Update zum Beitrag „Ab 5. März 2025 beginnt der Abriss der ehemaligen „Fabrik für feuerfeste Produkte Peters“ nahe Stolberg Hbf“
Anfang März 2025 schien es wegen der Einrichtung einer Baustelle und diversen Aktivitäten auf dem rückwärtigen Südteil des Firmengeländes und auf dem gegenüber an der Rhenaniastraße liegenden Parkplatzareal so, als würde der Abriss der Fabrikgebäude unmittelbar bevorstehen.
In dem Pressebericht „Abriss ist zunächst nur ein Gerücht“ der „Stolberger Zeitung“ vom 17. Mai 2025 werden folgende Informationen zum aktuellen Sachstand bezüglich des Fabrikareals gegeben:
1.
Nach Angaben von Tobias Schneider, dem Pressesprecher der Stadt Stolberg, wird vor dem Gelände der einstigen „Fabrik für feuerfeste Produkte Peters“ an der Probsteistraße zwar gearbeitet, aber bei der Tiefbaumaßnahme handele es sich lediglich um eine Gewölbetunnelsanierung. Von einem Abriss der Fabrikruine kann noch keine Rede sein. Geplant ist der Rückbau aber immer noch.
2.
Die Stadt Stolberg hat das 23.000 Quadratmeter große Firmengelände mit 19 Gebäudeteilen bereits im Jahr 2021 erworben. Mit weiteren Flächen, die sich noch im Besitz der Firma „Saint Gobain“ befinden und angekauft werden müssen, soll zwischen der Eschweilerstraße und der Probsteistraße auf mehr als 10 Hektar Fläche das Gewerbegebiet „Logistic Mobility Campus Stolberg“ entstehen, das als Ergänzung zum geplanten „Euregio Railport“ konzipiert wird.
3.
Der „Euregio Railport“ soll im Bereich des Hauptbahnhofs das größte Logistikzentrum der Region Aachen werden. Für das Strukturwandelprojekt werden rund 100 Millionen Euro Fördergelder von Land und Bund erwartet.
4.
Der Stadt Stolberg plant nach wie vor, den Rückbau des Industriegeländes der ehemaligen Fabrik für feuerfeste Produkte ebenso in die Förderkulisse einzubringen wie den Neubau des „Logistic Mobility Campus Stolberg“. Dazu hat sich die Stadt Stolberg bereits vor Jahren in das Bewerbungsverfahren der Zukunftsagentur Rheinisches Revier begeben. Das Projekt „Euregio Railport“ hat zwar die höchste Stufe der Förderwürdigkeit erreicht. Doch weil das umfangreiche Bewerbungsverfahren dann abgebrochen und durch ein neues komplexes Verfahren ersetzt wurde, muss die Stadt Stolberg neue Förderanträge stellen. Da die geförderten Maßnahmen erst nach der verbindlichen Zusage der Fördermittel begonnen werden können, ist der Abriss der ehemaligen Fabrik für feuerfeste Produkte ebenso wie der Neubau des „Logistic Mobility Campus Stolberg“ somit immer noch nicht in Sicht.
5.
Gleichwohl ist nach Angaben von Tobias Schneider, dem Pressesprecher der Stadt Stolberg Bewegung in der Sache. Die Stadtverwaltung Stolberg hat den neuen Förderantrag fertiggestellt. In einer Stadtratssitzung soll am 20. Mai 2025 die Einreichung des Antrags vorschlagen werden. In Abstimmung mit der Bezirksregierung Köln sollen für den Förderbaustein „Logistic Mobility Campus Stolberg“ zunächst Fördermittel von rund 16,6 Millionen Euro beantragt werden. Der 2,5-prozentige Eigenanteil für die Stadt in Gesamthöhe von rund 416.000 Euro soll auf die Haushaltsjahre 2026 bis 2029 verteilt werden. Der erste Förderschritt soll zunächst die Planungskosten decken. Für die Entwicklung des „Logistic Mobility Campus Stolberg“ müssen in den kommenden Jahren in aufwendigen Planverfahren u.a. auch Unwägbarkeiten wie der tatsächliche Verlauf des dritten Bauabschnitts der Landesstraße L 238n und deren Anschlüsse an das Projektgebiet, Umweltbelange, die Lage der Schieneninfrastruktur und fachrechtliche Belange geklärt werden. Konkret beinhalte der erste Förderschritt „anfängliche Maßnahmen zur Baureifmachung“, die Planungen zur Erschließung des „Logistic Mobility Campus Stolberg“ sowie die Schaffung von Baurecht durch ein entsprechendes Bauleitplanungsverfahren.
6.
Letztlich kann mit dem Rückbau (= Abriss) der baulichen Anlagen auf dem Areal der ehemaligen Fabrik für feuerfeste Produkte erst begonnen werden, nachdem der Stadtrat der Antragsstellung zugestimmt hat und die Stadt Stolberg einen positiven Förderbescheid mit einer verbindlichen Finanzierungszusage erhalten hat. Nach Angaben von Tobias Schneider, dem Pressesprecher der Stadt Stolberg, könne der 1. Januar 2026 der Beginn des ersten vierjährigen Förderzeitraums sein. Damit sei dann wiederum die Grundlage gefestigt, um in den zweiten Förderschritt einzusteigen. Mit erlangter Planungssicherheit kann ein weiterer Förderantrag gestellt werden, der prioritär die Kosten für den Neubau des „Logistic Mobility Campus Stolberg“ umfasst.
Als Fazit kann man davon ausgehen, dass die Fabrikgebäude noch einige Zeit stehen bleiben werden und ein Abriss kurzfristig noch nicht ansteht.
Dennoch ist absehbar, dass in Stolberg wieder ein Zeuge über hundertjähriger Industriegeschichte verschwinden soll!
Blick von der Rhenaniastraße auf das Gebäudeensemble an der Probsteistraße.
In den ersten Tagen des März 2025 schien es so, als würde der Abriss der historischen und markanten Fabrikgebäude der ehemaligen „Fabrik für feuerfeste Produkte Peters“, die an der Probsteistraße in unmittelbarer Nähe des Stolberger Hauptbahnhofs liegt, bevorstehen. Die an nordamerikanische Industriebauten erinnernden Fabrikgebäude prägten über 125 Jahre lang die Umgebung des Stolberger Hauptbahnhofs und sind bis heute unverwechselbare Landmarken.
Denkmalschutz – hier Fehlanzeige. Viel zu groß ist das Interesse der Stadt Stolberg und der Euregio Verkehrsschienennetz GmbH, in diesem Bereich ein Gewerbegebiet und den „Euregio Railport“ zu entwickeln und ein Straßenbauprojekt umzusetzen. Selbst die in der Nähe am unmittelbaren Rand des Industrieareals lebenden Biber können da wohl nichts machen….
Blick vom Oberdeck des P&R-Parkhauses auf die an der Ausfädelung der Stolberger Talbahnstrecke stehenden Fabrikgebäude.
Die „Fabrik für feuerfeste Produkte Peters“ produzierte hitzebeständige und feuerfeste Spezialsteine zur Ausmauerung von Feuerungsanlagen und Kesseln (Schamottesteine) und besaß bis Anfang der 1990er Jahre einen Privatgleisanschluss, der bis in die 1970er Jahre auch über eine Waggondrehscheibe verfügte, mit deren Hilfe man zwei in die Fabrikgebäude hineinführende Ladegleise erreichen konnte.
Blick in einen der Innenhöfe mit einem in ein Fabrikgebäude führendes Ladegleis, das einstmals über eine Waggondrehscheibe angebunden war.
Die an der Probsteistraße stehenden Gebäude bildeten für Generationen von Stolbergern einen vertrauten Anblick auf dem Weg zum Stolberger Hauptbahnhof (oben und unten). Gleichzeitig bot diese Fabrik vielen Stolbergern Arbeit und Einkommen.
Auch im Stadium des Verfalls strahlt diese Gebäudefassade noch die Schönheit vergangener Industriearchitektur aus. Bestand hier wirklich kein Grund und kein ernsthaftes Interesse für einen Denkmalschutz? Gerade am Eingang einer Industriestadt wäre solch ein historisches Zeugnis von Industriekultur in anderen Industriestädten, die stolz auf ihre Geschichte sind, zumindest durch die Erhaltung und Umnutzung prägender Gebäude zu einem Schmuckstück entwickelt worden. Nicht so in Stolberg! Für eine Industriestadt wie Stolberg ein Armutszeugnis…
Schutzvorkehrungen an der Talbahnstrecke im Bereich des Bahnübergangs Probsteistraße.
Der gegenüberliegende Pendlerparkplatz wurde ab dem 05. März vorübergehend gesperrt, weil die Fläche für eine Baustelleneinrichtung benötigt wurde. Im Bereich des Bahnübergangs Probsteistraße waren die Gleise der Talbahnstrecke zusätzlich abgesichert worden.
Am südöstlichen Rand des Betriebsgeländes der ehemaligen Firma Peters fühlen sich Biber trotz der industriellen Prägung des Gebiets wohl und gestalten sich ihr Biotop nach eigenen Maßstäben (oben und unten, Fotos vom Januar 2025).
Wer die außergewöhnlichen Industriebauten nochmals fotografieren möchte, sollte sich nicht mehr allzu lange Zeit lassen!
Ergänzung:
Gebäude der ehemaligen Fabrik für feuerfeste Produkte P. Peters im Modell
Wie bei den Kommentaren zu lesen ist, hat der „Euregio-Spur-0-Club in Linnich/Tetz“ (www.euregio-spurnull.de) im Jahre 2023 die Fabrikgebäude der ehemaligen Fabrik für feuerfeste Produkte P. Peters aufgesucht, sich an Ort und Stelle persönlich über die an der Probsteistraße stehenden Bauten der Fa. Peters informiert und sie durch Fotos dokumentiert. Alsbald entstand der Wunsch, dieses Objekt möglichst originalgetreu in die Industriekulisse der vereinseigenen Spur-0-Anlage zu integrieren, was zum Nachbau der Fa. Peters in 1:45 führte. Dank dieser Initiative bleibt Peters weiterhin sichtbar erhalten. Dr. Jürgen Uhlmann hat für das Fototagebuch einige Fotos der vom „Euregio-Spur-0-Club in Linnich/Tetz“ geschaffenen Gebäudemodelle zur Verfügung gestellt, für die ich an dieser Stelle ein herzliches „Dankeschön“ sage.
Für die Ausgestaltung des Modells sucht der Euregio-Spur-0-Club in Linnich/Tetz noch Fotos von den Innenhöfen und den rückwärtigen Teilen des Industriegeländes. Wer hier mit Fotos aushelfen kann, möge sich bitte an den Verein wenden: www.euregio-spurnull.de
Gern können Interessenten das Gebäudeensemble bei Euregio-Spur-0-Club in Linnich/Tetz besichtigen. Der Verein freut sich auf den Besuch!
Hallo Herr Keller!
Nun ist leider eingetreten, was sich schon seit langem angekündigt hat: der Abriss der Fa. Peters am Bahnhof Stolberg.
Wie Sie schon bemerkten, schade um diese Industriekultur!
Wir, das ist der Euregio-Spur-0-Club in Linnich/Tetz (www.euregio-spurnull.de), erfuhren gegen 2023 von diesem Vorhaben. Nach einer informativen Fahrt nach Stolberg konnten wir uns persönlich an Ort und Stelle über die im Vordergrund stehenden Bauten der Fa. Peters informieren und durch Fotos dokumentieren. Alsbald entstand der Wunsch, dieses Objekt möglichst originalgetreu in die Industriekulisse unserer Spur-0-Anlage zu integrieren, was zum Nachbau der Fa. Peters in 1:45 führte. Dank dieser Initiative bleibt Peters weiterhin sichtbar erhalten.
Gern können Sie oder andere Interessenten das Gebäudeensemble bei uns besichtigen. Wir freuen uns auf den Besuch!
MfG
Jürgen Uhlmann
Vielen Dank für diesen Hinweis und diese gute Nachricht!
Haben Sie evtl. auch Maßskizzen von den Gebäuden, die man in andere Baugrößen (1:87 oder 1:160) übertragen kann?
Viele Grüße
Roland Keller