125 Jahre Strecke Stolberg-Hammer – Walheim
Teil 3
Die Strecke Stolberg-Hammer – Walheim besteht 125 Jahre!
Sie wurde am 21. Dezember 1889 eröffnet. Dieses Jubiläum soll Anlass sein, auf die wechselvolle Geschichte dieses Schienenweges zurückzublicken. Nachdem im ersten Teil die Betriebsanlagen und Kunstbauwerke anhand eines Gleisplanes aus dem Jahre 1960 vorgestellt und im zweiten Teil Fotos aus der Zeit bis etwa 1980 gezeigt wurden, geht es im dritten Teil um Fotos von der Jubiläumsstrecke aus meiner eigenen Eisenbahnfotosammlung.
Schon in meiner Kindheit führte mich mein Schulweg in Stolberg beim Bahnübergang Eisenbahnstraße über die Strecke Stolberg – Walheim – Raeren. Mit den über Stolberg-Hammer hinaus fahrenden Militärzügen und Transporten mit Lademaßüberschreitung, die einen wesentlichen Teil der Bedeutung der Jubiläumsstrecke ausmachten, bin ich aufgewachsen, sie waren mir deshalb ein alltäglicher Anblick. Dennoch habe ich die Strecke Stolberg-Hammer – Walheim erstmals im Jahre 1977 anläßlich einer Vennbahnsonderfahrt von Stolberg nach Malmedy fotografiert und bewusst „erfahren“. Das war der Beginn einer bis heute andauernden Begeisterung für die Vennbahn, die dazu beitrug, das die Jubiläumsstrecke in meiner Fotosammlung ganz gut dokumentiert ist.
Am 09. März 1974 nahm ich mit meiner ersten eigenen Kamera den Blick vom Bf. Stolberg-Hammer auf die Stolberger Burg auf. Obwohl der Personenverkehr hier bereits 1961 eingestellt worden war, sind die Bahnsteige noch gut erhalten. Fast sieht es so aus, als würde gleich der Schienenbus nach Walheim eintreffen. Zwischen 1994 und 1998 gab es dank des Stolberger Vennbahnvereins tatsächlich noch einmal die Möglichkeit, mit einem Schienenbus von Stolberg nach Walheim und sogar weiter bis nach Monschau zu fahren…
Am 17. Juni 1977 startete 215 013 vom Stolberger Hauptbahnhof aus mit einer langen Schlange sog. „Umbauwaggons“ des Typs B3yg zu einer Sonderfahrt nach Malmedy. Vor der Abfahrt wurde der Zug standesgemäß geschmückt und beschildert.
Als die Stadt Stolberg am 12. Juli 1981 das 125-jährige Jubiläum der Verleihung der Stadtrechte feierte, verkehrte zwischen Stolberg und Walheim mehrmals ein „Rheingold-Sonderzug“ , der aus zwei historischen Waggons bestand und von 211 088 gezogen wurde. Wegen des großen Andrangs wurde nach der ersten Fahrt zur Verstärkung noch ein Bm-Waggon angehängt. Das obere Bild zeigt den Zug auf der Fahrt von Walheim nach Stolberg nahe der Abzweigstelle Hahn, das untere Bild zeigt einen nach Walheim fahrenden Zug am Schrankenwärterposten 13 (Hahner Straße), wo einstmals die eingleisige Strecke aus Aachen-Rothe Erde und die zweigleisige Strecke aus Stolberg parallel nebeneinander in den Bf. Walheim eingeführt wurden.
Die markante Falkenbachbrücke ist bei mir das am häufigsten fotografierte Motiv der Strecke. Am 16. April 1982 nahm ich dort einen typischen Übergabezug von Walheim nach Stolberg Hbf mit der Lok 215 017 auf. Neben den Transporten mit Lademaßüberschreitung, die entweder diesem Übergabezug beigegeben oder auch gesondert befördert wurden, waren Holzladungen das überwiegende Frachtaufkommen des Bf. Walheim.
„Man sieht nur, was man kennt“ – diese Binsenweisheit trifft auch auf das Bild zu, das ich am 21. Mai 1982 in Hahn bei der Straßenunterführung „Knipp“ mit 215 013 aufgenommen habe. Dass es in Hahn in den 1950er Jahren einmal einen Haltepunkt gegeben hatte, war mir damals noch nicht bekannt. Erst später habe ich bemerkt, dass sich links am Bildrand noch eine Lampe der einstigen Bahnsteigbeleuchtung des Hp. Hahn befindet. Als ich von der Existenz dieses Haltepunktes erfahren hatte, waren diese Relikte leider schon verschwunden…
Am 21. Mai 1982 entstand auch das Foto der 215 027, die auf dem Bf. Walheim mit einem langen Zug eingetroffen ist, der fast nur aus „Lademaßüberschreitern“ besteht.
Die Fahrzeiten von Militärzügen waren nicht so einfach zu erfahren. Mit aufmerksamer Beobachtung, Geduld und etwas Glück ließen sich davon dennoch Fotos aufnehmen. In Hahn gelangen bspw. am 14. September 1984 die Aufnahmen eines von 215 113 gezogenen (oben) und von 215 122 nachgeschobenen (unten) Zuges.
Am 04. Januar 1985 konnte man 290 307 im Schnee auf dem Bf. Stolberg-Hammer beobachten. Links am Hang steht das Stellwerk „Shs“, das 1993 abgerissen wurde. Rechts ist der noch rege genutzte Gleisanschluss des DALLI-Werkes zu sehen.
Im Laufe der 1980er Jahre stieg die Zahl der Gesellschaftssonderzüge auf der belgischen Vennbahn spürbar an. Und zunehmend nahmen diese Sonderreisezüge anstelle des Weges über Aachen Hbf – Welkenraedt – Eupen die kürzere Verbindung über Stolberg Hbf und Walheim nach Raeren.
Das noch relativ ursprünglich erhaltene Bahnhofsgebäude in Breinig diente am 12. September 1986 als Kulisse für ein Foto mit 215 117, die einen langen Sonderzug von Aachen über Stolberg und Raeren nach Kalterherberg auf dem deutschen Abschnitt bis zum Bf. Raeren bespannte.
Kilometerstein-Idylle zwischen dem Viadukt Rüst und dem Gleisanschluss „Zur Mühlen“, aufgenommen am 02. Mai 1990. Auf diesem Streckenabschnitt konnte man mehrere dieser ungewöhnlichen Kilometersteine antreffen.
Die Übergaben zum Anschluss „Zur Mühlen“ werden vom Bf. Stolberg-Hammer (bzw. heute Bf. Stolberg-Altstadt) stets geschoben. Am 02. Mai 1990 wurde nahe des Viaduktes Rüst 290 259 im seinerzeit weit verbreiteten Farbdesign „oceanblau-beige“ abgelichtet.
Am 02. Mai 1990 entstanden auch die Fotos der 290 259 an der Anschlussweiche des Anschlusses „Zur Mühlen“ (oben) und von der Entladung des angelieferten Bahnschotters, der beim dortigen Schotterwerk von 1979 bis Mitte 2005 recycelt wurde (unten).
Die 1980er Jahre waren bei der DB ganz allgemein von Streckenstillegungen und „Rückbauten“, also der Beseitigung vermeintlich entbehrlicher Infrastruktur gekennzeichnet. In dieser Zeit verlor der ehemalige Bf. Breinig sein letztes Ladegleis und der Bf. Walheim wurde in mehreren Etappen bis auf drei Durchgangsgleise verstümmelt.
Das Jahr 1988 brachte gravierende Veränderungen auf der belgischen Vennbahnstrecke, die sich im Folgenden auch auf die Strecke Stolberg-Hammer – Walheim – Raeren auswirken sollten. In das Jahr 1988 fiel einerseits der Übergang des Abschnitts (Trois Ponts-) Weywertz – Sourbrodt an das belgische Verteidigungsministerium zur Nutzung für den weiteren Militärverkehr zum Truppenübungsplatz Elsenborn. Andererseits erfolgte zum 16. September 1988 die Sperrung des Abschnitts Raeren – Weywertz für den Personen-Sonderverkehr durch die SNCB.
Als Folge dieser Entwicklung verstärkte die Deutschsprachige Gemeinschaft in Ostbelgien ihre Bemühungen um die Erhaltung der belgischen Vennbahnstrecke und deren touristische Nutzung. Am 18. August 1989 fand dazu die Gründungsversammlung des Vereins „Vennbahn VoE“ in Eupen statt.
Der 02. Juni 1990 war ein bedeutendes Datum für die Vennbahn. Auf der belgischen Seite nahm der belgische Verein „Vennbahn V.o.E.“ den touristischen Verkehr zwischen Eupen, Raeren und Büllingen auf. Aus diesem Anlass verkehrte von Köln aus ein Sonderzug, der u.a. auch mit den Waggons des historischen Rheingoldzuges von 1928 gebildet worden war. Als Zuglok schickte man die seinerzeit hoch im Kurs stehende „City-Bahn-Lok“ 218 148 zu diesem feierlichen Ereignis. Die touristische Nutzung der Vennbahn belebte auch den Sonderzugverkehr zwischen Stolberg und Walheim.
Selbst nach dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 und der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 behielt die NATO zunächst ihr strategisches Interesse an der Strecke Stolberg – Raeren. Mit einer Weisung vom 12. April 1991 legte der Bundesminister für Verkehr der Deutschen Bundesbahn die betriebsfähige Erhaltung der Strecke Stolberg (Rheinl.) Hbf – Walheim Bundesgrenze (-Raeren) „aus übergeordneten Gründen“ auf. Im Gegenzug beteiligte sich die NATO an der Finanzierung des Streckenunterhalts. Die Deutsche Bundesbahn stellte den Umleiterverkehr mit Lademaßüberschreitern zwischen Stolberg und Raeren 1991 dennoch ein, weil nach Sanierung und Umbau des Gemmenicher Tunnels die erforderliche Weite und Profilfreiheit für Transporte mit Lademaßüberschreitung nun auch auf der Hauptstrecke Aachen-West – Montzen geschaffen worden war.
Wegen des geringen sonstigen Güterverkehrs und der hohen Unterhaltungskosten für die beiden Viadukte stieg der Druck für eine Stillegung der Strecke zwischen Stolberg-Hammer und Raeren. Am 31. Mai 1991 wurde der planmäßige Güterzugverkehr der Deutschen Bundesbahn zwischen Stolberg-Hammer und Raeren schließlich eingestellt. Ihre letzte große militärische Inanspruchnahme hatte die Strecke Stolberg – Raeren im Januar und Februar 1991 anläßlich des sog. Zweiten Golfkrieges (“Operation Desert Storm”) erlebt , als innerhalb weniger Tage eine große Zahl von Transporten der US-Army aus deutschen Standorten zu belgischen Häfen gefahren werden musste, um von dort nach Kuwait und Saudi-Arabien verschifft zu werden.
Der vernachlässige Zustand des Walheimer Stellwerks „Wf“ auf diesem Foto vom 01. August 1990 markiert sehr deutlich das Desinteresse der Deutschen Bundesbahn an ihrer Strecke von Stolberg-Hammer nach Walheim.
Als am 10. Mai 1991 bei Breinigerberg das Foto von 290 270 mit einem Übergabezug aus Raeren entstand, war hier das Ende des planmäßigen Güterverkehrs bereits absehbar. Die Strecke ist dennoch bis heute erhalten geblieben. Im Gegensatz dazu musste der im Hintergrund sichtbare Turm der Stolberger Pfarrkirche „St. Hubertus“ (Büsbach), der als Landmarke mit ins Bild aufgenommen worden war, zwischenzeitlich abgebrochen werden…
Eine kleine Sensation gab es am 27. Oktober 1991, als mit der Lok 41 360 erstmals seit 1976 wieder eine Dampflok auf der Strecke von Stolberg nach Walheim im Einsatz war. Die “nordrhein-westfälische DB-Museumslok” 41 360 war an jenem Tag mit einem Sonderzug auf mehreren Nebenstrecken in der Region Aachen unterwegs. In den 1990er Jahren erlebte die Strecke Stolberg – Walheim eine größere Zahl von Dampfloksonderfahrten und wurde u.a. von den Loks 41 241, 042 271, 50 3666 und 52 8148 befahren.
Der Erfolg der touristischen Nutzung der belgischen Vennbahnstrecke weckte auch auf deutscher Seite Interesse, die Strecke Stolberg – Raeren touristisch zu nutzen. In Stolberg gründete sich ein deutscher Vennbahn-Verein. Im Oktober 1993 kam es zum Abschluß eines Überlassungsvertrages zwischen der DB und dem Vennbahn e.V. (Stolberg) für die Strecke Stolberg – Schmithof (Grenze). Damit war einerseits die Stillegung der Strecke abgewendet und andererseits der Weg für den Einsatz eines touristischen Zuges grundsätzlich frei. Der deutsche Vennbahnverein musste allerdings erst noch ein passendes Fahrzeug beschaffen. Nach längeren Vorbereitungen konnte schließlich zum 30. April 1994 auch von deutscher Seite aus eine touristische Nutzung der Strecke Stolberg Hbf – Walheim – Raeren – Monschau in Betrieb gehen.
Weil die Aufarbeitung des vereinseigenen Schienenbusses nicht rechtzeitg abgeschlossen werden konnte, musste für den Eröffnungszug kurzfristig ein Schienenbus der Dürener Kreisbahn ausgeliehen werden. Am späten Nachmittag des 30. April 1994 passierte der Eröffnungszug des deutschen Vennbanvereins auf seiner Rückfahrt von Monschau nach Stolberg die Falkenbachbrücke (oben). Eine Woche später verkehrte dann der vereinseigene, aus Österreich beschaffte “Panorama-Schienenbus”. Das untere Foto zeigt ihn am 17. Juli 1994 vor der Ortschaft Hahn.
Der Zugverkehr auf der Strecke Stolberg-Hammer – Walheim (- Raeren) beschränkte sich – neben den gelegentlichen Sonderfahrten – auf die sonntäglichen Fahrten des Stolberger Vennbahn-Vereins von Stolberg über Raeren nach Monschau.
Als die NATO ab Mitte der 1990er Jahre ihr strategisches Interesse an der Strecke Stolberg – Raeren aufgab und die Finanzierung der Streckenunterhaltung wegfiel, verschlechterte sich sehr bald der Zustand der Strecke. Im Jahre 1998 konnte der Schienenbus des Vennbahn-Vereins zwischen Walheim und Raeren über lange Strecken nur noch mit 10 km/h fahren, so dass die Fahrten nach Monschau wegen der enorm verlängerten Fahrzeiten unattraktiv wurden. Der 25. Oktober 1998 war der letzte planmäßige Betriebstag dieses touristischen Verkehrs von Stolberg über Walheim und Raeren nach Monschau.
Als 52 8148 der „Dampfbahn Rur-Wurm-Inde e.V.“ (DRWI) am 23. Mai 1999 einen Sonderzug zu einem Eisenbahnfest in Raeren beförderte, mit dem der „Vennbahn V.o.E.“ sein 10-jähriges Bestehen feierte, war noch nicht absehbar, dass der touristische Verkehr auf der belgischen Vennbahn im Jahre 2001 enden würde und auch die DRWI nicht mehr lange bestehen sollte.
Am 1. September 1999 wurde zwischen der Deutschen Bahn AG und der Firma „Euregio Verkehrsschienennetz GmbH“ (EVS) ein Rahmenvertrag zur Übernahme der Strecke Stolberg Hbf bis zur Netzgrenze DB/SNCB abgeschlossen. Am 1. November 2000 erfolgte die formelle Übernahme der Strecke Stolberg Hbf bis zur Grenze am Streckenkilometer 17,3 durch die EVS. Mit diesem Übergang sollte die zukünftige Nutzung der Strecke gesichert werden. Zusammen mit dem Aachener Verkehrsverbund (AVV) und der Deutschen Bahn AG erarbeitete die EVS zur Reaktivierung der Nebenstrecken in der Region Aachen das Gesamtkonzept “Euregiobahn”. Dabei wurde zwar auf dem Abschnitt zwischen Stolberg Hbf und dem Bahnhof Stolberg-Hammer, der jetzt in Stolberg-Altstadt umbenannt worden war, ab dem 10. Juni 2001 der Reisezugverkehr wieder aufgenommen. Für die Strecke Stolberg-Altstadt – Walheim (– Raeren – Eupen) gab es aber nur die ferne Hoffnung auf eine denkbare spätere Wiederinbetriebnahme.
Am 17. Dezember 2000 befuhr die Dampflok 50 3708 mit einem Sonderzug nach Raeren auch den Viadukt über den Rüstbach. Dies war der bis heute letzte Dampfloksonderzug, der auf der Strecke zwischen Stolberg-Altstadt und Walheim verkehrte.
Die EVS bemühte sich zunächst redlich, auch für die Strecke Stolberg-Altstadt – Walheim – Eupen eine Reisezugangebot zu realisieren. So wurde am 01. Juli 2001 für das alljährliche Stadtfest in Stolberg ein Sonderverkehr im Stundentakt nach Breinig eingerichtet. Dabei wurde Breinig erstmals von einem Talent-Triebwagen der Euregiobahn angefahren. Am 16. September 2001 fand außerdem eine Promotionfahrt mit Vertretern aus Politik und Verwaltung statt. Leider blieb diese Fahrt von Stolberg nach Eupen und zurück bis heute die letzte durchgehende Zugfahrt auf der Strecke von Stolberg nach Raeren. Wegen technischer Probleme musste kurz danach die Falkenbachbrücke für den Zugverkehr gesperrt werden.
644 027 auf der vergeblichen Promotionfahrt am 16. September 2001 am Bahnübergang Schleidener Straße in Walheim.
Zwischen Stolberg und Breinig fand seit 2004 regelmäßig mindestens einmal jährlich ein Sonderreiseverkehr statt. So wurde in den vergangenen Jahren bei dem im September stattfindenden Stolberger Stadtfest stets ein zwei Tage währender Personenverkehr im Stundentakt mit Talent-Triebwagen der Euregiobahn angeboten. Das obere Bild zeigt 643 202 am 09. September 2012 bei einem solchen Einsatz, das untere Foto zeigt 643 208 am 13. September 2014, aus unterschiedlichen Perspektiven jeweils auf dem Viadukt Rüst.
Nachdem der Vennbahnradweg von Eilendorf über Brand nach Kornelimünster großen Anklang in der Bevölkerung gefunden hatte, sollte eine Verlängerung des Radweges auf der alten Vennbahntrasse von Kornelimünser nach Walheim folgen. Aus naturschutzrechtlichen Gründen gab es aber längere Verzögerungen, so dass der Weg erst um 2005 fertiggestellt werden konnte. Im Bereich von Hahn, bei der Brücke Am Knipp, kreuzt der Radweg mit einem neu angelegten Bahnübergang das Streckengleis von Stolberg-Altstadt nach Walheim und verläuft von dort aus südlich dieses Gleises bis Walheim.
In den Jahren von 2002 bis 2008 eroberte sich die Natur das Streckenstück von Breinig bis Raeren zurück. Rasch entwickelten sich größere Büsche und dann auch einzelne Bäume auf dem Gleisbett.
Die zugewachsene und verwilderte Strecke am 27. September 2008 am östlichen Einfahrsignal des Bf. Walheim.
Auf deutscher Seite bemüht sich seit 2008 der Verein „Eisenbahnfreunde Grenzland e.V.“ (EFG) um eine Wiederaufnahme des Schienenverkehrs zwischen Stolberg und Eupen. Ihm ist es zu verdanken, dass die Strecke wieder freigeschnitten wurde und befahrbar gehalten wird. In Walheim haben die Eisenbahnfreunde Grenzland das Stellwerk „Wf“ und den Schrankenwärterposten 14 vorbildlich restauriert und verschiedene Fahrzeuge zusammengetragen, die einmal das Fundament eines touristischen Bahnbetriebes bilden könnten. Einige davon sind ebenfalls bereits hervorragend aufgearbeitet worden. Ohne die EFG wären die Gleise zwischen Hahn und Raeren möglicherweise im Zusammenhang mit dem Bau des Vennbahnradweges auch schon beseitigt worden. Das beharrliche Hinarbeiten auf einen touristischen Bahnbetrieb hat der Strecke zwischen Stolberg-Altstadt und Walheim (und darüber hinaus bis Raeren) seit 2008 wieder eine Zukunftsperspektive eröffnet. Zur Zeit ist vor allem die Sperrung der Falkenbachbrücke noch ein großes Hindernis auf dem Weg zum angestrebten Ziel.
Am 10. Dezember 2014 gab es im Rahmen einer Masterarbeit eine erste kleine Brückenprüfung an der Falkenbachbrücke (oben und unten). Alles ist noch nicht zertifiziert, und Ergebnisse sind vsl. erst im Laufe des Jahres 2015 zu erwarten, aber nach 13 Jahren ist es zumindest wieder ein hoffnungsvoller Anfang zur Sanierung der historischen Brücke und zur Beseitigung dieses Hindernisses für die Revitalisierung der Strecke Stolberg-Altstadt – Walheim.
Ich wünsche der Jubilarin noch ein langes Leben!
Nachsatz
Die Strecke zwischen Stolberg und Raeren kann mit ihren skurillen behelfsmäßig befahrbar gemachten Viadukten, der heute noch vielerorts ablesbaren Folge von mehrgleisigem Ausbau und politisch verordnetem Rückbau, der veränderten Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg und der Überquerung der seit 1920 bestehenden deutsch-belgischen Staatsgrenze sowie der Kreuzung des Westwalls ein großes Spektrum der Zeitgeschichte zwischen dem deutschen Kaiserreich, zwei Weltkriegen, Gebietsverlusten, Nachkriegs-Notjahren, Wirtschaftswunder, Kaltem Krieg und dem Weg zur europäischen Vereinigung widerspiegeln.
In den wilden Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg spielten die grenznahen Bahnstationen in Walheim und Schmithof auch für den berühmt-berüchtigten Kaffeeschmuggel eine nicht unbedeutende Rolle, die den hier einstmals verkehrenden Personenzügen den Spitznamen „Mokka-Express“ einbrachte.
Aus heutiger Sicht hätte die Strecke bei ihrer Lage zu den historischen Ortskernen der Stolberger Altstadt und der Orte Breinig und Kornelimünster, den Zeugnissen der früheren Kalkindustrie und der Nähe zum neu entstandenen Vennbahn-Radweg von Aachen nach Luxemburg und dem Stolberger Vennbahnradweg durchaus ein touristisches Potential. Die erhalten gebliebenen Behelfskonstruktionen an den beiden Viadukten und die deutlich sichtbare Überquerung des Westwalls sind auf dem heutigen Schienennetz einzigartig.
Leider liegt das Mittelstück der Bahnstrecke aber brach. Nur zwischen Stolberg und Breinig sowie von Eupen über Raeren bis zur Landesgrenze und wohl auch bis Walheim ist sie noch oder wieder befahrbar.
Ein großes Hemmnis für eine Wiederinbetriebnahme der Gesamtstrecke stellt der bauliche Zustand des Falkenbachviadukts dar. Aber während aus EU-Mitteln eine Millionen-schwere Förderung möglich gewesen ist, um die Reste der Vennbahn südlich von Raeren zu beseitigen und dort einen Radweg anzulegen, gibt es für die Sanierung der kurzen, historisch aber sehr wertvollen Gleisstrecke – und sei es nur für einen bescheidenen touristischen Verkehr – offenbar kein Geld.
Hier könnte Geschichte im Wortsinne erfahrbar gemacht werden. Noch liegen hier die historischen Gleise…..
Roland Keller
www.eisenbahn-stolberg.de
Hallo Roland,
Da hast du ja zum Jahresabschluss mit dem Dreiteiler zur Streckengeschichte nochmal richtig zugelangt. Auch der Griff in deine Fotoschatzkiste ist dir, wie immer, gelungen.
Wir von den „Eisenbahnfreunden-Grenzland“ hoffen auch dass die Brückenprüfung im Rahmen der Masterarbeit der erste Schritt in Richtung Befahrbarkeit ist.
125 Jahre Stolberg-Hammer – Walheim soll auch ein Thema für unser Bahnhofsfest 2015 in Walheim sein. Dazu werden wir Anfang kommenden Jahres noch auf dich zukommen.
Deiner Familie und dir einen guten Rutsch ins neue Jahr
Hallo Elmar,
danke für die guten Wünsche. Ich wünsche auch Dir und Deiner Familie ein harmonisches Jahr 2015 bei guter Gesundheit und mit viel Schaffenskraft.
125 Jahre Stolberg-Hammer – Walheim ist ein gutes Thema für das nächste Bahnhofsfest – zumal es ja sozusagen Eure EFG-Hausstrecke ist. Da unterstütze ich die EFG gerne. Da meine Freizeit mitunter knapp ist, wäre ich allerdings für möglichst frühzeitige Abstimmung der Projekte dankbar…
Viele Grüße und stets gute Fahrt
Roland