Gesucht: Bürger auf den Spuren alter Bahntrassen…

Die Stadt Maastricht hat sich beworben, im Jahre 2018 zur Europäischen Kulturhauptstadt gekürt zu werden.  Gemeinsam mit zehn weiteren Städten bzw. Provinzen in Belgien und den Niederlanden unterstützt auch die Stadt Aachen dieses grenzüberschreitende Projekt.
In diesem Rahmen ist u.a. geplant, drei «vergessene Bahntrassen aus der Euregio, neu ins Blickfeld zu rücken. Unter Federführung des Rotterdamer Städtebaubüros Artgineering sollen sich neben einschlägigen Experten auch interessierte Bürger einbringen können. Gesucht werden Fotos, Geschichten und Anekdoten, die die Menschen entlang der Bahnstrecken mit den Orten und Landschaften ihrer Region in Verbindung gebracht haben. Es geht um diese drei Eisenbahnstrecken:

– von Hasselt über Maastricht nach Aachen

– von Maastricht nach Huy

– von Aachen nach St. Vith.

Einsendeschluss ist der 06. Mai 2011.

Als Preise für die schönsten Fotos und Geschichten winken Euregiotickets.

Falls sich jemand von dem Aufruf angesprochen fühlt => hier gibt es nähere Informationen.
Einsendungen werden erbeten an:
per E-Mail an susanne.guentner@mail.aachen.de
oder
per Post an Kulturbetrieb Stadt Aachen, Veranstaltungsmanagement, Mozartstraße 2-10, 52064 Aachen.

Zwischen Ende und Aus – Schnappschüsse aus den letzten Einsatzwochen der Dampfloks vom Bw Stolberg

Das Ende des planmäßigen Dampflokeinsatzes am 27. September 1975 bedeutete noch nicht das völlige Aus für die Stolberger 50er. Obwohl das Bw Stolberg fortan seine Leistungen als Einsatz-Bw mit mehreren vom Bw Düren zur Verfügung gestellten Dieselloks der BR 290 erbringen sollte, behielt man dort zunächst mehrere Loks der BR 50 zur Reserve und setzte sie solange vor einigen besonders schweren Kohlezügen und vor Sonderleistungen ein, bis sich der Diesellokeinsatz stabilisiert hatte. Zu den typischen Sonderleistungen, die vom Bw Stolberg zu erbringen waren, gehörten beispielsweise Militärtransporte über die Strecke Stolberg Hbf – Walheim – Raeren.


Am späten Nachmittag des 10. Oktober 1975 konnte ich die vor einem Militärzug von Raeren nach Stolberg Hbf eingesetzten 053 031 (rechts) und 052 928 nahe der Stolberger Glashütte erwischen. Trotz der ungünstigen Lichtverhältnisse musste ein Foto versucht werden…

Da das Ende des Dampflokeinsatzes absehbar war, unternahm ich in den wenigen Stunden zwischen Schulschluss und Sonnenuntergang häufig Fahrten zum Bw Stolberg und zum Stolberger Hauptbahnhof, um den letzten Dampflokeinsätzen nachzuspüren.

Oftmals blieb es nur bei Schnappschüssen, weil man keine zuverlässigen Informationen über die Lokeinsätze hätte und aus Beobachtungen selten Regelmäßigkeiten abgeleitet werden konnten.


Schnappschuss über die Gleise des Rangierbezirks V hinweg auf die von Aachen nach Stolberg heimkehrende , unerkannt gebliebene 50er des Bw Stolberg. Rechts am Bildrand wartet die Stammlok des Rangierbezirks V, die im Bw Düren beheimatete 261 224, auf ihre nächste Rangierfahrt.

Der 21. Oktober 1975 zählte damals zu meinen Glückstagen. Am Nachmittag stattete ich zunächst dem Bw Stolberg einen Besuch ab.


Vor der Bekohlungsanlage herrschte Ruhe – scheinbar war wieder einmal keine Dampflok im Einsatz. Hinter dem Kohlenkran standen bereits mehrere ausgemusterte Loks, die auf ihre letzte Reise warteten.


Vor der Wagenhalle gab es zwei weitere Reihen mit kalten Loks. An der linken Lokreihe hatte man an die letzte Lok, die 050 117, einen Niederbordwagen angehängt, den man mit Kohlehunten und anderem Schrott aus dem Bw-Gelände beladen hatte. Da die 050 117 schon am 26. Juni 1975 ausgemustert worden war, war dieser Lokzug vermutlich schon zum Abtransport zur Zerlegung bereitgestellt worden. An der Spitze der rechten Lokreihe war 052 167 eingereiht, die nach meinen Unterlagen offiziell schon zum 01. Oktober 1975 zum Bw Duisburg-Wedau abgegeben worden sein sollte, faktisch aber noch in Stolberg vorhanden war. Die rechts zusammengestellten Loks warteten deshalb möglicherweise auf die Überführung ins Ruhrgebiet.

Vom Bw aus begab ich mich zum Rangierbezirk V, der nachmittags noch „gut in der Sonne lag“. Wie so häufig, gab es dort wieder einmal nur Dieselloks zu sehen.


Am Nachmittag des 21. Oktober 1975 verließ 290 330 den Stolberger Hauptbahnhof mit einem Leerwagenzug in das Aachener Bergbaurevier, während rechts im Hintergrund 261 224 mit Rangierarbeiten beschäftigt war.

Doch während 261 224 mit ihrem bulligen Motorsound ein ums andere Mal durch den Rangierbezirk V dieselte, ergab sich unerwartet doch noch eine Begegnung mit zwei Stolberger Dampfloks. In der schon tiefstehenden Abendsonne rollten die Loks 050 164 (Kabinentender) und 050 622 (Normaltender) ein, um einen Kohlenzug aus Siersdorf abzuholen…..

Bei der Ausfahrt aus dem Stolberger Hauptbahnhof zauberten die Lokpersonale beste Dampflokstimmung.


Ausfahrt der als Lz nach Siersdorf verkehrenden Loks 050 164 und 050 622 am späten Nachmittag des 21. Oktober 1975.

Am nebligen Morgen des 25. Oktober 1975 war ich wieder auf dem Stolberger Hauptbahnhof. An jenem Tag hatten 050 622 und 050 806 die Aufgabe, einen schweren Kohlenzug aus Siersdorf abzuholen und über Mariagrube und Würselen nach Stolberg zu schleppen.


050 622 und 050 806 warteten auf dem Stolberger Hauptbahnhof nahe des Stellwerks “Sif” auf Ausfahrt in Richtung Siersdorf.


Detailaufnahme der 050 806 mit viel Zeitcolorit: Während das Lokpersonal sich ganz auf der Höhe der Zeit trendig im Stil der 1970er Jahre präsentiert, zeugt der Zustand der Lokbeschilderung vom nahen Einsatzende. 050 806 wurde zum 01. Januar 1976 z gestellt und am 15. März 1976 ausgemustert.

Meine Dampflokfotografie wurde zum Ende des Jahres hin durch die früher aufkommende Dämmerung zunehmend erschwert. Die Spanne zwischen Schulschluss, Hausaufgaben und fotografisch nutzbarem Tageslicht wurde immer enger. Dennoch gelang noch manch stimmungsvolles Foto…


052 928 beim Rangieren im Gelände des Bw Stolberg , aufgenommen am späten Nachmittag des 22. November 1975


Manchesmal wurde selbst dann noch fotografiert, wenn das Licht eigentlich schon nicht mehr ausreichte –  Ausfahrt von 053 031 und 050 806  in das Aachener Bergbaurevier am Abend des 24. November 1975

Am 13. Dezember 1975 gelangen mir letztmals Aufnahmen einer Stolberger Dampflok mit einem aus dem Aachener Bergbaurevier kommenden Kohlenzug.


Einfahrt von 050 023 mit einem Kohlenzug aus Siersdorf, aufgenommen am 13. Dezember 1975 auf dem Stolberger Hauptbahnhof vor dem Stellwerk “Sif” …


… und bei der Fahrt durch den Rangierbezirk V.


Nach dem Abkuppeln des Kohlenzuges fuhr 050 023 durch das Gleis 1a zum Bahnbetriebswerk

Erst im Dezember 1975 hatte sich der Diesellokeinsatz so weit stabilisiert, dass die Stolberger Dampfloks nicht mehr regelmäßig angeheizt waren und zumeist ungenutzt im Bw Stolberg stehen blieben.
Bei einer Veranstaltung der Deutschen Bundesbahn wurde 050 023 allerdings im Dezember 1975 im Bw Köln-Deutzerfeld sogar noch einmal für Führerstandsmitfahrten eingesetzt.

Am 31.12.1975 war der Dampflokbestand der gesamten Bundesbahndirektion Köln schließlich auf 9 Lokomotiven im Bw Stolberg geschrumpft. Bei diesen letzten Dampfloks handelte es sich um 050 023, 050 164, 050 185, 050 622, 050 806, 051 421, 051 462, 052 928 und 053 031. Dennoch behielt das Bw Stolberg für diesen zusammengeschmolzenen Dampflokbestand weiterhin seinen Status als Heimat-Bw.

Eine kleine Sensation gab es zur Jahreswende 1975/76! Am 31. 12. 1975 konnte man im Bw Stolberg eine Gastlok begrüssen. Das Eisenbahnmuseum in Darmstadt-Kranichstein hatte nämlich die noch betriebsfähige ehemalige Grubenbahnlok „Carl-Alexander Nr. 4“ des Eschweiler Bergwerksvereins, bei der es sich um eine von der Lübeck-Büchener Eisenbahn beschaffte, weitgehend der preußischen Type G8.2 entsprechende Güterzuglok handelte, erworben. Mit dieser Lok sollten ursprünglich vom Bw Stolberg aus Sonderfahrten in der Region Köln veranstaltet werden.


Am 17. Januar 1976 hatte man die „Carl-Alexander Nr. 4“ aus dem Lokschuppen “ins Freie” gezogen, um an der Lok zu arbeiten.

Zur gleichen Zeit stand gegenüber die gerade erst zum 01. Januar 1976 z-gestellte 050 806.

Während andere vor dem Fernsehgerät die Olympischen Winterspiele verfolgten, schaute ich am 01. Februar 1976 wieder einmal im Bw Stolberg vorbei.


Nahe der Zufahrt zum Bw grüßte die seit dem 22. Oktober 1975 ausgemusterte 052 916, die letzte Stolberger ÜK-50er.


Am verregneten 01. Februar 1976 gewährte man den letzten Stolberger Dampfloks schon kein Obdach mehr im Lokschuppen. Auf den Freiständen zwischen den beiden Lokschuppensegmenten waren von links nach rechts die Loks 053 031, 050 185, 050 023, 050 164 und 050 622 kalt abgestellt.


Lediglich die Gastlok “Carl-Alexander Nr. 4” hatte einen trockenen Standplatz in der sog. Wagenhalle.


Auf den Gleisen gegenüber der Bekohlungsanlage waren am 01. Februar 1976 die Loks 051 462 (mit Normaltender) und 051 421 (mit Kabinentender) kalt abgestellt.


Weil keine unter Dampf stehenden Loks anzutreffen waren, musste schließlich 260 608 als Fotoobjekt herhalten. Bei ihr bewegten sich wenigstens die Stangen…


Tristesse herrschte auch bei diesem Bw-Besuch am 10. Februar 1976.


Am 14. Februar 1976 gab es in Stolberg Schnee. In den Wintern 1974/75 und 1975/76 war das zumindest in Stolberg ein seltenes Ereignis. Doch auch an diesem Tag gelang es mir nicht, im Bw Stolberg eine Lok unter Dampf zu erwischen.

Aus der Idee, mit der Lok “Carl-Alexander Nr. 4” vom Bw Stolberg aus Sonderfahrten in der Region zu veranstalten, entwickelte sich rasch der Plan, im Bw Stolberg ein Dampflokabschiedsfest der Bundesbahndirektion Köln zu veranstalten, bei dem diese Lok ursprünglich eine wichtige Rolle spielen sollte. Der Termin dafür wurde auf das Wochenende vom 03. und 4. April 1976 festgelegt.

Ab Mitte März begannen im Bw Stolberg die Vorbereitungen des Dampflokabschiedsfestes. So wurden die Gebäude mit Farbe ein wenig herausgeputzt, die Anlagen von Schrott und überflüssigem Lagergut entrümpelt und für den erwarteten Besucherstrom die Wege ausgebessert und teilweise auch neu angelegt. Parallel dazu wurden die vier Stolberger Dampfloks 050 164, 050 622, 051 462 und 053 031 noch einmal einsatzfähig gemacht und farblich aufgefrischt.


Am 29. März 1976 stand 051 462 wieder unter Dampf. Innerhalb des Bw-Geländes wurden Probefahrten unternommen, um die Lok nach ihrer langen Standzeit wieder für ihre Einsätze während des Dampflokabschiedsfestes fit zu machen.

Betoverende Winterritten op de Miljoenenlijn

Der Eisenbahnfreund bekam in der Adventszeit 2010 reichlich Gelegenheit, stimmungsvolle Dampflokatmosphäre zu genießen.

Klassiker sind dabei gewiss die alljährlichen und immer wieder stilvollen Nikolausfahrten der Selfkantbahn zwischen Gillrath und Schierwaldenrath im Kreis Heinsberg. An drei Adventswochenenden konnte man in diesem Jahr außerdem mit den Loks 38 2267, 41 360 und 78 468 Dampflokeinsätze vor Gesellschaftssonderzügen nach Aachen erleben. Und vor den Toren Aachens gab es zwischen dem 20. November und dem 19. Dezember „betoverende Winterritten op de Miljoenenlijn“.

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Fototagebuch Dezember 2010

Fotos und Informationen zum Eisenbahnbetrieb in Stolberg im Dezember 2010

die jüngsten Berichte und Fotos stehen am Anfang

31. Dezember 2010


Gegen 15:30 Uhr wurde der nach Siegen verkehrende RE9-Zug von den Loks 120 206 und 120 208 (am Zugschluss) bespannt (oben und  unten).


Zum Jahreswechsel waren 294 801 und 294 706 hinter dem Stellwerk „Sf“ an der Ladestation geparkt, um dort die Silvesternacht zu verbringen.


Die Sanierungsarbeiten am Gebäude des Stolberger Hauptbahnhofs ruhten zwischen den Jahren. Für Außenarbeiten war angesichts der Witterung ohnehin keine Gelegenheit (oben und unten).


Die DB-AG hat es von Oktober bis Ende Dezember 2010 nicht fertig gebracht, die defekte Lautsprecheranlage instand setzen zu lassen oder für einen Ersatz zu sorgen. So werden die Fahrgäste auf dem Stolberger Hauptbahnhof auch am Anfang des neuen Jahr 2011 ein stummes „Möchtegern-Börsenunternehmen“ erleben.


Der am 21. Dezember 2010 an der östlichen Ausfahrt des ehemaligen Bezirks V im Schutzgleis auf den kraftverzehrenden Prellbock aufgelaufene Holztransportwaggon ist noch nicht geborgen worden und wird den Jahreswechsel an seinem Unfallort verbringen.

Hier zum Abschluss meines  Stolberger Eisenbahntagebuches 2010 einige (symbolhafte/hintergründige) Detailaufnahmen des aufgelaufenen Waggons:

Besonders angesichts der Erlebnisse und Er-„fahr“-ungen des Reisezugbetriebs während des gesamten Monats Dezember (mit nicht oder übel verspätet oder überfüllt oder durch- fahrenden Zügen) lässt der Galgenhumor der leidgeprüften Bahnpendler den Zusatz-Buchstaben „AG“ der DB immer neue Bedeutungen zukommen. Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt, die Bandbreite reicht bspw. von Affengehege über Abenteuergelände, Abzockgesellschaft oder Abwrackgesellschaft bis hin zu nicht mehr zitierfähigen Begriffen.
In einem Eisenbahnerwitz hieß es neulich: „Der neue Fahrplan bekommt jetzt 100 Seiten mehr! – 70 Seiten Schienenersatzverkehr und 30 Seiten Wanderlieder…..“

Und auch wenn die Marketing-Strategen der Bahn fröhlich verkünden, in ihrem Laden werde alles unternommen, damit es wieder vorwärts gehe, so dräut dem Bahnkunden, dass man sich natürlich auch auf beständiger Talfahrt vorwärts bewegen kann.
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