Führung zum „eisernen Schatz von Raeren“ am 10. Juni 2018


Am Sonntag, 10. Juni 2018 traf sich um 10:00 Uhr eine stattliche Besuchergruppe zu einer rd. zweistündigen Führung über den Bahnhof Raeren. „brf“, der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien, berichtet unter der Titelzeile „Eiserner Schatz“: Bahnhof Raeren muss denkmalgeschützt bleiben  auf seiner Nachrichtenseite und in einem Fernsehbeitrag , dass die Führung über das Areal des Bahnhofs am Sonntagmorgen in beeindruckender Weise deutlich machte, dass die Sorge um den Erhalt des sogenannten „Eisernen Schatzes“ am Bahnhof Raeren viele Menschen umtreibt.

Die Führung über die einzigartigen Anlagen des Bf. Raeren begann am historischen Bahnhofsgebäude, wo der bekannte Buchautor Volkhard Stern einen Teil der Besuchergruppe aufnahm. Für die Bildspende an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.

Der Bahnhof Raeren hat das Alleinstellungsmerkmal, dass er als einziger belgischer Bahnhof immer noch an den Gleisen des ersten, im Juni 1885 eröffneten Abschnitts der Vennbahn von Aachen nach Monschau liegt und über die Zweigstrecken von Raeren nach Eupen und von Stolberg nach Walheim immer noch an das öffentliche Gleisnetz anschlossen ist. Vor dem Hintergrund des drohenden Verlustes lag der Schwerpunkt der Führung auf den außergewöhnlichen Signalen und den – besonders in der Umgebung des Stellwerks „Cab 2“ – noch vorhandenen einzigartigen mechanischen Anlagen zum Stellen von Signalen und Weichen.

Eines der außergewöhnlichen Zeugnisse der Raerener Eisenbahngeschichte ist dieses Formsignal, das einerseits typische Bauteile der „ancienne Signalisation“ der SNCB zeigt, andererseits jedoch wegen des im Bf. Raeren beibehaltenen (deutschen)  Rechtsfahrbetriebes nicht nur rechts vom Gleis steht, sondern auch „spiegelverkehrt“ mit einem nach rechts weisenden Signalflügel versehen wurde (oben).  Auch die im Bereich des Stellwerks „Cab 2“ an einer Doppelkreuzungsweiche noch vorhandenen, für die Stellwerkstechnik der Bauart Saxby authentischen Zungenverschlüsse und Stellriegel fanden das besondere Interesse von einigen Teilnehmern (unten).

Zum „eisernen Schatz von Raeren“ gehören auch diese eisernen Stellstangen, mit deren Hilfe vom Saxby-Stellwerk „Cab 2“ aus Signale und Weichen gestellt werden konnten (Das Foto entstand bereits in der vegetationsarmen Zeit am 11. Februar 2018).

Zur Zeit stehen die Signale und Lichtmasten noch, die seit dem Umbau des Bahnhofs Raeren vor rd. 90 Jahren als Folge des Versailler Vertrags konstante Fixpunkte der Bahnhofsanlage sind. Der Prozess vor dem Staatsrat, ob der Denkmalschutz für den Bahnhof Raeren gültig verkündet und wirksam ist oder nicht, hat angefangen. Ein Urteil wird relativ bald erwartet. Gewinnt Infrabel, ist mit einer zeitnahen Beseitigung der Signale zu rechnen.
Da Infrabel als Infrastrukturunternehmen der belgischen Staatsbahn vorrangig für die Sicherheit und den zuverlässigen Fahrbetrieb auf dem Gleisnetz zuständig ist, wird ein Erhalt der Signalanlagen wahrscheinlich nur möglich sein, wenn es gelingt, Infrabel von den Kosten für die Erhaltung der betrieblich entbehrlichen, aber eisenbahntechnisch und verkehrsgeschichtlich unbedingt erhaltenswerten Anlagen zu entlasten. Die Veranstalter regten an, weiterhin das Gespräch mit Infrabel zu suchen und im Wege einer Drittfinanzierung durch öffentliche Fördergelder, Sponsoring, Crowdfunding oder ähnliche Lösungswege die Erhaltung des „eisernen Schatzes von Raeren“ zu ermöglichen.

Der Eisenbahnexperte Manfred Hirtz verstand es, die Besuchergruppe über zwei Stunden hinweg mit der Fülle der Besonderheiten des Bf. Raeren vertraut zu machen und ihren Denkmalwert detailliert zu erläutern.

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