Jugenderlebnisse bei der jungen Deutschen Bundesbahn

Durch einen Zufall hat sich vor einiger Zeit die Gelegenheit ergeben, in die Fotosammlung eines Eisenbahnfreundes zu schauen, der in den 1950er Jahren vom Bahnvirus angesteckt wurde und mit den bescheidenen Möglichkeiten der damaligen Zeit die Deutsche Bundesbahn erkundete.

Dem Eisenbahnfreund standen in den 50er Jahren nur sehr wenige Informationen zum Einsatz oder zur Stationierung von Loks und Wagen zur Verfügung. Das seinerzeit zweimal jährlich erscheinende Kursbuch der Deutschen Bundesbahn galt als „Bibel“ des Bahnbetriebs. Man konnte sich damit stundenlang die Zeit vertreiben und Reisen planen oder Zugverbindungen nachverfolgen.

Die Deutsche Bundesbahn war seinerzeit der öffentlichen Daseinsvorsorge verpflichtet und hatte den Ehrgeiz, ein zuverlässiges Verkehrsunternehmen zu sein. Baumaßnahmen wurden zumeist „unter dem rollenden Rad“ durchgeführt.

Eisenbahnliteratur war dünn gesät und oft nicht besonders aktuell. Die hier abgebildete Streckenkarte ist einem Informationsheftchen der „Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands“ (GdED) aus dem Jahre 1954 entnommen. Bei näherem Hinsehen kann man am Beispiel von Stolberg und Umgebung sehen, dass auch „halbamtliche“ Informationen mitunter fehlerhaft sein konnten.

Dem Eisenbahnfreund blieb meist nichts anderes übrig, als sich selbst auf die Reise zu begeben und eigene Eindrücke zu sammeln. Im Mai 1958 wurden von solch einer Erkundungsfahrt verschiedene Fotos von der Eifelstrecke Köln – Jünkerath – Trier mitgebracht. Die obere Aufnahme zeigt einen nach Trier fahrenden Reisezug kurz vor dem Scheitelpunkt beim Bf. Schmitheim, links neben den Bäumen lugt das Empfangsgebäude hervor. Die untere Aufnahme wurde wahrscheinlich auf dem Streckenabschnitt zwischen Schmitheim und Jünkerath aufgenommen.

Das Foto der Wannentenderlok 38 2759 wurde ebenfalls im Mai 1958 aufgenommen und entstand vermutlich im Laufe einer Fahrt auf der Moselstrecke von Koblenz über Cochem nach Trier und zurück.

Die zeitgenössische Werbung der Deutschen Bundesbahn war von den „Schienenstars“ der Wirtschaftswunderzeit wie bspw. der dieselhydraulischen V 200 und dem im internationalen Fernverkehr eingesetzten Trans-Europ-Express-Triebwagen der BR VT 11.5 geprägt (oben und unten).

Auch in den Jahren des „Wirtschaftswunders“ zeigte die Deutsche Bundesbahn dagegen vielerorts noch ein anderes Bild, bei dem die Dampftraktion im alltäglichen Erscheinungsbild prägend war. Das Bild der Schnellzuglok 01 004, die von der Hohenzollernbrücke kommend den Bf. Köln-Deutz durchfährt, stammt aus der Zeit um 1958.

Auf der Rückseite dieses Fotos fand sich lediglich der Hinweis „D 368 Munster – München“ und die Ortsangabe „zwischen Bonn und Bad Godesberg“. Die fehlende elektrische Fahrleitung macht diese Aufnahme einer unerkannt gebliebenen Schnellzuglok der BR 01 aber ebenfalls zu einem Zeitdokument der 50er Jahre.

Aus dem amtlichen Taschenfahrplan der Bundesbahndirektion Kassel für den Winter 1965/66 wurde diese bemerkenswerte Netzkarte entnommen. Aus der Sicht der BD Kassel erschienen einige bedeutende Fernstreckenabschnitte wie bspw. Würzburg – Aschaffenburg – Frankfurt/M. oder Osnabrück – Bremen – Hamburg entbehrlich zu sein. Ebenso hat man in der „Sowjet-Zone“ auf die Darstellung von Berlin verzichtet.

Der junge Eisenbahnfreund hatte auch Fernreisen unternommen. Das Foto zeigt die Abfahrt eines D-Zuges von Bonn Hbf in Richtung Köln. Das Stellwerk „Bnf“ befand sich einstmal auf dem nördlichen Teil des Bahnsteigs am Gleis 1 .

Ob man diesen gut Rat für Bahnreisende damals wohl berücksichtigt hatte?

Von einer Fahrt nach Berlin wurde diese Ansichtskarte des nächtlichen Kurfürstendamms mitgebracht. Wer mag damals wohl mit der BMW-Isetta ins Berliner Nachtleben aufgebrochen sein…

„Mitten ins Herz der Städte“ zu fahren, ist bis heute ein großer Vorteil der Eisenbahn geblieben. 1965/66 wurde dabei noch der VT 08 als Werbeträger verwendet.

Das Zusammentreffen mit einem der beiden Leichtmetallgliederzüge musste unbedingt im Bild festgehalten werden. Leider sind weder Ort noch Zeitpunkt dieser Begegnung auf dem Bild vermerkt worden. Da solche Momente aber vermutlich unvergesslich sind, wird hier wohl aus Sicht des Eisenbahnfreundes keine Notiz erforderlich gewesen sein.

Auch auf die „Eierköpfe“ war die junge Bundesbahn einstmal so stolz, dass sie als Werbeträger eingesetzt wurden. Die eher spartanische Innenausstattung der Ruhrgebiets-Triebwagen der BR ET 30 stand jedoch in spürbarem Kontrast zur Ausstattung der BR VT 08.

Bei einer Reise nach Süddeutschland war das Zusammentreffen mit einer E-Lok der BR E 18 ein Foto wert. Das Foto zeigt vermutlich Ulm Hbf und bietet gute Möglichkeiten, das zeitgenössische Bahnhofsleben zu studieren. Interessant auch das Schild rechts am Bildrand, wo das Überschreiten der Gleise zuoberst in der Sprache der damaligen Besatzer verboten wird.

Offensichtlich hatte das freundliche Personal der beim Bw Kempten stationierten 64 435 dem Eisenbahnfreund den Besuch des Führerstandes ermöglicht. Das Foto könnte irgendwo in der Region Kempten – Immenstadt – Oberstdorf aufgenommen worden sein.

Wenn die Witterung es zuließ und keine Proteste von Mitreisenden laut wurden, dann bevorzugten Eisenbahnfreunde die Zugfahrt am geöffneten Fenster. Der Erlebniswert war ungleich höher als der des Reisens in Großraumwaggons mit zugeklebten Fenstern und entlang von Lärmschutzwällen und farbbeschmierten Lärmschutzwänden…..

… they never come back …

 

Fotokalender 2020 zur Eisenbahn rund um Stolberg

Bevor das Jahr 2019 ganz zu Ende gegangen ist, hat es doch noch geklappt, den fast schon traditionellen Fotokalender zur Eisenbahn rund um Stolberg fertigzustellen….
Für das Interesse an dieser Homepage und die Mitwirkung bzw. Unterstützung bei der Erstellung von Beiträgen und Berichten gibt es als „Dankeschön“ bei  www.eisenbahn-stolberg.de wie schon in den vorangegangenen Jahren  auch für das Jahr 2020 einen Fotokalender.

Der Kalender für das Jahr 2020 enthält  13 Motive vom Stolberger Bahnbetrieb im zurückliegenden Jahr. Der Blick richtet sich auf den alltäglichen  Eisenbahnbetrieb, wie er 2019 erlebt werden konnte und wohl auch im Jahre 2020 zu sehen sein dürfte. Das Bild der Eisenbahn rund um Stolberg ist jedoch einem stetigen Wandel unterworfen.  Was uns heute noch alltäglich erscheint, kann sich ändern und bald schon Geschichte werden. Die häßliche Behelfsbrücke zum Mittelbahnsteig des Stolberger Hauptbahnhofs ist durch eine ebenso unbequeme Überführung in solider Stahlbauweise ersetzt worden, die im Laufe des Jahres 2020 durch eine Aufzuganlage möglicherweise auch noch barrierefreie werden könnte. Die Sanierung der EVS-Strecke zwischen Stolberg-Altstadt und Breinig  oder dem Ausbau des Stolberger Hauptbahnhofs zu einem regionalen Güterverkehrszentrum („Euregio Railport“) werden auch im Jahre 2020 Zukunftsprojekte sein, die zeigen, dass Veränderungen absehbar sind. Die anstehende Umstellung der Regionalbahnlinie 1 (ebenso wie der RE 4) auf RRX-Material, der neue Flixtrain und der ab Mitte Januar 2020 zu erwartende Einsatz eines ÖBB-Nachtzuges nach Brüssel werden neue Impulse im Zugverkehr bringen. Möglicherweise werden die Fahrgäste in absehbarer Zeit auch wieder von den unsäglichen DB-Regio-Elektrotriebwagen der BR 442 erlöst werden….
Deshalb sollte gerade auch das, was heute alltäglich und deshalb belanglos erscheint, immer wieder ein Foto wert sein.

Vielleicht kann der Fotokalender für das Jahr 2020 nebenbei den einen oder anderen Denkanstoß zur Eisenbahnsituation in Stolberg, zur Beschäftigung mit dem Hobby oder zum Umgang mit Erinnerungen und zur Bewahrung von Zeugnissen der Eisenbahngeschichte liefern. Vielleicht vermag auch mancher Berufseisenbahner zu erkennen, dass die Fotografen am Schienenstrang nichts Böses im Schilde führen, sondern nur die immer noch spürbare Faszination des Eisenbahnbetriebes bildlich darstellen und ihren Mitmenschen vermitteln wollen.

Der Kalender wird hier als pdf-Datei mit einer Größe von rd. 3,2 MB zum download angeboten, so dass jeder Eisenbahnfreund die Vorlage  zu einem gedruckten Kalender mit Spiralheftung oder in anderer Form eigenhändig oder mit der Hilfe des Grafikshops seines Vertrauens weiterverarbeiten kann.

Hier geht es zum download:

pdf_VorlageKalender_2020

Ich wünsche viel Spaß beim Anschauen – möge der Kalender einmal mehr ein gerne gesehener Begleiter durch das Jahr 2020 sein….

Roland Keller

Kurztrip ins Vogtland und ins westliche Erzgebirge im Dezember 2019

Nachdem schon beim „Frühschoppen für Eisenbahnfreunde“  am 15. Dezember 2019 u.a. über eine sächsische Schmalspurbahn im Vogtland berichtet wurde,  gab es in den vergangenen Tagen Gelegenheit, bei einer Reise ins Vogtland einige Eindrücke vom aktuellen normalspurigen Bahnbetrieb in dieser Region zu sammeln.

Bei der Anreise gelangen im Bereich des Frankfurter Flughafens von der Autobahn aus Schnappschüsse von einem in Richtung Köln sausenden ICE (oben) und von dem eigenwilligen Fraport-Transportmittel für den Personentransport im Bereich der Terminals (unten).

Die Stadt Eibenstock besaß einige Jahrzehnte lang einen unteren und einen oberen Bahnhof, die durch eine steile Stichstrecke verbunden waren. Wegen eines Talsperrenbaus musste diese Strecke schon 1975 aufgegeben werden. Das Bahnhofsgebäude des ehemaligen oberen Bahnhofs ist bis heute erhalten geblieben und wird derzeit als Blumengeschäft und Wohnhaus genutzt (oben). Die Erinnerung an den einstigen Bahnanschluss wird heute im Eibenstocker Stickereimuseum  durch eine Modellbahn aufrechterhalten, auf der der obere Bahnhof im Maßstab 1:87 weiterlebt (unten).

Der untere Bahnhof von Eibenstock, bei dem von der Strecke Adorf – Aue die Stichbahn zum oberen Bahnhof abzweigte, ist seit 1975 von einer Talsperre überflutet. Auch er ist im Stickereimuseum von Eibenstock auf der Modellbahn nachgebaut worden.

Im Bf. Weischlitz trifft die Elstertalbahn von Gera über Plauen auf die Strecke Plauen – Adorf -Eger. Die Strecke aus Gera endet heute an einem Stumpfgleis. Dort wurde am 19. Dezember 2019 ein zwischen Gera und Weischlitz pendelnder Triebwagen der ODEG angetroffen (oben). Auf der anderen Seite des stattlichen Bahnhofsgebäude wurde kurz danach ein von Plauen in Richtung Adorf fahrender Triebwagen der Vogtlandbahn aufgenommen (unten).

Der einstige Zonengrenzbahnhof Gutenfürst ist heute nur noch ein unbedeutender Durchgangsbahnhof zwischen Hof und Plauen. Am Vormittag des 19. Dezember 2019 wurde dort 187 116 vor einem ostwärts fahrenden Güterzug gesichtet (oben).
Am kurzen Bahnsteig des Bf. Gutenfürst wartete zu dieser Zeit der VT 113 der Erfurter Bahn, der wenig später als Regionalbahn nach Hof abfuhr (unten).

VT 113 der Erfurter Bahn auf der Fahrt von Gutenfürst nach Hof nahe der ehemaligen Zonengrenze. Bei dem mit Betonplatten befestigten Weg im Vordergrund handelt es sich um einen einstigen Kontrollweg der am „anti-imperialistischen Schutzwall“ tätigen Grenztruppen der DDR.

Dank des ehrenamtlichen Engagements der „Wisentatalbahn“ kann man am Bf. Mühltroff noch eine authentische Blicklichtanlage der Deutschen Reichsbahn antreffen, wie sie einstmals weit verbreitet war.

Auch der obere Bahnhof von Plauen/Vogtl. ist durch die Modernisierungen der Deutschen Bahn AG nicht schöner geworden. An der westlichen Bahnhofsausfahrt konnte am Nachmittag des 19. Dezember die ALEX-Lok 223 065 gesichtet werden (oben). Plauen oberer Bahnhof ist auch der Endpunkt einer Linie der Plauener Straßenbahn. Dort wurde der Triebwagen 203 angetroffen (unten), der zu den aussterbenden Restbeständen von Triebwagen aus der DDR-Zeit gehört. Dass ausgerechnet auf einer Straßenbahn Werbung für den Kauf von Autos gemacht wird, ist in Plauen kein Einzelfall…

Von dem in Plauen-Stöckigt gelegenen Aussichtsturm „Kemmler“ gelang am Vormittag des 20. Dezember 2019 über eine Entfernung von 9 km hinweg das Foto eines Triebwagens der Vogtlandbahn bei der Überquerung der Elstertalbrücke.

Im weiteren Verlauf des 20. Dezember 2019 wurde die Elstertalbrücke dann auch „aus der Nähe“ besichtigt. Beim Bf. Barthmühle (Strecke Gera – Plauen – Weischlitz) konnte die Elstertalbrücke mit zwei Triebwagen der Vogtlandbahn fotografiert werden (oben und unten).

Auf einer Autofahrt von Hof nach Bayreuth konnte im Bereich der Ausfahrt Marktschorgast auf der legendären „Schiefen Ebene“ ein in Richtung Neuenmarkt-Wirsberg fahrender Triebwagen von DB-Regio gesichtet werden. Auch wenn dabei ein netter Schnappschuss gelungen ist, will dennoch keine rechte Freude über das Foto aufkommen, weil der ältere Eisenbahnfreund mit dieser Fotostelle ganz andere, spektakulärere Motive assoziiert…

Ende

Bundesbahn-Nostalgie in Linz/Rhein

Bei einem Ausflug nach Linz am Rhein konnte der Eisenbahnfreund Peter-Josef Otten eine bemerkenswerte Vielfalt an Schienenfahrzeugen aus der Zeit der Deutschen Bundesbahn erleben.

Blick auf das Gelände des ehemaligen Bw Linz mit einem stattlichen Aufgebot an Fahrzeugen aus der Bundesbahnzeit.

Der Bahnhof Linz liegt an der rechten Rheinstrecke und ist Ausgangspunkt einer erst im Jahre 1912 eröffneten rd. 35 km langen eingleisigen Nebenbahn, die ursprünglich nach  Flammersfeld (Strecke Altenkirchen – Siershahn) verlief. Der Höhenunterschied zwischen Linz am Rhein und dem auf den Höhen des Westerwaldes gelegenen Kalenborn beträgt rund 300 m. Auf dieser Strecke waren zwei Zahnradbahn-Abschnitte mit zusammen 5.080 m Länge zu bewältigen, die größte Steigung beträgt 5,7 %. Diese Verbindung ist damit  eine der steilsten Strecken Deutschlands. Ab 1924 setzte die Deutsche Reichsbahn hier Tenderloks der Baureihe 94.5 (pr. T 16.1) mit Gegendruckbremse ein. Der Zahnradbetrieb wurde aber erst 1931 aufgegeben. Den Personenverkehr stellte die DB bereits 1960 ein. Bis 1995 gab es Güterverkehr zur Bedienung eines Basaltsteinbruches in Kalenborn, der zuletzt mit Dieselloks der BR 213 durchgeführt wurde. Nachdem die Deutsche Bahn AG  1997 die Strecke stilllegte, übernahm die private „Eifelbahn Verkehrsgesellschaft“ (EVG) 1998 die Strecke. Schon  1999 wurde zwischen Linz und Kalenborn ein touristischer Verkehr mit einem steilstreckentauglichen historischen Uerdinger Schienenbus (VT  98) aufgenommen, der bis heute floriert. Im ehemaligen Bahnbetriebswerk Linz hat die EVG einen Stützpunkt aufgebaut, von dem aus mittlerweile nicht nur die Fahrzeuge der „Kasbachtalbahn“ eingesetzt werden.
Am 24. November 2019 bot sich dort folgendes Bild:

Ausfahrt der Schienenbusse 798 752-2 und 798 729-0 von Linz in Richtung Kalenborn mit Blick auf die Burg von Ockenfels.

Blick aus dem Schienenbus auf die aus dem Rheintal auf die Höhen des Westerwaldes abzweigende Kasbachtalbahn. Linkerhand verlaufen die Gleise der rechten Rheinstrecke.

Am Ende der Steilstrecke liegt die Ortschaft Kalenborn. An der Bahnhofseinfahrt von Kalenborn wurden 798 752-2 und 798 729-0 am Ziel ihrer anstrengenden Bergfahrt aufgenommen.

Auf dem Bf. Linz traf Peter-Josef Otten u.a. die EVG-Lok 215 086-0 an, die u.a. für den Betrieb auf der Steilstrecke zugelassen ist (oben und unten).

Auch die EVG-Lok 212 309-9 präsentiert sich im klassischen roten Farbkleid der Deutschen Bundesbahn.

Auf den Gleisen der EVG konnte Peter-Josef Otten zusätzlich auch zwei Rangierlok-Klassiker der Deutschen Bundesbahn antreffen, die die EVG in ihrem traditionellen Farbkleid betreibt: 260 109-4 (oben) und 332 901-8 (unten).

Für die Bildspenden von seinem Ausflug nach Linz am Rhein danke ich Peter-Josef Otten an dieser Stelle ganz besonders herzlich. Mögen sie auch andere Eisenbahnfreunde animieren, einmal einen Ausflug mit dem Schienenbus von Linz nach Kalenborn zu unternehmen.
Wer gerne wandert, kann bspw. auch mit dem knatternden Schienenbus bergauf fahren und anschließend durch herrliche alte Laubwälder wieder ins Rheintal zurückwandern. Kurz vor Kasbach empfiehlt sich ggf. auch eine Einkehr bei der im Wald gelegenen Schänke der Steffes-Brauerei. In der Ortschaft Kasbach gibt es zusätzlich einen kleinen, fotogenen Viadukt und nahe des Friedhofes einen Aussichtspunkt, von dem aus man sowohl die Züge auf der rechten Rheinstrecke als auch die Schienenbusse auf der Steilstrecke gut fotografieren kann.

Neue Rüsttalbrücke (fast) fertig

Am 28. September 2019 wurde in Stolberg wieder ein Stück regionale Eisenbahngeschichte geschrieben. Auf der neuen Rüsttalbrücke wurden an diesem Tag die drei Fahrbahnträger montiert und die Brücke damit weitgehend fertiggestellt.
Schon in den vergangenen Tagen waren die drei einzelnen Fahrbahnträger und zusätzliche Bauteile für die Laufstege und Geländer der Brücke mit Spezialfahrzeugen auf dem Straßenweg zum ehemaligen Kalkwerksgelände am Gleisanschluss „Zur Mühlen“ transportiert worden. Dort wurden die einzelnen Bauteile anschließend zusammenmontiert. Schließlich standen drei einbaufertige Fahrbahnträger zum Einbau auf der Brücke bereit.

In der Zeit von 9:30 Uhr bis 16:00 Uhr wurden die Fahrbahnträger als Spezialtransport mit Überbreite einzeln vom Gelände des Gleisanschlusses zur Brücke gefahren, wo schon ein 500 t-Kran der Firma Wasel aufgebaut war. Zum Anheben der Fahrbahnträger hatte man noch einen Hilfsträger angefertigt, der jeweils auf den Fahrbahnträgern fest verschraubt wurde und den Ansatzpunkt für den Kranhaken bildete. Obwohl an diesem Herbsttag ein böiger Wind herrschte, konnten die jeweils rd. 53 t schweren Fahrbahnträger nacheinander auf die Widerlager  und Pfeiler aufgesetzt werden. Die Präzisionsarbeit bei der Herstellung und Vormontage der Fahrbahnträger und das Geschick des Kranführers sorgten für eine exakte und reibungslose Durchführung der Arbeiten. Gegen 11 Uhr fand dabei auch noch eine „Pressetermin“ statt.  Mit freundlicher Unterstützung der Euregio Verkehrsschienennetz GmbH konnte der Einbau des letzten Fahrbahnträgers fotografisch begleitet werden. Deshalb kann hier eine Fotoserie zu diesem denkwürdigen Augenblick präsentiert werden:

Blick vom nördlichen Widerlager der neuen Rüsttalbrücke auf die beiden bereits montierten Fahrbahnträger (oben und unten). Die Stahlkonstruktionen waren bereits in dem ansprechenden „EVS-blau“ angeliefert worden und geben der neuen Brücke ein freundliches Erscheinungsbild.

Blick vom südlichen Widerlager der neuen Rüstbrücke auf die beiden bereits montierten Fahrbahnträger.

Vom mittleren Fahrbahnträger aus zeigte sich zur Mittagszeit beim Blick nach Norden noch die Lücke, die durch den letzten Fahrbahnträger geschlossen werden sollte.

An der Baustelle lag bereits das „Präzisionswerkzeug“ für die Befestigung der Fahrbahnträger bereit: Maulschlüssel der Größe 41 – nichts für Heimwerker…

Transport des dritten Fahrbahnträgers vom Gleisanschluss „Zur Mühlen“ bis zur Brückenbaustelle.  Mehrere hundert Meter Rückwärtsfahrt des Tiefladers mit Überbreite – nichts für schwache Nerven. Der Fahrer meisterte seine Aufgabe jedoch sehr souverän…

Der dritte Fahrbahnträger ist an der Brückenbaustelle angekommen und wird vor dem 500 t-Kran platziert.

Aufsetzen und Verschrauben des Hilfsrahmens zum Anheben und Umsetzen des Fahrbahnträgers.

Umsetzen des dritten Fahrbahnträgers vom Transporter zur Brücke mit Hilfe des 500 t-Krans der Firma Wasel (oben und unten).

Einheben des Fahrbahnträgers auf die vorgesehenen Lagerpunkte an Brückenpfeiler und Widerlager (oben und 2x unten).


Millimetergenaues Einpassen der noch vom Kran gehaltenen Fahrbahnträger in die Lager der Brückenkonstruktion (oben und unten).

Erster Eindruck von der neuen Brücke: ein zeitgemäßes und ästhetisch ansprechendes Bauwerk (oben und unten).

Die Brückenfahrbahn ist durchgehend hergestellt (oben und unten). Im Endzustand wird hier das neue Gleis im Schotterbett verlegt werden.

Wie früher beim gemauerten Rüsttalviadukt, so ergibt sich auch bei der neuen Rüsttalbrücke der schönste Fotostandpunkt vom Feldweg auf dem Plateau der sanierten Halde aus (oben und unten). Wenn sich Eisenbahnfotografen noch etwas wünschen dürften, dann sollten hier rechts und links ein paar Bäume beseitigt werden, um die Schönheit und Ästhetik der neuen Rüsttalbrücke noch besser zum Vorschein zu bringen…. (träum)

Stolz weht die Fahne des Bauunternehmens Becker aus Meppen auf der neuen Rüsttalbrücke. Zu recht – hier können alle an der Realisierung des Brückenprojektes Beteiligten mit Stolz auf ihr gelungenes Werk blicken.  Möge die neue Brücke viele Jahrzehnte lang einem prosperierenden Bahnverkehr dienen!

Wenn man bedenkt, dass der alte Rüstbachviadukt erst im März dieses Jahres gesprengt wurde und nun die neue Rüsttalbrücke schon nahezu fertig gebaut ist, dann kann man der EVS und den von ihr beauftragten Firmen, allen voran dem Bauunternehmen Becker, nur gratulieren und Respekt zollen. Gerade im Vergleich zu vielen anderen Bahnbauprojekten in der Region wurde hier herausragendes geleistet. Und die Schlussarbeiten werden sicherlich auch noch in gewohnter Praxis zügig abgeschlossen werden.
Über einen evtl. Vergleich mit dem Bau des „Skywalks“ am Stolberger Hauptbahnhof wollen wir dann gleich den Mantel des Schweigens legen…