Die Kleinstadt Zülpich wird aktuell von vielen Menschen besucht, weil dort vom 16. April bis zum 12. Oktober 2014 die Landesgartenschau stattfindet. In Zülpich findet der geschichtlich interessierte Besucher aber auch die am besten erhaltene römische Thermenanlage nördlich der Alpen und das Museum der Badekultur. Außerdem gibt es dort die kurkölnische Landesburg und die mittelalterliche Stadtmauer mit vier erhaltenen Stadttoren als touristische Ziele.
Mit Unterstützung der Sparkassen Düren und Euskirchen erhielt ein Regiosprinter-Triebwagen der Rurtalbahn eine auffällige und ansprechende Werbung für die Landesgartenschau in Zülpich . An Sonn- und Feiertagen ist er meist auf der Strecke Düren – Euskirchen im Einsatz.
Für Autofahrer ist Zülpich über die A 1 und die A 61 sowie die Bundesstraßen 56 und 265 recht gut zu erreichen. Zülpich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, ist dagegen eine Herausforderung, zumal wenn man es an Sonn- und Feiertagen versucht und wenn man aus der Region Aachen kommt.
Ältere Menschen werden sich noch erinnern, dass es einstmals durchgehende Eilzüge von Aachen über Düren und Euskirchen nach Bonn gab, die auch in Zülpich anhielten. Zülpich liegt nämlich an der schon 1864 in Betrieb genommenen und zeitweise zweigleisig ausgebauten Strecke Düren – Euskirchen (-Bonn). Leider wurde der Reisezugverkehr zwischen Düren und Euskirchen am 27. Mai 1983 eingestellt.
Wenn man sich vor Augen hält, dass diese Strecke die großen Städte Düren mit rd. 88.000 Einwohnern und Euskirchen mit rd. 55.000 Einwohnern unmittelbar verbindet und gleichzeitig Zülpich mit rd. 20.000 Einwohnern und Vettweiß mit rd. 8.900 Einwohnern anbindet und außerdem zur Entlastung des Knotens Köln beitragen könnte, so ist es schon sehr verblüffend, dass von Seiten der für den Nahverkehr in der Region zuständigen Stellen keine Anstrengungen zur Reaktivierung der Strecke Düren – Euskirchen zu verzeichnen sind. Dass die Strecke Düren – Euskirchen dennoch erhalten geblieben ist und auch noch von Reisezügen befahren wird, ist dem Engagement von ambitionierten Bürgern zu verdanken, die sich als „Bürgerbahn Düren – Zülpich – Euskirchen e.V.“ zusammengeschlossen haben und unter der Marke „Eifel-BördeExpress“ bzw. „Bördeexpress“ seit 2008 einen kontinuierlich wachsenden ehrenamtlich organisierten Zugverkehr auf der Schienenstrecke Düren-Zülpich-Euskirchen, der „Bördebahn“, eingerichtet haben. Bei diesem Projekt steht zunächst der touristische Sonderbetrieb an Sonn- und Feiertagen im Vordergrund. Langfristiges Ziel ist es, die Reaktivierung der Bördebahn für den regulären Schienenpersonennahverkehr zu erreichen. Der Zugbetrieb füllt an Sonn- und Feiertagen die Fahrplanlücke, die die nur werktags verkehrende Buslinie SB98 hinterlässt. Etwa 20 aktive Vereinsmitglieder organisieren, betreuen und planen diesen Sonderverkehr als Zugbegleiter, Schrankenposten und Servicekräfte oder durch die Pflege der Haltestellen oder Marketing und Imagepflege im Internet. Zur Landesgartengartenschau 2014 in Zülpich erreicht der Verkehr mit einem ausgeweiteten Fahrplanangebot und 33 Betriebstagen seinen bisherigen Höhepunkt.
Zum Einsatz kommen die modernen Dieseltriebwagen der Rurtalbahn GmbH vom Typ „Regiosprinter“. Mit Blick auf das Ziel der Reaktivierung wird bewusst auf den Einsatz historischer Fahrzeuge verzichtet und ein zeitgemäßes Verkehrsangebot präsentiert. Mit den antriebsstarken „Regiosprintern“ lässt sich auf der 30,1 km langen Schienenstrecke ein vertakteter Fahrplan halten, der den Anschluss des Eifel-BördeExpress an die Züge des regulären Regionalverkehrs in den Endbahnhöfen Düren und Euskirchen sicherstellt. Zülpich ist mit einem Triebwagen über den Knotenbahnhof Euskirchen im Stundentakt angebunden, mit einem zweiten Triebwagen wird Zülpich von Düren aus verknüpft. Vom Bahnhof Zülpich aus ist ein Pendelbus-Service zu den Eingängen der Landesgartenschau eingerichtet.
Für die Mitfahrt im Zug werden neben den ausschließlich im Zug erhältlichen Fahrkarten auch Fahrscheine der Verkehrsverbünde AVV (Aachener Verkehrsverbund) und VRS (Verkehrsverbund Rhein Sieg) anerkannt. Inhaber von Jobtickets, Monatskarten usw. können diese für die Mitfahrt nutzen. Anerkannt wird ebenfalls das Euregioticket und die Fahrscheine des NRW-Tarif (z.B. „Schöner Tag Ticket NRW“). Fahrscheine des DB-Fernverkehrs und die Bahncard gelten nicht.
Am Pfingstmontag (09. Juni 2014) habe ich dieses Angebot genutzt, um wieder einmal eine Zugfahrt über die Strecke Düren – Zülpich – Euskirchen zu erleben.
Der Bördeexpress startet in Düren um 08:46 Uhr, um 11:46 Uhr und um 14:46 Uhr, die zurückkehrenden Züge treffen um 14:09 Uhr, um 17:09 Uhr und um 20:09 Uhr in Düren ein. Die Fahrzeit zwischen Düren und Zülpich beträgt rd. 40 Minuten. Die Fahrten beginnen und enden stets an Gleis 4. Leider gibt es auf dem Bahnhof Düren keinerlei Hinweise auf den Bördeexpress – weder in den Aushangfahrplänen oder auf Werbeplakaten noch auf den Zugzielanzeigern am Bahnsteig.
Blick aus dem Regiosprinter auf die in der flachen Bördelandschaft weithin sichtbaren, markanten Kirchtürme von Jakobwüllesheim.
Beim Streckenkilometer 23,0 kann man an dieser Brücke noch sehr gut den einstmals zweigleisige Ausbau der Strecke Düren – Euskirchen – Bonn erkennen.
Auch in Euskirchen verkehrt der Bördeexpress von Gleis 4 aus. Zwischen 10:05 Uhr und 19:05 Uhr wird von Euskirchen aus im Stundentakt nach Zülpich gefahren. Von 9:50 Uhr bis 18:50 kehren die Triebwagen wieder nach Euskirchen zurück. Die Fahrzeit beträgt 19 Minuten. In Euskirchen ist der „Bördeexpress“ in den Aushangfahrplänen ausgewiesen und wird auch auf dem Bahnsteig an den Zugzielanzeigern bekannt gemacht.
In Euskirchen gibt es bereits Gelegenheit zu Begegnungen mit den neuen LINT-Triebwagen, die auf dem sog. „Kölner Dieselnetz“ die Talent-Triebwagen ersetzen sollen. Links am Bahnsteig steht der schicke „Bördeexpress“, rechts ein neuer LINT-Triebwagen als Regionalbahn nach Bad Münstereifel. Der Bördeexpress hat in Euskirchen außerdem noch kurze und sichere Anschlüsse nach Köln, Bonn und auf die Eifelbahn in Richtung Gerolstein und Trier.
Der Bördeexpress ist aus Euskirchen kommend am Bahnsteig des Bf. Zülpich eingetroffen (oben). Mit wenigen Schritten gelangen die Fahrgäste zum Bahnhofsvorplatz, wo bereits der kostenlose Pendelbus zur stadtnahen Haltestelle „Am Frankengraben“ bereitsteht (unten).
Der kostenlose Pendelbus entlässt an der Haltestelle „Frankengraben“ die mit dem „Bördeexpress“ angereisten Fahrgäste. Von hier aus kann man das Landesgartenschau-Gelände zu Fuß erreichen (oben). Wer es bequemer mag, kann auch die kitschige Touristenbahn benutzen, die von hier aus verschiedene Stationen der Landesgartenschau anfährt (unten).
Auch ohne einen Besuch der Landesgartenschau ist die Bördebahn eine Reise wert. Es tut gut zu sehen, welche Bahninfrastruktur dort die Zeit überdauert hat und welches Potenzial für die Zukunft noch in dieser Strecke steckt. Der Sonntagsverkehr im Stundentakt wird mittlerweile – unabhängig von der Landesgartenschau – von vielen Menschen als Alternative zum eher dürftigen und zeitaufwändigeren Busangebot zwischen Euskirchen und Zülpich genutzt. Und auf der letzten abendlichen Verbindung von Euskirchen (ab 19:05 Uhr) nach Düren (an 20:09 Uhr) kann man häufig größere Zahlen junger Menschen beobachten, die den Bördeexpress als willkommene Abkürzung auf ihrem Weg zum Studienort Aachen entdeckt und schätzen gelernt haben.