Am 3. Oktober 2015 ist es 25 Jahre her, dass die Deutsche Wiedervereinigung stattfand. Die DDR verschwand von der politischen Landkarte. Ein Staat, der noch heute zwiespältige Gefühle auslösen kann. In den Augen vieler Menschen ist es nur ein Unrechtsstaat gewesen. Doch wer Reisen in die DDR unternahm, konnte auch ein Land mit freundlichen Menschen erleben, das dem Besucher vieles bot, was in der Bundesrepublik schon lange verloren gegangen war. Für den Eisenbahnfreund bot die DDR bis 1988 vor allem einen eindrucksvollen Dampflokbetrieb. Vieles, was die „Spätgeborenen“ bei der Deutschen Bundesbahn nicht mehr erleben konnten, ließ sich an den Schienen der Deutschen Reichsbahn nachholen. Im Gegensatz zur Deutschen Bundesbahn, die mit einem stetigen Rückgang des Güterverkehrsaufkommens zu kämpfen hatte, bescherte die staatliche Lenkung in der sozialistischen Planwirtschaft einen Güterverkehr, der mancherorts kaum zu bewältigen war.
Im Sommer 1981 unternahm ich eine zweiwöchige Urlaubsreise ins „Reichsbahnland“. Relativ mühelos konnte ich dabei Loks der Baureihen 01, 01.5, 41, 44, 50, 50.35, 52.80, 58.30, 86, 94.5, 95, 99.15 (sächs. IV K), 99.17 (sächs. „VII K“) sowie die Loks 99 5904 und 99 6001, d.h. insgesamt 15 verschiedene Dampflokbaureihen, im Einsatz begegnen. Eine weitere Baureihe ( 57) stand kalt abgestellt gut sichtbar in einem Bahnhof, eine ausgemusterte Reko-Lok der BR 03 stand auf einem Abstellgleis. Und das Erlebnis einer weiteren Baureihe, die der ölgefeuerte 1´E 1´-Schmalspurloks der BR 99.02 der Harzer Schmalspurbahn, scheiterte alleine an der begrenzten Zeit. Blicken wir einmal zurück in diese erlebnisreiche Zeit….
Am 20. Mai 1981 rangierte die 750mm-Schmalspurlok 99 1785 im sächsischen Bf. Cranzahl zur Rollbockgrube, um einen Güterzug für die Strecke nach Oberwiesenthal zusammenzustellen.
Als Kontrast zur beschaulichen Schmalspurbahn gab es auf dem thüringischen Eisenbahnknotenpunkt Saalfeld die elegante ölgefeuerte Schnellzuglok 01 0522 mit ihren großen Antriebsrädern zu sehen. Vom Bahnsteig aus konnte man bei Wassernehmen zuschauen.
Am 22. Mai 1981 führte eine Tagesfahrt zur Strecke Oschatz-Mügeln, wo auf dem Rest eines großen sächsischen Schmalspurnetzes ein lebhafter Güterverkehr abgewickelt wurde. Auch wenn der Reisezugverkehr hier eingestellt war, konnte man auf den weitläufigen Anlagen des Bf. Mügeln mehrere Loks der sächsischen Schmalspurloktype IVk antreffen. 99 1608 rangierte über längere Zeit hinweg einen Güterzug zusammen (oben und unten).
Später am Tag brachte 99 1608 einen Güterzug nach Kemmlitz, wo in einem Kaolinwerk umfangreiche Rangierarbeiten zu erledigen waren.
Am Abend des 22. Mai 1981 wurde noch das sächsische Städtchen Kamenz aufgesucht, das seinerzeit die Heimat einer größeren Zahl von Loks der BR 52 und 52.80 war. Die Rekolok 52 8130 bespannte zusammen mit einer Diesellok der BR 110 einen Personenzug, der am Bahnsteig schon von vielen Menschen erwartet wurde.
Am 23. Mai 1981 fanden anläßlich des 100-jährigen Jubiläums der thüringischen Strecke von Ilmenau nach Gehren Sonderfahrten mit der Tenderlok 94 1292 statt, die für mich erstmals Gelegenheit boten, eine preußische T 16.1 zu erleben – und auch noch unter Dampf! Die Fotos zeigen die Lok auf dem Bf. Großbreitenbach (oben und unten).
Am 24. Mai 1981 gab es in Gera eine Begegnung mit der ölgefeuerten Schnellzuglok 01 0531, die im Bw Saalfeld stationiert war.
Auf der Reise nach Gera konnte im Bf. Greiz die kalt abgestellte Traditionslok 57 3297 im Bild festgehalten werden.
Saalfeld war 1981 eine wahre Dampflokhochburg und Heimat einer Vielzahl ölgefeuerter Loks der Baureihen 01.5 und 44. Von einer Straßenbrücke aus bot sich ein Panoramablick auf die weitläufigen Bahnhofsanlagen und das Bahnbetriebswerk. In relativ dichter Folge gab es ein- und ausfahrende Züge mit Dampfloks zu sehen. Hier war es die ölgefeuerte Dreizylinderlok 44 0698, die am 28. Mai 1981 den Bf. Saalfeld mit einem langen Güterzug in Richtung Jena verließ.
Die ölgefeuerte 44 0305 rollte bei diesem Foto vom 28. Mai 1981 mit einem langen Güterzug aus Richtung Rudolstadt in den Bf. Saalfeld ein.
Das Bw Saalfeld nutzte am 28. Mai 1981 die kohlegefeuerte Rekolok 58 3034 als Heizlok . Am Abend des 28. Mai 1981 wurde sie kurzzeitig bewegt, um Kohlen nachzuladen. Während dieser Rangierfahrt konnte auch sie von der Straßenbrücke aus abgelichtet werden.
Die ölgefeuerten Tenderloks der BR 95.00 waren beim Betriebswerk des Grenzbahnhofs Probstzella stationiert, wo sie für Eisenbahnfreunde nicht erreichbar waren. Am Abend des 28. Mai 1981 konnte 95 0027 beim Bw Saalfeld aufgenommen werden.
Am 2. Juni 1981 endete der Dampflok-Urlaub in der DDR. Die Heimfahrt wurde noch für einen Abstecher in den Harz genutzt, wo auf der Selketalbahn bei Sterntal-Haferfeld die meterspurige 99 6001 unterwegs war.
In Gernrode begegnete mir die meterspurige Mallet-Lok 99 5904, die später einen Reisezug nach Alexisbad und Harzgerode bespannen sollte.
An einem Bahnübergang beim Bf. Gernrode gelang noch ein weiteres Foto von 99 6001, die einen waschechten GmP am Zughaken hatte.
Kurz vor dem damaligen Grenzübergang Helmstedt wurde noch das Dampflokrevier um Haldensleben durchquert, wo Loks der BR 52.80 vom Bw Haldensleben und der BR 41 aus dem Bw Oebisfelde anzutreffen waren. Nahe von Haldensleben gelang bei Hp. Vahldorf eine Begegnung mit der Lok 41 1148, die einen Reisezug von Magdeburg nach Oebisfeld zog (oben und unten).
Kurze Zeit später passierte ich die innerdeutsche Grenze. Auch wenn dort heute nur noch das „grüne Band“ verläuft und mittlerweile schon etwas Spürsinn dazugehört, den einstigen Grenzverlauf zu erkennen, so liegt für mich dort immer noch eine „Erinnerungslinie“, die Gedanken an viele angenehme Stunden an den Gleisen der Deutschen Reichsbahn wachruft. Sucht man allerdings viele dieser Erinnerungsorte auf, so verursacht die Begegnung mit der heutigen Situation Verblüffung, wie krass sich viele Orte verändert haben. Die einstigen Reisen möchte man vielfach gar nicht mehr nachvollziehen, weil sich eine depressive Stimmung einstellen würde. In den vergangenen Jahren hat sich dort, wo einstmals die DDR existierte, gewiss vieles zum Besseren gewendet. Die Schienenwege haben davon aber nicht wirklich profitiert….
Hallo Herr Keller,
danke für das zeigen der Bilder. Ich selber war damals also im Jahr 1986 noch in Beucha bei Leipzig. Hier fuhren noch 52er im Raum Leipzig. Klar für den Eisenbahnfreund war das ein Segen, aber das war es dann auch schon was ich an der DDR „toll“ fand.
Die Wende hat vielen Dampfloks eine zweite Laufbahn als Museumsloks beschert, die wären alle sonst im Hochofen gelandet, das wäre ziemlich sicher gewesen. Auch die Schmalspurbahnen standen auf der Kippe oder wurden schon abgebaut. Wolkenstein – Jöhstadt als bestes Beispiel. Die Zittauer Schmalspurbahn war auch bereits zum Abbau freigegben. Der Harz sollte vollständig verdieselt werden.
Heute sieht es zum Glück besser aus. Die Schmalspurbahnen in Sachsen sind alle in einem guten Zustand und ein schlüssiges Konzept wurde und wird erarbeitet. Die HSB hat sich etabliert usw.. Bestes Beispiel ist die Preßnitztalbahn. Hier zeigt sich am besten was machbar ist.
Im Grunde kam die Wende 89 zum richtigen Zeitpunkt. Klar sind auch negative Aspekte festzustellen aber ich denke, die DDR war auch nicht in der Lage alles und jede Strecke zu erhalten. Ich war nach der Wende 90 noch in Sachsen und die Schmalspurbahnen….naja..die waren dem Abbruch näher als einer Rekonstruktion.
Man kann nur froh sein, dass diese Bude DDR am Ende war!!!
In dieser Hinsicht kann ich nur auf die Hefte des SBB Medienverlag verweisen, diese bringen 1/4 jährlich ein Heft heraus wo die Entwicklung der Schmalsspurbahnen in Sachsen beleuchtet wird.
In diesem Sinne
MFG
Michael