Einen merkwürdigen Pressbericht konnten die Leser der regionalen Tageszeitung „Aachener Nachrichten“ am 31. Januar 2013 lesen. Unter der eigentlich hoffnungsfroh stimmenden Überschrift Neue Hoffnung für die „Talbötter“ verkündeten die „Aachener Nachrichten“, dass das Aachener Bombardier-Werk in verkleinerter Form erhalten bleiben könnte und sogar den alten Traditionsnamen „Talbot“ im neuen Firmennamen führen soll. Demnach könnte das Werk zukünftig möglicherweise als „Talbot Services GmbH“ firmieren.
Die 1995 gegründete Firma „Quip“ mit Hauptsitz in Baesweiler, die derzeit 1500 Mitarbeiter beschäftigt, erklärte, sie wolle das von der Schließung bedrohte Aachener Bombardier-Werk als Reparatur- und Instandhaltungsfirma für Schienenfahrzeuge weiterführen und möglicherweise als ein neues Geschäftsfeld „Streetscooter“ ergänzen. Obwohl es sich bei „Quip“ wohl nur um eine gewöhnliche Leiharbeitsfirma handelt, die bisher schon etwa ein Viertel der rd. 200 Leiharbeiter mit geringeren Löhnen in das Bombardierwerk Aachen eingebracht hat, wird diese Firma in den Tageszeitungen euphemistisch als „Personaldienstleister“ betitelt.
Von der 400-köpfigen Stammbelegschaft will „Quip“ – nicht unerwartet – nur 160 Beschäftigte und 30 Auszubildenden übernehmen. Und es bedarf eigentlich keiner besonderen Erwähnung, dass diese „Glücklichen“ selbstverständlich zu deutlich geringeren Löhnen arbeiten müssen. Für die übrigen „Talbötter“ soll ein Sozialplan bzw. ein Interessenausgleich ausgehandelt werden. Über die Zukunft der rd. 200 bisherigen Leiharbeiter konnte derTageszeitung nichts entnommen werden. Um Handlungs- und Entscheidungszwang zu erzeugen, wird zusätzlich eine kurze Frist bis zum 15. März 2013 vorgegeben, bis alles unter Dach und Fach sein soll. Ein geschickter Schachzug, um die bisher solidarisch auftretende Belegschaft zu verunsichern und zu spalten?
Die Chefs beider Unternehmen sprachen von einer positiven Entwicklung und einer Chance – aus deren Sicht durchaus verständlich, schließlich erhält Bombardier für das Aachener Werk nicht nur einen Verkaufserlös, sondern spart zusätzlich auch für 160 Arbeitnehmer die Abfindungen. Und „Quip“ bekommt als Mitgift die Möglichkeit, bereits bestehende bzw. vorhandene Aufträge zu übernehmen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Beschäftigten, der Betriebsrat und die IG Metall zu der eingetretenen Entwicklung positionieren. Franz-Peter Beckers von der IG Metall wird in ersten Stellungnahmen mit den Worten zitiert: „Das ist weit weg von unserer Zielsetzung und qualitativ und quantitativ zu wenig.“