areal rund um Schlackengrube und Bekohlungsanlage zeigte sich im Umbruch (oben und unten).
Tristesse im Bw Stolberg zwischen Lokleitung und Wagenhalle.
Am 14. Februar 1976 gab es in Stolberg längere Zeit Schneefall. Dampflokfotos im Schnee – Fehlanzeige…..
Doch auch der alltägliche Bahnbetrieb im Schnee war einige Fotos wert. Mit einem D-Zug in Richtung Köln wurde bespw. eine belgische Viersystemlok der Reihe 16 aufgenommen.
Auf der Vennbahnseite des Stolberger Hauptbahnhofs wartete eine Lok der BR 140 auf neue Aufgaben. Links von der Lok kann man noch den Ladekran beim einstigen Ladegleis an der Probsteistraße erkennen.
Beim einstigen Stellwerk „Sb“ wurde dieser Blick in den Bezirk V des Stolberger Hauptbahnhofs aufgenommen. Aus dem Wurmrevier ist gerade ein Kohlezug eingelaufen, den von 2 Loks der BR 290 bespannt wurde. Auch hier wartet eine Lok der BR 140 auf eine neue Zugleistung, während aus Richtung Aachen eine Lok der BR 215 in den Stolberger Hauptbahnhof einfädelt.
Vom Schrankenposten 5 aus wurde am 29. März 1976 zwischen den Bahnübergängen Nikolausstraße und Eisenbahnstraße ein Übergabezug nach Stolberg-Hammer fotografiert. Hinter 290 173 läuft ein privater Kesselwagen des DALLI-Werks.
Im Bw Stolberg herrschte am 29. März 1976 reges Treiben, weil für das anstehende Dampflokabschiedsfest der Bundesbahndirektion Köln alles schön aussehen sollte. Zwischen Drehscheibe und Wagenhalle gab es einen wahren Exoten zu sehen: hinter der Lok 3 der Grube „Carl-Alexander“ aus Baesweiler verbirgt sich eine pfälzische T 5, die 1907 von der Lokfabrik Krauss & Co in München gebaut wurde und bei der Deutschen Reichsbahn die Loknummer 94 002 tragen sollte. Als Lok einer Splittergattung wurde sie aber von der DR schon um 1926/27 verkauft. Die Lok wurde erst am 24. März 1976 von Merkstein aus nach Stolberg gebracht und nach dem Dampflokabschiedsfest von Stolberg aus zum Eisenbahnmuseum der DGEG in Neustadt an der Weinstraße geschleppt.
Am 1. April 1976 wurde im „Stolberger Burgkurier“ diese Werbeanzeige veröffentlicht. Es handelte sich nicht etwa um einen Aprilscherz, sondern um eine Ankündigung für ein unvergessliches Eisenbahnfest, das nach Schätzungen der Bahnpolizei und der Polizei rd. 80.000 Besucher nach Stolberg lockte, um die Dampfloks der Bundesbahndirektion Köln in den Ruhestand zu verabschieden…..